Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)
der Geldherstellung: wird für Geschäftsbanken erschwert, aber nicht für Zentralbanken.
2.Wachstumsdruck durch Geldhortung und Zinseszins (OnkelDagobert-Effekt und achtes Weltwunder): kein Einfluss.
3.Titanic-Effekt aus Bruchteil-Banking: wird abgeschwächt.
Schwundgeld
Dieser Vorschlag nimmt jenes Problem in Angriff, das die Vollgeld-Verfechter noch außen vor lassen: den Wachstumszwang, der sich aus der Geldhortung und dem Zinseszins ergibt, also Risiko Nummer 2. Die Schwundgeld-Anhänger wollen diesem Druck mit einer Gebühr begegnen, die auf das Halten von Bargeld und Buchgeld erhoben wird. Im Prinzip fordern sie damit einen negativen Zins – also eine Art Strafzins – auf Geldbesitz. Damit wollen sie erreichen, dass Geld möglichst schnell wieder ausgegeben und nicht gehortet wird. „Umlaufsicherung“ nennen sie das auch.
In der Praxis könnte dies beispielsweise dadurch geschehen, dass Geldscheine nur für eine gewisse Zeit Gültigkeit hätten. Um die Gültigkeit zu verlängern, müsste man immer wieder Wertmarken kaufen und sie auf die Scheine aufkleben. Und beim Buchgeld könnte die Gebühr direkt vom Konto abgezogen werden.
Es mag Sie überraschen: Ausgerechnet dieser Vorschlag, der auf den ersten Blick abwegig und unpraktikabel erscheint, wird im kleinen Rahmen schon praktiziert. In einigen Gebieten gibt es sogenannte Regionalwährungen, die nach genau diesem Prinzip funktionieren. In Deutschland gehört dazu zum Beispiel der Chiemgauer, ein Regionalgeld, das in den Landkreisen Rosenheim und Traunstein von daran teilnehmenden Verbrauchern, Unternehmen, Vereinen und Behörden verwendet wird.
Regionalgeld ist die eine Sache – eine Währung, die in einem ganzen Land oder sogar darüber hinaus gilt, jedoch eine ganz andere. Schwundgeld mag ein probates Mittel zur Förderung der regionalen Wirtschaft sein, aber ob es als Hauptwährung für ein ganzes Land taugt, steht in den Sternen. Außerdem stellt Regionalgeld immer nur eine Art Parallelwährung dar, die neben der Hauptwährung Euro existiert. Wer also zum Beispiel im Chiemgau Geld horten will, der kann dies auch weiterhin mithilfe des Euro und seiner Zinsen tun. Dagegen müssten Alternativen für die Wertaufbewahrung gefunden werden, wenn es neben dem Schwundgeld gar kein anderes Geld mehr gäbe.
Im großen Stil umgesetzt, wäre diese Therapie also ein Experiment, das nach unserer Einschätzung derzeit noch viel zu viele Fragen offen lässt, als dass man es schon ernsthaft in Erwägung ziehen sollte. Ganz zu schweigen davon, dass ein Geld, dessen Wert in den Händen der Bevölkerung quasi offiziell zerrinnt, vermutlich von der Mehrheit der Menschen – eben jener kritischen Masse – kaum akzeptiert würde.
Eine Spur, die sich aus der Schwundgeld-Idee ergibt, scheint es uns dennoch wert zu sein, weiter verfolgt zu werden: Risikofaktor Nummer 2, der Wachstumsdruck durch Geldhortung und Zinseszins, zeigt uns, dass sich Wertaufbewahrungs- und Zahlungsmittelfunktion des Geldes in unserem System nicht ohne Weiteres vertragen. Es gibt also Zielkonflikte zwischen beiden und genau deshalb wollen die Schwundgeld-Anhänger die Wertaufbewahrung möglichst ausschalten. Vielleicht wäre es also klug, nach praktikablen Möglichkeiten zu forschen, ob diese beiden Geldfunktionen in irgendeiner Weise tatsächlich trennbar wären.
Hier noch der Überblick, wie sich die Schwundgeld-Therapie prinzipiell auf die drei von uns benannten Hauptrisiken auswirken würde:
1.Leichtigkeit der Geldherstellung: kein Einfluss.
2.Wachstumsdruck durch Geldhortung und Zinseszins: wird gedrosselt.
3.Titanic-Effekt aus Bruchteil-Banking: kein Einfluss.
Goldgeld
In Zeiten überbordender Geldmengen fordert eine dritte Therapeuten-Gruppe die Rückkehr zum sogenannten Goldstandard, den es in den vergangenen Jahrhunderten schon des Öfteren gab. Bei einem Goldstandard deckt die Zentralbank die ausgegebenen Banknoten durch Goldreserven. Unter Umständen berechtigen die Geldscheine sogar ausdrücklich zum Tausch gegen eine bestimmte Menge an Gold. Dahinter steht der Gedanke, dass man damit die Geldmenge begrenzen kann, weil der Goldschatz nicht beliebig vermehrbar ist.
So viel zur Theorie. In der Praxis ist die Geldmenge natürlich auch im Goldstandard vermehrbar, ohne dass sich die Zentralbank zusätzliches Edelmetall in die Tresore legen muss. Sie kann nämlich mit der Zeit einfach mehr Scheine ausgeben, als Gold vorhanden ist – so wie es etwa die Geldwechsler im Mittelalter
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