Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)
– Depression mit steigender Arbeitslosigkeit und Armut – verantwortlich sein möchte. Nur mit der vagen Aussicht darauf, dass es danach wieder besser wird, lassen sich schließlich keine Wahlen gewinnen.
Einen anderen Ausweg außer den beiden genannten, also Entzug mit seinen fatalen Folgen oder Weiterspritzen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag, gibt es leider nicht. Auch dies halten wir für eine Wahrheit über Geld – sogar für eine sehr wesentliche.
Sie dürfte allerdings den meisten Leuten nicht gefallen. Vor allem vielen Politikern darf man sie nicht offenbaren, denn diese wollen in der Regel nur von Leuten beraten werden, die ihnen sagen, wie es besser wird. Stellen Sie sich einmal einen Berater der Kanzlerin oder des Kanzlers vor, der nur diese beiden Alternativen aufzeigte. Er würde vermutlich schnell zum Teufel gejagt. Deshalb sind Politiker in der Regel nur von Leuten umgeben, die ihnen zum Weiterspritzen raten, dabei aber für sich behalten, dass es sich nur um Drogen handelt, die den Patienten nicht heilen.
Dass die Spritzen tatsächlich bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag wirken, ist natürlich unwahrscheinlich. Wie beim Euro lässt sich jedoch nicht seriös voraussagen, wie lange es dauert, bis der Kollaps kommt. Einige Crashpropheten sehen den Untergang seit Jahrzehnten unmittelbar bevorstehen, ohne dass er bisher eingetreten wäre, und es wird möglicherweise auch noch Jahrzehnte dauern, bis es dazu kommt. Schließlich gibt es immer noch Möglichkeiten des Hinauszögerns. Sicher ist nur dies:
Die Krisen werden häufiger und die Dosis der Anti-Krisen-Droge muss jedes Mal erhöht werden, damit sie noch wirkt. Auch dies ist ein Symptom von Inflation.
Und wie schon erwähnt, dürfte das große Endspiel ums Geld vermutlich erst viel später ausgetragen werden als das kleine Finale um den Euro. Am großen Finale wird auch die restliche industrialisierte Welt beteiligt sein – also außer Europa vor allem die USA und Japan. Ob gleichzeitig oder nacheinander, das wird man sehen, wenn es so weit ist.
Für Deutschland könnte sich das Endspiel sogar umso länger hinauszögern, je früher der Euro untergeht. Denn als einer der weltweit letzten Stabilitätsanker wird die Bundesrepublik länger durchhalten können, wenn es den Euro mit seinen hohen Rettungsschirmkosten nicht mehr gibt.
Ein weiterer Aspekt:
Die Banken werden immer mehr unter Staatseinfluss geraten, ja geraten müssen.
Denn schon in der nächsten größeren Krise werden kaum noch Privatinvestoren zur Bankenrettung bereit oder in der Lage sein. Insofern dürfte sich die Frage gar nicht mehr stellen, ob Banken von der Politik aus freien Stücken heraus verstaatlicht werden sollten. Es wird scheibchenweise ohnehin zwangsläufig geschehen.
Da aber die meisten Regierungen ihrerseits nicht mehr an genügend Geld kommen, werden die Notenbanken – und die mit ihnen verbundenen Organisationen wie der IWF – immer stärker in die Bresche springen und das Geld dafür bereitstellen müssen. In dieser Hinsicht ähnelt das große Endspiel also – wie schon erwähnt – dem kleinen:
Die Notenbanken werden als letzte Bataillone in der Schlacht ums Geld aufs Feld geschickt. Denn nur sie haben noch die Waffen (die Möglichkeiten zur unbeschränkten Geldproduktion), die den Akteuren an den Finanzmärkten den nötigen Respekt abverlangen.
Dieser Trend ist im Übrigen auch schon seit Jahren zu beobachten: So haben sich die Bilanzsummen – das sind die Werte aller Posten, die in der Bilanz erfasst sind – der fünf großen Notenbanken in den USA, Japan und Europa 8 seit Beginn der Finanzkrise mehr als verdoppelt. Manche Experten gehen zwar davon aus, dass diese Luft wieder abgelassen werden könnte. Wir meinen aber, dass sogar das Gegenteil erforderlich ist:
Die Notenbanken müssen immer größere Teile der wachsenden Geld- und Schuldenmengen aufnehmen, um den Systemzusammenbruch möglichst lange aufzuschieben. Mit anderen Worten: Sie werden immer mehr Geld produzieren.
Möglicherweise werden sie dabei auch zunehmend ihrer „Unabhängigkeit“ gegenüber den Regierungen beraubt, die ihnen in vielen Ländern – zumindest auf dem Papier – noch garantiert wird. Japan ist dafür ein Beispiel. Dies gilt umso mehr, als die Finanzierung der Staaten ein wichtiges Einsatzgebiet der Notenbanken sein wird. Woanders können sich Regierungen schließlich immer weniger Geld leihen, weshalb ihnen die Notenbanken immer mehr davon geben müssen. Rechtschaffene
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