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Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Titel: Die Wall Street ist auch nur eine Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Rogers
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einige Zertifikate erworben, studiert die ganze Zeit, führt ständig Tests durch, und in Myanmar, wo es große Vorkommen von Saphiren, Rubinen und Jade gibt, hat sie ihre Ausbildung vorangetrieben. Ein Freund stellte sie einer burmesischen Frau mit guten Verbindungen vor, die jeden in Yangon (Rangun) kannte. Da sie von Paiges Interesse für Edelsteine wusste, kam sie mit Steinen von verschiedenen Händlern bei uns vorbei. Paige hatte nun prachtvolle Juwelen im Wert von 15 bis 20 Millionen Dollar vor sich und konnte sie studieren. Sie fühlte sich wie im siebten Himmel.
    Bei einer Einladung zum Abendessen platzierte man mich neben den Chef eines großen Reiseunternehmens, und ich erzählte ihm von unserer Fahrt durch Myanmar 2001. Er sagte, eine solche Reise sei nicht möglich. 2001 sei das nicht erlaubt gewesen – und heute auch nicht. Ich gab ihm recht, dass man das weder damals noch heute tun konnte. »Aber wir haben es getan«, sagte ich. Und ich verwies ihn auf unsere Website, wo er Beweise für unsere Reise finden konnte. Er war völlig platt – zu meinem größten Vergnügen, wie Sie sich denken können. Er konnte nicht glauben, was wir getan hatten. Das unterstrich natürlich, wie kompliziert und ungewöhnlich es war, und das versüßte die Erinnerung an unsere Leistung noch zusätzlich.
    2001, bei unserer ersten Reise, machten schon etliche Länder in Myanmar Geschäfte: Japan, China, Indien, Malaysia, Russland, Singapur. Diese Nationen wollten verschiedene Rohstoffe ausbeuten – Bauholz, Erdgas, Gold und andere Mineralien –, und sie wollten vom unvermeidlichen Wachstum des Tourismus profitieren. Einen Monat vor unserer Reise trafen wir in Delhi eine Amerikanerin, die gerade auf dem Weg nach Myanmar war. Sie war empört, als ich ihr sagte, dass wir auch dorthin fahren würden. Sie sagte, US-Sanktionen würden unsere Einreise verbieten.
    »Warum können Sie dorthin und ich nicht?«, fragte ich sie.
    »Weil ich für eine NGO arbeite, für eine Nichtregierungsorganisation. Ich reise nach Myanmar, um die Situation zu untersuchen.«
    »Das tue ich auch. Warum sollte ich zulassen, dass Sie nach Myanmar reisen, die Situation untersuchen und sich für mich ein Urteil darüber bilden?«
    (Mehr zu meiner Meinung über den Entwicklungshilfebetrug, den die NGOs darstellen, und über die Auslandsamerikaner, die sich zu ihnen hingezogen fühlen, können Sie in Die Abenteuer eines Kapitalisten nachlesen.)
    Wo wir 2001 in Myanmar auch hinkamen, wo wir auf unserer dreijährigen Reise irgendwo auf der Welt hinkamen, sahen wir, dass die US-Sanktionen unwirksam sind. Konkurrierende Produkte strömten herein oder amerikanische Produkte wurden eingeschmuggelt. Jedenfalls waren niemals die »bösen« Länder die Verlierer, sondern immer die amerikanischen Arbeiter, Firmen und Steuerzahler. Wie wir bei unserem zweiten Besuch feststellten, kann man in Myanmar immer noch alles bekommen, was man will. Ein weiteres Jahrzehnt der Sanktionen, die wenig Erfolg hatten.
    Nach der Einsetzung einer neuen Regierung und dem Versprechen demokratischer Reformen waren die USA schließlich eines der letzten Länder, die eine Einschränkung der Sanktionen ankündigten. Wollen wir hoffen, dass es dabei bleibt.
    Myanmar wird 2013 die Südostasienspiele ausrichten und wurde ausgewählt, im Jahr 2014 den wechselnden Vorsitz des Verbands Südostasiatischer Nationen (ASEAN) zu übernehmen. Alle Nachbarländer sind schon gespannt, was passieren wird.
    Das Land hat ein neues Währungssystem eingeführt. Das alte System war außer Kontrolle geraten, und der IWF half Myanmar, eine Lösung zu finden. Myanmar war eine Bargeldgesellschaft gewesen. Keine Kreditkarten, nur wenige Schecks. Ich habe einige Banken aufgesucht, und obwohl ich schon an vielen Orten war, habe ich so etwas noch nie gesehen. Man geht in die Bank, blickt über den Schalter und sieht einen kleinen Raum, der bis unter die Decke mit Bargeld gefüllt ist.
    Als wir im Sommer 2011 dort waren, lag der offizielle Wechselkurs bei 6 Kyat für einen Dollar. Auf dem Schwarzmarkt gab es für einen Dollar 800 Kyat. Aber im Jahr zuvor war der Schwarzmarktpreis mit 1200 Kyat pro Dollar noch um 50 Prozent höher gewesen. Der Schwarzmarkt weiß, was ich weiß: Die Dinge werden offener und besser. Der Schwarzmarkt und die Währungsmärkte wissen das meist als Erste. Sie sehen bereits, was passiert.
    Sogar 2012 konnte man in Myanmar keine Kreditkarte benutzen; zwischen heute und der Eröffnung der

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