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Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Titel: Die wahre Lehre - nach Mickymaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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ich fand mich im Laboratorium auf Knien und Händen, zitternd und schwitzend von dem Verfall und Ekel meiner Zeit. Ich spürte wieder den sicheren stetigen Griff der Zeit nach meinem Herzen wie eine Krankheit und wußte, daß ich wieder zu Hause war. In meinem Innern fühlte ich das vollendetste aller Kunstwerke, eine echte Träne des Mitleids für einen anderen – er war schlimmer dran als ich –, und dieser teuerste aller Edelsteine, das Destillat von all meinem Schmerz, meiner Liebe und meinem Verlust, rann mir über die Wange und tropfte auf eine Kachel.

    »Du liebe Zeit! Er ist nackt!«
    »Oh …«
    »Steh auf! Hör auf, dich selbst zu bemitleiden! Was hast du denn bloß angerichtet?«
    »Ich …«
    »Ach, ich will’s gar nicht wissen. Wo ist das Geld?«
    »Geld …?«
    »Das Geld, das Geld! Du hast es ihm doch nicht etwa dagelassen!«
    »Doch, er … er muß es haben.«
    »Du lieber Himmel. Es ist genug für ein Schloß! Weißt du, was du da getan hast? Er wird keine einzige Note mehr schreiben!«
    »Doch, er wird – Schuld an Gott – und es ist mir egal, er verdient mehr als … als diesen billigen Leichenwagen im Regen, am Grab nur die Totengräber, ich … ich … ich will nicht der gewesen sein, der ihn betrügt …«
    »Idiot! Du verstehst überhaupt nichts!«
    Aber ich hatte schon verstanden. Und tagelang erfreute ich mich an der Vorstellung von ihm, wie er mit Freunden im Café saß, heiter und friedlich, frei von den Ansinnen aller Impresarios. Ich war so sicher, daß ich nicht einmal seine Biographie nachprüfte.
    Dann hatte ich einen Traum. – Ich sah Mozart, immer noch in meinem düsteren Kostüm, gebieterisch zur Rauensteingasse schreiten und hart an die Tür klopfen. Der Komponist Herr W. Mozart öffnete bleich und verstört. Mozart forderte das Requiem. »Die Zeit wird knapp«, sagte er. Der Komponist fuhr sich mit der Hand durch sein schütteres Haar. Bald, bald. Mozart zog eine goldene Uhr heraus und runzelte die Stirn. »Die Zeit wird knapp.«
    Als ich erwachte, war mein Gesicht tränenfeucht. Ich akzeptierte. Ich wußte, daß ich die schwerste Lektion des Lebens endlich begriffen hatte.
     
    Originaltitel: ›Amadeus‹
    Copyright © 1980 by Robert Silverberg
    (erstmals erschienen in ›New Dimensions‹ 10)
    mit freundlicher Genehmigung der Autors und der Agentur Luserke, Friolzheim
    Copyright © 1991 der deutschen Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Dagmar Kreye
    Illustriert von Jobst Teltschik

 
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James Stevens
Seelenretter
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    D as Stirnband hat sich auf eine sehr tugendhafte Lobet-den-Herrn-Musik eingestellt. Sie wiegt richtig meine Seele, und ich bin Howie Happy. Dann schaltet sich plötzlich die Stimme unseres Dienstleiters ein, um mitzuteilen, daß Fabiola und ich gesucht werden. Ein T.d.e.H. im Caserio Madre Teresa, dem Projekt zur Beseitigung der Super-Slums, das sie 2085 eingerichtet haben. Heute, nur drei Jahre später, ist es der schlimmste Slum auf der Insel. Sie sagen, unter den Armen herrscht wirklich Clive Claustrophobia, und ich kann’s mir vorstellen. Der Rest von uns lebt schon wie Sammy Sardine.
    Wenn die Sirene heult, kann man auf dem elevado durch den Verkehr jagen, was einer der Gründe dafür ist, daß ich gern steuere. Aber dann muß man über die Rampe auf Bodenhöhe und durch den verfluchten Mob kriechen. Seht euch um. Verwüstete Parks und Spielplätze, Graffiti an den Gebäuden und Mauern. Der krankhaft süßliche Gestank von Abfall. Verkrüppelte Bettler. Abgemagerte Kinder mit dicken Bäuchen. Es ist zum Verzweifeln, wie langsam diese armen Leute aus dem Weg gehen, selbst wenn wir abschreckende Obertöne zur Sirene hinzuschalten. Man sieht sie unter dem Druck auf ihren Trommelfellen zusammenzucken, aber niemand geht sonderlich weit zur Seite. Wenn wir uns hindurchzwängen, schlagen sie gegen die Flanken unseres Wagens.
    Zorn ist eine Sünde, aber ich kann sie vergeben. Es ist höllisch, hungrig und Harvey Hopeless zu sein. Es gibt so viele von uns, und nur so verdammt wenige kommen zurecht. Trotzdem, man kann Sünden vergeben, aber man kann sie nicht für rechtens erklären, nicht wahr? Nehmen wir meine Mutter. Sie wurde in einem Projekt wie Madre Teresa geboren, aber sie fand einen Ausweg. Was beweist, daß der Glaube einem zum Durchhalten verhilft. Ich meine, Gott sieht sogar, was die Lilien auf dem Feld brauchen, nicht wahr? Und Gott hilft ihnen.
    Das Apartment ist erstaunlich

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