Die wahre Lehre - nach Mickymaus
Augenblick eines allgegenwärtigen Nirwanas, das andauert, ewig und ewig und ewig und ewig und ewig und ewig und ewig, und doch ist kein einziger Moment auf der Uhr der Unendlichkeit verronnen.
Es ist der Himmel.
Es ist die Hölle.
Und in demselben Augenblick, da sie zerfetzt, zersetzt und verstreut wird, wird sie aus der Unendlichkeit wieder zusammengefügt und neu geschaffen. Sie lebt wieder.
Sie tritt aus dem Teleporter. Sie leuchtet. Hände, Gesicht, Körper – alles leuchtet. Alle menschliche Schlacke wurde in dieser kurzen Vereinigung mit dem Universum verbrannt. Sie ist gereinigt. Sie ist erleuchtet. Sie ist heilig. Ihre Freunde haben Angst: was ist das? Nicht Zed. Ganz bestimmt nicht Zed. Das kann nicht ihre Zed sein. Doch sie steht mitten unter ihnen, fordert sie auf, ihren leuchtenden Körper zu berühren, und sie strecken die Hände aus, um sie zu berühren, sie gaffen sie durch das Leuchten an. Sie sehen. Dann streifen auch sie ihre edle edle Company-Kleidung ab und treten nackt in den Materietransmitter, um ausgelöscht zu werden, zerfetzt und zersetzt und verstreut durchs ganze Universum, um zu sterben, um wieder zu leben, als gereinigte, geheiligte Gestalten im warmen Tropfen eines verlassenen Parkhauses drunten im Barry-O: die Helle, die Schweigende, der Finstere, der Lachende.
Der Lachende? Der Junge, der sich Yoni nennt, versteckt sich vor den heiteren, strahlenden Geschöpfen, die Sekunden zuvor noch seine Freunde gewesen waren. Er verbirgt sich in den Schatten, die sie werfen. Er lacht nicht. Er hat Angst gehabt. Er hat Angst gehabt, sich im Feld des Materietransmitters aufzulösen, und er schleicht weg von der Gesellschaft der Heiligen hinunter durch die schallenden, tropfenden Stockwerke, verfolgt vom Duft der Gardenien, hinaus in den warmen Regen und die strömenden Straßen, wieder zurück durch die Gassen und über Treppen, hinauf zu den schimmernden Türmen von Hy Brazyl, der lachende Junge, der nie mehr lachen wird.
Von fünfen sind vier geblieben …
Jetzt haben sie sich neue Namen gegeben. Neue Namen für neue Orte. Neue Namen, geformt wie die Glasflügel der Corporadas oder die schillernden Gewölbe der Arkaden und Galerien oder der wolkenwandlerischen Terrassen und Simse. Sie alle nennen sich die Herren der Neuen Kirche.
Das Flüstern vertraulicher Gespräche füllt die Nischen der Neon- und Chrom-Cafes. Spritzer roter Farbe, hingesprüht über eine Wand im Korridor unten in der Wohnebene. Der Schlüssel für ein bestimmtes Datennetz mit Bleistift hingekritzelt auf eine öffentliche Fernkommunikationszelle. Papierschnipsel rutschen in tiefe Ausschnitte bis hinunter in Strumpfbänder, an Hosenknöpfen vorbei, hinter Gürteln hindurch, zu afrikanischen Ohrreifen, in Brustbeutel. Die Herren der Neuen Kirche. Meistens ziehen sie so schnell dahin wie Septemberwolken und scheiden sich an der Frage des Wölbungsgrads der Rundbogen. Diejenigen, die sagen que? Was für ein Schrott (in doppeldeutiger Anlehnung an die alten Automobile in Aurelians zweiundzwanzigstöckigem Reich). Und sie sagen qui, neh! Keine Zeit für diesen Schrott muß arbeiten muß spielen muß leben muß lieben, muß das Leben in luftiger Höhe leben, man geht diesen Weg nur einmal, Compadre, laß uns feiern! Nimm dir einen Drink einen Joint einen Schuß einen Kaustengel einen Tanz. Wir sind die Leute der Company.
Doch für ein paar wenige ist das Flüstern unvergeßlich. Die roten Slogans tröpfeln in die Phantasie ein und sagen Geh den Weg, der nicht der Weg ist. Den Weg, den nur wenige vor dir gegangen sind, heraus aus deinen Corporadas, aus dem Licht in die Schatten unter den Wolken, wo das hellere Licht wartet. Und sie betrachten ihre Traum-Schau-Türme, und sie sagen – Hesus, ist das alles? Arbeiten für etwas zum Spielen zum Beißen zum Bumsen zum Feilschen zum Fälschen zum Leben zum Sterben, für die (von der Wiege bis ins Grab) ruhmreiche die großzügige die wundervolle Company? Und sie sagen – ich gehe den Weg, der nicht der Weg ist, ich werde diesen Schlüssel benutzen, ich werde diese Adresse besuchen, ich werde über den schmalen und gewundenen Pfad gehen zwischen den Todestropfen und den GIGO-Datenblöcken und den blinden Korridoren, die in der Luft enden, die in eine Dunkelheit führen, die besser als jedes Licht ist.
Und dann finden sie dort draußen die Herren der Neuen Kirche. Hingelümmelt auf weichen Sitzkissen. Im Lotussitz beim Kaffee auf Glasgalerien, die Wolken gute zwei Kilometer
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