Die Wall Street ist auch nur eine Straße
warum Amerika dagegen ist. Vielleicht handelt es sich dabei einfach um Trägheit. Für amerikanische Bürokraten, die in intellektueller Hinsicht lethargisch sind und typischerweise ihr Denken nur langsam ändern, ist ein getrenntes Korea eine Art von Lebensstil. Mehrere Tausend amerikanische Soldaten sind in Südkorea stationiert – das ist so etwas wie eine Branche, und eine ganze Bürokratie lebt von der Kontinuität dieser Branche.
Einen großen Teil dieses Denkens sieht man auch in der Art und Weise, wie wir Kuba isolieren. Vor Jahren hatte jemand einen politischen Grund, das zu tun, so vernünftig oder unvernünftig dieser Grund auch gewesen sein mag. Aber heute gibt es zahlreiche Bürokraten und Lobbyisten in Washington, deren Karrieren auf der Wirtschaftsblockade des Landes beruhen und derzeit gedeihen.
Sie verbringen viel Zeit damit, gewählte Volksvertreter an die Exilkubaner in Florida und deren Wählerstimmen zu erinnern. In Wirklichkeit handelt es sich bei diesen um die in Amerika geborenen und aufgewachsenen Kinder und Enkel der kubanischen Exilanten. Sie kümmern sich nicht im Geringsten um Fidel Castro, wenn sie überhaupt seinen Namen kennen. Und wieder einmal schadet sich Amerika nur selbst. Die Europäer, die Mexikaner, die Kanadier und die Südamerikaner strömen nach Kuba, kaufen dort Immobilien und investieren. Wenn wir die Blockade schließlich aufheben, werden diese Leute schon am Strand auf uns warten. Wir werden zusammentreffen und sie werden anbieten, uns Immobilien zu verkaufen, deren Preise sich zwischenzeitlich verdreifacht haben.
Das ist nur ein weiteres Beispiel dafür, dass wir immer die letzten Gäste auf der Party sind – wir Amerikaner, die im Land der Freien leben –, weil unsere Regierung uns beschützt hat, so wie sie uns auch vor Nordkorea beschützt. Ich misstraue der amerikanischen Propaganda über diese »Schurkenstaaten«. Sie ist unerbittlich negativ, und wenn man aus der Geschichte etwas lernen will, dann kann man davon ausgehen, dass die Informationen, die wir erhalten, mit Sicherheit verzerrt sind.
Wo sind die Investmentchancen in Nordkorea, könnte jemand fragen. Ich investiere in Märkte, und dort gibt es keinen Markt. Also müsste ich Firmen finden, zum Beispiel chinesische oder andere asiatische Unternehmen, die von einer Öffnung Nordkoreas profitieren würden. Im Moment kenne ich keine solchen Firmen. Aber Nordkorea ist jetzt reif für Fabriken, Hotels, Restaurants, so ziemlich für alles. Nordkorea hat nichts – keine Mobiltelefone, kein Internet. So wie Myanmar fehlt dem Land alles, von den einfachsten Gütern und Dienstleistungen bis zur Hochtechnologie. Ja, in Myanmar gibt es das Internet, aber die Zahl der Anschlüsse ist sehr gering. Ja, in beiden Ländern gibt es Seife, aber bei Weitem nicht genug. Ja, beide Länder verfügen über Elektrizität, aber bei Weitem nicht genug. Ich glaube, dass der Tourismus Investmentchancen in Nordkorea bietet. Es gibt nur 25 Millionen Nordkoreaner, daher werden ihre Weltreisen keinen großen Boom auslösen. Aber vielleicht gibt es einen großen Boom bei Reisen von Südkoreanern in den Norden. Es wird einen starken Anstieg von Hochzeiten geben, weil in Südkorea ein eklatanter Mangel an jungen Frauen herrscht. Südkoreanische Männer können in Los Angeles oder Queens nach potenziellen Ehefrauen suchen, aber die wichtigste Quelle für koreanische Bräute wird Nordkorea sein. Der Norden hat nicht die demografischen Probleme, die den Süden plagen.
Ich suche verzweifelt nach einer Möglichkeit, in Nordkorea und Myanmar zu investieren. Die bedeutenden Veränderungen in diesen beiden Ländern gehören zu den aufregendsten Dingen, die ich derzeit erkennen kann, wenn ich in die Zukunft blicke.
Auch für den chinesischen Tourismus in den nächsten 20 oder 30 Jahren bin ich extrem optimistisch. Seit Jahrzehnten konnten die Chinesen nicht reisen und jetzt können sie es. Heute ist es für chinesische Staatsbürger leicht, einen Reisepass zu bekommen, und man kann problemlos Geld aus China mitnehmen. Ich weiß noch, als wir in New York in den 1980er-Jahren plötzlich alle diese japanischen Touristen auf der Madison Avenue sahen. Die Leute fragten sich, woher sie alle kamen. Die Japaner verreisten damals in Scharen. Es gibt 125 Millionen Japaner, aber 1,3 Milliarden Chinesen – mehr als zehn Mal so viele – und man wird auf der ganzen Welt auf sie treffen. Und die Chinesen werden nicht nur die Welt sehen, sie werden auch
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