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Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Titel: Die wahre Lehre - nach Mickymaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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sondern ein Tönen, unheimlich durchdringend und disharmonisch. Es floß schließlich in einen einzigen, widerlichen Akkord zusammen. Es hing schmerzlich-schrill in der Luft, es schien aber auch aus dem Berginnern zu grollen. Die Felsen bebten und das Meer. Das Pfeifen deuchte die ganze Welt auszufüllen. Die Sonne verdunkelte sich.
    Deodatus ließ die Lanze mit der Beute fallen und griff unter den Helm, um sich die Ohren zuzuhalten, doch es half nichts. Tönte es nur in seinem Kopf? Die beiden Hunde heulten augenscheinlich auch, doch er hörte nichts anderes als den Mißton, er sah nur das zuckende Klappen ihrer Schnauzen.
    Eben hatte sich Deodatus wieder umgedreht, als der Ton abrupt abbrach.
    Er stand noch und überlegte, als ein neues Lautgemisch heranhallte, diesmal gedämpfter und räumlich begrenzt. Nichtsdestoweniger begrub es das Blättergezischel des Lorbeers, das Plätschern des Baches, das Krächzen der Raben und das verhaltene Rauschen des Meeres hinter dem hohen Riff unter sich. Da es gar nicht laut war, was die vertrauten Geräusche erstickte, kam der Ritter sich jetzt fast taub vor.
    Doch es lag nicht an seinen Ohren. In einiger Entfernung bildete sich aus dem Nichts eine schwarze Wolke, rund, und sich ständig verändernd. Sie quoll nach allen Seiten, um endlich in langsamen, faulen Bewegungen zu pulsieren.
    Die formlose Schwärze wich nebligen Konturen, wie man sie in einer Wolke noch nicht gesehen hatte, und den Rand des Gewölks umsäumte eine Art Regenbogen.
    Die Konturen verdichteten sich. Ein grünliches Schuppenkleid wurde sichtbar, ein schreckliches Horn zeigte sich auf einem wippenden Hals, mit ihm zusammen ein vogelähnlicher, klaffender Schnabel und zwei Reihen kleiner, doch sehr spitzer Zähne und hinter dem Rachen links und rechts ein blutrotes Auge. Vor Deodatus befand sich der dritte Drache. Diesmal ein lebender, kolossal und fürchterlich.
    Der lange Kopf schwenkte auf dem Hals nach beiden Seiten aus, abwechselnd mit dem einen und dem andern Auge nach vorn starrend. Dabei wippte der Kopf jedesmal abwärts und schien im Begriff, auf die schuppige Brust zu kippen. Schwache Hinterbeine konnten das Gewicht des Rumpfes nicht halten, das Monster stützte sich zusätzlich mit seinen großen, lederartigen Flügeln ab, die nach vorn in je drei bewegliche Krallenfinger ausliefen.
    Der Drache war genauso perplex, wie der Ritter entsetzt war. Hektisch, doch vergeblich mühte sich der Kopf, etwas Bekanntes und Vertrautes zu sehen, vielleicht auch mit der Luft zu schmecken, doch fand er nichts, was sein Gehirn verstand. Verstört ortete er den unbekannten Eindruck des zweibeinigen Tieres und der komischen kleinen Wesen, deren Gezeter ihm schmerzlich in den Ohrenhäutchen lag.
    Wir können nur schwer beschreiben, welches Tohuwabohu von Gefühlen den jungen Ritter jetzt durchfuhr. Bestürzung, ratloses Entsetzen, Gewissensbisse wegen des verfrühten Siegesgejauchzes und stumpfer Fatalismus. Er hatte eine Sünde begangen aus unmäßigem Stolz, altklug handelte er dem Verbot des Großmeisters zuwider – und das ist also die Folge. Das dritte Ungeheuer vernichtete der Herr nicht. Es würde seinerseits nun den Frevler umbringen. Denn wie der Herr weiß, läuft ein de Gozon vor der Gefahr nicht weg.
    Ganz nahe vor sich den Drachen, ließ der Edelmann mutlos den Kopf hängen. Das Scheusal hob die Flügel, schwang sie und setzte ungeschickt auf kümmerlichen Beinen zu einem Sprung an. Zuerst besannen sich die Hunde. Als sie sahen, daß ihrem Herrn Gefahr drohte, sprangen sie an dem Feindwesen hoch, umkreisten es und schnappten nach den Hinterfüßen. Daß sie den Flügelschlägen ausweichen mußten, brachte sie zur Raserei. Der eine Rüde verbiß sich in einer Drachenklaue, der andere sprang direkt auf den zugeklappten Rachen zu. Blitzschnell federte der Echsenkopf herab, die Rachenschere schnappte auf und zu, und ein roter Blutstrom sprudelte auf beiden Seiten aus dem Maul. Das Pteranodon schmeckte das warme Blut – sicher, es war ein anderer Saft als das Süßblut der Fischsaurier –, aber warum nicht? Kauend begann es die Beute zu vertilgen. Der erste Rüde vergrub die Zähne noch wilder in den Fuß; da sauste schon der Flügel hernieder, und das unglückliche Tier rollte voll getroffen mit gebrochener Wirbelsäule beiseite.
    Zum zweiten Mal an diesem Tage hatten die vierbeinigen Diener dem jungen Herrn gezeigt, was Todesmut ist.
    Die fast lässige Selbstverständlichkeit, mit der das Vieh die klugen

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