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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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aufzuschneiden und das Kind herauszuholen, wenn sie vor der Geburt sterben sollte. So tapfer ist sie!«
    »Ich verstehe eines nicht!«, wandte Klara ein. »Die Mamsell sagte, dass nur die Treuesten der Treuen zur Herrin dürften. Wie kann jemand sie unter diesen Umständen vergiftet haben?«
    Ihre Worte trafen Rita wie ein Schlag. Die Magd öffnete den Mund, um etwas zu sagen, klappte ihn dann aber wieder zu und rieb sich über die Stirn. Erst nach mehreren Dutzend Herzschlägen vermochte sie wieder zu sprechen.
    »Aber das ist … das habe ich noch nie bedacht! Es ist jedoch unmöglich, dass einer von uns dahintersteckt. Irgendjemand muss ihr das Gift vor langer Zeit beigebracht haben. Jetzt siecht sie dahin.«
    »Das ergibt keinen Sinn«, sagte Klara kopfschüttelnd. »Niemand wird drei, vier Leute auf die gleiche Art vergiften. Da kommt Misstrauen auf.«
    »Wir misstrauen jedem, der ins Schloss kommt«, erklärte Rita. »Deshalb dürft auch ihr die Gemächer der Herrin nicht betreten. Nur die Mamsell und die Zofe dürfen das, und die sind über jeden Verdacht erhaben.«
    »Das mag sein – und doch ist es sonderbar!« Klara wusste viel über Kräuter und ihre Wirkung. Daher fragte sie sich, ob jemand ein Gift aus ihnen entwickeln konnte, das einen langsamen, qualvollen Tod verursachte. Sie vermochte es sich jedoch nicht vorzustellen. Aber es gab noch andere Gifte, über die sie nicht Bescheid wusste. Trotzdem erschien ihr das, was hier vorging, nicht erklärlich zu sein.
    »Der Arzt müsste doch herausfinden können, durch welches Gift die früheren Toten hingerafft worden sind«, meinte sie zu Rita.
    »Als der alte Herr starb und kurz danach dessen Gemahlin, verdächtigte der junge Graf den Arzt und jagte ihn fort. Kurz darauf starb er selbst. Jetzt ringt die junge Herrin mit dem Tod. Da kann nur Gift im Spiel sein.«
    Rita hörte sich so überzeugt an, dass Klara ihr glaubte. Eine Krankheit, die nur die Herrschaften erfasste, nicht aber das Gesinde, konnte nur durch Erbschaftspulver, wie Gift auch verniedlichend genannt wurde, herbeigeführt werden. Allerdings wurde das Rätsel dadurch noch größer. Wie konnte man jemanden vergiften, der ausschließlich absolut zuverlässige Leute um sich duldete? Sie sah nur eine Möglichkeit: Eine dieser angeblich treuen Personen musste ein Verräter sein.
    »Wie viele Menschen leben im Schloss?«, fragte sie neugierig.
    »In der Küche sind wir sechs, damit jeder auf jeden aufpasst. Dazu kommen die Mamsell, die Zofe, der Vorkoster Thomas sowie vier Zimmermädchen und drei Diener. In den Wirtschaftsgebäuden haust noch mal ein gutes Dutzend Knechte und Mägde, doch die haben bis auf den Kutscher nichts mit uns zu tun. Aber auch der betritt kaum einmal das Schloss«, erklärte Rita.
    »Also um die dreißig Leute«, meinte Klara nachdenklich.
    Bei so vielen Menschen war es mit Sicherheit möglich, einen Verräter zu finden. Sie fragte sich jedoch, wie Baron Triberg es geschafft haben sollte, einen vom Gesinde auf seine Seite zu ziehen, wenn er schon seit Jahren nicht mehr im Schloss gewesen war. In ihren Augen kamen dafür nur der Kutscher, die Mamsell und der Koch in Frage. Ersterer, weil er immer wieder das Anwesen verlassen konnte, um etwas zu besorgen oder jemanden zu fahren. Die Mamsell war verantwortlich, dass im Schloss alles bereitstand, was gebraucht wurde, und musste daher in die Stadt zum Einkaufen. Das galt auch für den Koch, zu dessen Aufgaben es gehörte, neue Gewürze und Delikatessen zu besorgen.
    Halt!, sagte sie sich. Ich darf auch die Zofe nicht vergessen, die ihre Herrin gewiss auf Reisen begleitet hat. Das hatten ebenfalls die Zofe der alten Herrin und die Kammerdiener der beiden verstorbenen Grafen getan.
    Klara schwirrte der Kopf, als sie darüber nachdachte, und sie war froh, als Rita sich verabschiedete, um in die Küche zurückzukehren.
    »Danke für die Auskunft!«, rief sie ihr nach und begann zu essen.
    Ihre Freundin hatte schon kräftig zugelangt, stieß nun genussvoll auf und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand.
    »Ist das hier ein wunderliches Schloss! Man könnte fast Angst bekommen, selbst vergiftet zu werden«, meinte sie mit einem verkrampften Grinsen.
    »Ich glaube nicht, dass derjenige, der die Herrschaft umgebracht hat, sich um zwei arme Hausiererinnen kümmert«, antwortete Klara und brachte Martha damit zum Glucksen.
    »Es heißt Wanderapothekerin! Du bist doch keine gewöhnliche Hökerin. Wenigstens sagst du das

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