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Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Titel: Die wahre Lehre - nach Mickymaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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Hingabe daran respektiere und schätze, daß irgend etwas daran sein muß – sie ist schließlich kein Dummchen), aber Adrian strahlte etwas aus, dem man sich nicht entziehen konnte. Eine Aura, eine magnetische Kraft oder so etwas. Bei unserem Rundgang durch sein barockes, hochherrschaftliches Haus forderte er mich auf, ein Artefakt eingehender zu betrachten, und rief mich zu diesem Zweck mit einem Fingerschnalzen zu sich, bei dem ich die Kraft fast körperlich spürte. Ich wußte nicht, was er alles besaß, und wenn ich es gewußt hätte, hätte ich sicher nichts davon haben wollen, aber in einem Punkt hatte ich keinerlei Zweifel: Er hatte es. Ich fragte mich, wie Bullivant wohl auf ihn reagiert hätte.
    Während der Betrachtung von chinesischen Messingarbeiten drehte sich der Baron unvermittelt zu mir um. »Also, was wollten Sie noch mal, Michael?«
    »Ein Buch. Die Twaschri-Mysterien …«
    »Von de Bowden.« Seine Augen leuchteten auf. »Ihr Freund hat einen guten Geschmack.«
    »Sie kennen es?«
    »O ja. Gedruckt in Bombay im Jahre 1824 in einer limitierten Auflage von fünfhundert Exemplaren. Nach dem Druck entschieden die christlichen Behörden«, und hier leckte er sich mit einem ziemlich finsteren Ausdruck des Mißfallens über die Lippen, »daß das Buch gotteslästerlich sei, und alle Exemplare wurden vernichtet.«
    »Oh!« entfuhr es mir und Juli gleichzeitig.
    »So dachten sie wenigstens.« Er lächelte. »Eine Kiste mit zehn Exemplaren war aber bereits auf dem Weg nach England. Drei davon besitze ich.«
    »Tatsächlich? Wären Sie bereit, eins davon zu verkaufen?« fragte ich.
    »Das wäre ich. Mit wieviel hat Sie Ihr exzentrischer Freund ausgestattet, um diese Anschaffung zu finanzieren?«
    Mir schien es sinnlos, zu lügen. »Einhundert Pfund.«
    »Geben Sie sie mir.« Er blätterte durch die Banknoten.
    »Ich werde fünfzig Pfund für das Buch nehmen, da ich noch zwei weitere Exemplare davon besitze und es für ein zwar interessantes, aber törichtes Werk halte; aber wer weiß schon, wonach der Sinn eines Menschen steht? Sie beide können sich dreißig Pfund sozusagen als Finderlohn teilen und zwanzig Pfund an diesen Bullivant zurückschicken, um ihm zu zeigen, welchen guten Fang Sie für ihn gemacht haben. Und ich bin überzeugt, daß über diese Regelung alle Beteiligten glücklich sein werden. Wollen wir jetzt Tee trinken?«
     
    »Also, ich kann mich über den Baron nicht beschweren«, sagte ich, als wir über die Hügel Hollywoods zurückfuhren.
    »Du gefällst ihm«, sagte sie stolz. »Das macht viel aus.«
    »Wahrscheinlich schon«, sagte ich und dachte an das sonderbare kleine Buch, das wir gekauft hatten und von dem Adrian drei Exemplare besessen hatte. Drei von zehn! »Und wenn es nicht so gewesen wäre, hätte er mich dann in eine Kröte verwandelt?«
    »Über solche Dinge solltest du nicht sprechen«, sagte sie ruhig. »Würdest du mir einen Gefallen tun?«
    »Klar.«
    »Bleib heute nacht bei mir und schlaf im Gästezimmer. Ich möchte mir morgen mit dir das Buch ansehen, bevor du es wegschickst.«
     
    Das Unterfangen war eine Enttäuschung. Ich blieb tatsächlich im Gästezimmer, was ich wohl auch nicht anders erwarten konnte, und das Buch erwies sich als langweilig. Es beschrieb eingehend die Entwicklung eines mystischen Kults in Indien während der Zeit der napoleonischen Kriege; angebetet wurde dabei Twaschri, eine Hindu-Gottheit der Wissenschaften. Vieles davon war obskur und offensichtlich tendenziös dargestellt, so als ob de Bowden selbst wirklich an den Kult geglaubt hätte. Es waren langatmige Anrufungen an die Gottheit, Wort für Wort wiedergegeben, es gab seitenweise komplizierte Rituale, merkwürdige rassistische Schmähreden – gegen die Moslems und die Briten –, uninteressante Ahnenforschungen und fragwürdige Symbole, die angeblich die Mysterien versinnbildlichten: das feurige Tor, das Rad der Vernichtung, das Schwert der Zeit, die juwelenbesetzte Krone, sprechende Statuen. Die ganze Abhandlung war verworren, etwa wie die Nazi-Machwerke, die einen nicht existierenden Judenhaß des Mittelalters nachweisen wollten. Ich schüttelte den Kopf, schickte das Buch und die zwanzig Pfund mit der Post an Bullivant und vergaß die ganze Sache bald darauf.
     
    Vier Jahre später erhielt ich eine Einladung als Gastdozent nach Manchester, und als ich mich gerade auf die Reise vorbereitete, rief mich Juli an.
    »Wirst du diesmal schreiben?«
    »Natürlich werde ich das. Ich werde ein

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