Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)
Einsturz zuzulassen, graben und schütten Regierungen und Notenbanken fleißig mit.
Droht der Geldvermögensberg etwa einzustürzen? Kein Problem, dann machen wir halt einfach so viel neues Geld, bis die Einsturzgefahr gebannt ist und der Berg weiter wächst. Dass damit auch das Schuldenloch immer tiefer wird, liegt in der Natur der Sache – denn ohne neue Schulden gibt es schließlich kein neues Geld.
Der normale Bürger reibt sich verwundert die Augen und fragt: „Wie kann eine Krise, die auf zu vielen Schulden basiert, mit noch mehr Schulden bekämpft werden?“ Sie kann! Und mehr noch: Es ist sogar die einzig brauchbare Waffe in diesem Kampf.
Auf einem anderen Blatt steht, dass dadurch Kollateralschäden entstehen und Spätfolgen drohen, wie wir gleich noch zeigen werden. Zunächst aber ist es eine unverrückbare Tatsache, dass ein System, welches auf steigende Geld- und Schuldenmengen angewiesen ist, bei drohendem Einsturz nur dadurch aufrechterhalten werden kann, dass man für ebendiese steigenden Geld- und Schuldenmengen sorgt.
Genau dies wird in den Industrieländern schon seit Langem praktiziert – und zwar nicht erst seit Ausbruch der Finanzkrise. Es ist exakt der Faktor, den wir im ersten Teil des Buches beschrieben haben. Er ist dafür verantwortlich, dass Geld- und Schuldenmengen in den Industrieländern seit Jahrzehnten stetig wachsen, ohne zwischenzeitlich in sich zusammenzubrechen. Letzteres geschähe nämlich, wenn man die Entwicklung sich selbst überließe.
Der Vorteil dabei ist, dass seither auch die reale Wirtschaft in der Regel mit einem blauen Auge davonkommt. Wirtschaftliche Abschwünge bleiben stets überschaubar, wie etwa eine Übersicht der britischen Fondsgesellschaft Fulcrum Asset Management zeigt. Demnach gab es in den Industrieländern im gesamten vergangenen Jahrhundert insgesamt 58 wirtschaftliche Depressionen. Nur zwei davon fanden aber in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts statt – in einer Zeit also, in der man die Waffe „noch mehr Geld und noch mehr Schulden“ weltweit bereits konsequent einsetzte. 7
Seitdem also die Geldkanonen feuern, sind solche Depressionen fast vollständig ausgeblieben – wenn auch nur auf Kosten erheblicher Nebenwirkungen. Zu denen gehört, dass die Geldmassen an den Finanz-, Rohstoff- und Immobilienmärkten immer wieder Blasen aufpumpen, die irgendwann platzen. Das ist zwar unangenehm, mag aber noch hinnehmbar sein, sofern man dafür eine große Depression vermeidet. Und selbst wenn ein allgemeines Preisfieber ausbräche, könnte man immer noch sagen: Lieber eine Inflation als eine Depression.
Schwieriger wird eine Bewertung, wenn es um die langfristigen Risiken geht, denn eines kann man schon an der Geld- und Schuldengrafik ablesen:
Je höher der Geldvermögensberg aufgetürmt wird, desto größer wird die Fallhöhe. Das heißt:
Wenn
es einmal kracht, dann kracht es besonders heftig.
Jede Regierung und jede Notenbankführung kann also nur hoffen, dass der Kollaps nicht ausgerechnet sie trifft. Deshalb setzen die Herrschaften alles daran, den Absturz immer wieder hinauszuschieben.
Dies kann man ihnen nicht einmal verübeln, denn vermutlich würden die meisten von uns ähnlich handeln. Oder wie würden Sie entscheiden, liebe Leserinnen und Leser, wenn man Sie vor die Wahl stellte, entweder sofort zu sterben oder – sagen wir – in zehn Jahren? Vermutlich würde sich jeder für später entscheiden, zumal ein Ende in zehn Jahren nicht sicher ist. Vielleicht lässt es sich noch einmal verschieben und dann noch einmal und noch einmal?
Politiker und Notenbanker sind letztlich auch nur Diener des Systems und tun das, was von ihnen verlangt wird. Die meisten von ihnen durchschauen die Zusammenhänge vermutlich nicht einmal, da sie ja auch nur kleine Zahnrädchen im großen Getriebe sind.
Anders als in der Eurofrage urteilen wir hier also relativ milde über unsere Politiker, denn sie mögen zwar die Verantwortung für die Fehlkonstruktion Euro haben, nicht aber für unser gesamtes Geldsystem. In dieses wurden auch sie nur hineingeboren.
ALLES HAT EIN ENDE
Wie geht es nun aber weiter? Ganz einfach: bis auf Weiteres wie bisher. Immer dann, wenn der drogensüchtige Patient Entzugserscheinungen bekommt und zusammenzubrechen droht, erhält er neue Geldspritzen, die ihm wieder auf die Beine helfen.
Ihn bewusst auf Entzug zu setzen, wäre zwar theoretisch möglich, wird aber praktisch nicht passieren, weil niemand für die verheerenden Folgen
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