Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)
werden. Am Strand rieselt dann Sand ins Loch zurück. Beim Geld zerrinnen entsprechend Teile des Vermögens und schütten dabei das Schuldenloch teilweise zu.
Der Unterschied zum Strand ist nur, dass man dort mit dem Buddeln einfach aufhören kann, sodass die Spannungen nicht mehr zunehmen.
Geldmengen und Schulden dagegen sind zu dauerndem Wachstum verdammt – und genau dies werten wir als eine ernst zu nehmende Konstruktionsschwäche unseres Geldsystems. Leider widmet dieser Schwäche bisher kaum jemand seine Aufmerksamkeit. Stattdessen empört man sich über Symptome und versucht an ihnen herumzukurieren.
Eines dieser Symptome sind die überbordenden Staatsschulden, auf die wir im übernächsten Kapitel eingehen. Vorher wollen wir aber noch die Frage untersuchen, ob sich hinter dem stetigen Geld- und Schuldenwachstum etwa ein Schneeballsystem verbirgt.
1 Der Vollständigkeit halber weisen wir noch einmal darauf hin, dass es sich bei den gezeigten Geld- und Schuldenmengen ausschließlich um jene Bestände handelt, die sich in den Bilanzen der Banken befinden. Darüber hinaus gibt es zwar – wie bereits erwähnt – noch weiteres Geldvermögen und auch noch weitere Schulden, etwa wenn Privatanleger oder Unternehmen Staatsanleihen besitzen oder wenn sich Unternehmensanleihen in Besitz von anderen Unternehmen oder Privatanlegern befinden. Aber auch wenn man solche Bestände berücksichtigt, behalten die gezeigten Zusammenhänge ihre volle Gültigkeit. Und da die Bilanzen der Banken die Dreh- und Angelpunkte unseres Geldsystems sind, ist gerade der Blick auf diese Bilanzen von zentraler Bedeutung. Oder um es nach Goethe zu formulieren: Der auf die Bankbilanzen fokussierte Blick lässt uns in Bezug auf das Geldsystem „jederzeit das Ganze überschauen, ohne dass wir es nötig hätten, uns durch das Einzelne verwirren zu lassen“
.
ER ROLLT
UND ROLLT
UND ROLLT
„EINE LÜGE IST WIE EIN SCHNEEBALL: JE LÄNGER MAN IHN WÄLZT, DESTO GRÖSSER WIRD ER.“
–
Martin Luther
Dieser Ausspruch Luthers ist für uns sogar in zweierlei Hinsicht interessant: Erstens trifft er auch auf die Unwahrheiten zu, die seit jeher über Geld verbreitet werden – auch sie werden durch langes Wälzen eher größer als kleiner. Zweitens spielt Luther hier auf eine interessante physikalische Eigenschaft an, die wir nun in den Vordergrund stellen wollen – eine Eigenschaft, die den Schneeball zum Namensgeber für bestimmte von Menschen ersonnene Konstrukte gemacht hat, die nur funktionieren, solange sie wachsen. Deshalb nennt man sie Schneeballsysteme.
Ihre Erscheinungsformen sind vielfältig und reichen von einfachen Kettenbriefen, die sich Schüler spaßeshalber zuschicken, bis hin zu betrügerischen Anlage-Pyramiden, die nur das Ziel haben, unter dem Vorgaukeln hoher Renditen möglichst viel Geld von Investoren zu ergaunern. Eines aber haben all diese Systeme gemeinsam: Sie benötigen eine ständig wachsende Zahl an Teilnehmern oder immer höhere Summen an Geld, damit sie funktionieren.
Nach allem, was wir bisher beschrieben haben, ist zu vermuten, dass diese Eigenschaft auch auf unser Geldsystem zutrifft. Und tatsächlich zeigen wir in Anhang 9 : Dieses System könnte nur unter sehr speziellen Voraussetzungen auch ohne Wachstum auskommen – möglicherweise sogar nur theoretisch. Man kann ihm deshalb durchaus einen Quasi-Schneeballcharakter zuschreiben. Das bedeutet, ihm fehlt genauso die Nachhaltigkeit wie anderen Schneeballsystemen auch. Ungesetzlich ist es trotzdem nicht, im Unterschied zu jenen Schneeballsystemen, die zum Beispiel in Deutschland als sittenwidrig gelten und deren Organisatoren deshalb bestraft werden. Das Schneeballsystem Geld wird vielmehr ausdrücklich vom Staat geduldet und sogar gefördert.
In diesem Punkt gleicht es übrigens der gesetzlichen Rente, deren Finanzierung bei genauer Betrachtung ebenfalls einen Schneeballcharakter hat: Die laufenden Renten werden aus den Beiträgen der aktuell arbeitenden Bevölkerung bezahlt. Das funktioniert gut, solange die Menge der Beitragszahler wächst. Sobald sie aber abnimmt, gibt es ein Problem, weil dann immer weniger Zahler immer mehr Rentner zu finanzieren haben. Und genau daran krankt unsere gesetzliche Rente.
Deshalb werden die Deutschen auch schon seit Jahren dazu angehalten, sie sollten zusätzlich zur gesetzlichen Altersvorsorge eine private betreiben, etwa mit der Riester-Rente. So riestern nun alle wie die Weltmeister und ahnen gar nicht, dass sie sich
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