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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Hause zurücklaufen und Fritz Kircher oder einen der anderen Burschen holen, damit wir die Höhle suchen.«
    »Bist du dir ganz sicher, eine Frauenstimme gehört zu haben? Wo?«, fragte Görch nun etwas freundlicher.
    »Dort hinten ist ein Loch im Boden. Es muss mit einer Höhle verbunden sein, denn genau dort habe ich die Stimme vernommen.«
    Klara wies in die Richtung, aus der sie gekommen war, und achtete dabei nicht auf den Köhler. Daher entging ihr, dass sich dessen Gesicht vor Ärger verzerrte.
    Er hatte sich jedoch rasch wieder in der Gewalt und nickte. »Jenseits der Teufelsschlucht gibt es tatsächlich Höhlen. Du meinst, die Fremde wäre da drinnen? Aber so groß sind die gar nicht, dass man nicht mehr herausfinden könnte.«
    »Vielleicht ist sie verletzt oder hat sich ein Bein gebrochen. Du musst mir helfen!«, beschwor Klara den Köhler.
    »Sieht ganz so aus! Aber zuerst muss ich mich um meinen Meiler kümmern. Er raucht zu stark.« Der Mann nahm eine Schaufel und warf Erde auf die rauchenden Stellen.
    »Mach doch schneller!«, flehte Klara ihn an.
    »Wenn mir der Meiler verbrennt, zieht mir der Hüttenmeister das Fell über die Ohren. Er braucht die Holzkohle, um sein Kupfer zu schmelzen«, antwortete Görch ungerührt und klopfte die Erde an einer anderen Stelle fest. Erst als der Meiler wieder so aussah, wie es sich gehörte, legte er die Schaufel beiseite und nahm stattdessen seine Axt zur Hand.
    »Nur für den Fall, dass uns das Ungeheuer in den Weg kommt. Will doch sehen, ob ihm das scharfe Eisen nicht den Kopf spalten kann!« Er lachte auf eine Weise, die wie eine Raspel über Klaras Nerven fuhr.
    Dennoch war sie froh, dass er bereit war, mit ihr zu gehen. Nach ein paar Schritten wandte sie sich zu ihm um. »In einer Höhle ist es doch dunkel! Brauchen wir da keine Laterne?«
    »Da kannst du recht haben, Mädel. Aber deswegen müssen wir nicht zurück. Weiter vorne liegt eine kleine Höhle, in der ich manchmal schlafe, wenn ich dort Holz für meinen Meiler schlage und nicht jedes Mal bis zur Hütte zurücklaufen will. Dort habe ich eine Laterne stehen.« Der Köhler schritt nun so rasch aus, dass Klara sich beeilen musste, um mithalten zu können.
    Nach einer Weile blickte sie verwirrt nach vorne. »Aber wir gehen doch schnurstracks auf die Teufelsschlucht zu!«
    »Das denkst du nur. Die Teufelsschlucht liegt rechts von uns. Diese Schlucht hier ist harmlos«, erklärte Görch, ohne langsamer zu werden.
    Klara gefiel die Sache nicht, doch sie hatte sich darauf eingelassen und musste sie durchstehen. Die Schlucht, in die sie eindrangen, wirkte düster und abweisend, und sie schauderte bei dem Gedanken, dass sich hier in der Nähe die Morde ereignet hatten. Ihr Begleiter schien sich jedoch keine Sorgen zu machen, und das erleichterte sie. Wenn einer diese Gegend kannte, so war es Görch.
    »Wie weit ist es noch bis zu der Höhle, in der du deine Laterne zurückgelassen hast?«, fragte sie, da ihr der Weg allmählich arg lang vorkam.
    »Wir sind gleich da. Hier links hoch!« Der Köhler deutete auf einen schmalen Einschnitt in der Bergflanke. Der Weg führte über lockeres Geröll hinauf und war für Klara kaum zu bewältigen. Als sie zum zweiten Mal abrutschte, packte Görch sie am Arm und zerrte sie hinter sich her. Sein Griff tat weh, und sie versuchte, sich zu befreien.
    »Lass das!«, fuhr er sie an. »Oder willst du den ganzen Hang hinabrutschen und dir dabei die Beine brechen?«
    Klara schüttelte den Kopf und biss die Zähne zusammen. Gleichzeitig fragte sie sich, wieso Görch seine Schlafhöhle an einer Stelle eingerichtet hatte, die er nur unter Schwierigkeiten erreichen konnte. Zu ihrer Erleichterung wurde der Weg bald flacher. Verkrüppelte Bäume wuchsen den Hang hoch und ließen den Ort geisterhaft erscheinen. Klara konnte sich vorstellen, dass es jeder, den es hierher verschlug, mit der Angst zu tun bekam. Auch sie wäre am liebsten umgekehrt, doch Görch strebte weiter nach oben.
    »Schlägst du hier wirklich Holz?«, fragte sie verwundert.
    Lachend wandte der Köhler sich zu ihr um. »Das hier ist ein Platz, den selbst Gespenster meiden! Darum ist er auch so gut für mich! Das wirst du gleich selbst merken.«
    In seiner Stimme lag ein seltsamer Unterton, zwar verärgert, aber auch triumphierend. Wenige Schritte später hielt er auf einen Spalt in der Felswand zu, der Klara zu schmal vorkam, als dass selbst ein Kind hätte hindurchschlüpfen können. Sie bemerkte jedoch rasch, dass

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