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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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gleiche Betrag wie in den letzten Jahren?«
    Klara sah sie etwas unglücklich an. »Ich weiß es nicht, da ich die alten Preise nicht kenne. Ich habe nur die von heuer bei mir.«
    »Gib her!« Die Frau nahm ihr die Preisliste aus der Hand und rechnete den Betrag, den sie zu bezahlen hatte, im Kopf aus. Es ging so schnell, dass Klara beinahe an Zauberei glaubte.
    »Es ist noch dieselbe wie im letzten Jahr. Und nun Gott befohlen!«
    »Gott befohlen – und danke!« Zum ersten Mal hatte Klara das Gefühl, als könnte sich ihr Schicksal als Wanderapothekerin doch zum Besseren wenden.
    Sie wog die einzelnen Arzneien und Essenzen sorgfältig ab und gab jedes Mal ein wenig mehr dazu, damit die Dame nicht glauben sollte, sie wolle sie übers Ohr hauen. Schließlich verschloss sie die einzelnen Gefäße, stellte sie wieder auf das Bord und machte ihr Reff reisefertig. Da sie an diesem Tag außer der Wassersuppe und ein wenig Brot noch nichts gegessen hatte, war sie so hungrig wie ein Wolf und schaute zur Tür hinaus, ob jemand vorbeikam, der ihr den Weg zur Gesindeküche zeigen konnte.
    Der Flur war leer, und so blieb ihr nichts anderes übrig, als ihrer Nase zu folgen. Es duftete überraschend gut, und Klara hatte schon Angst, in das Speisezimmer des Verwalterpaares zu platzen. Als sie jedoch vorsichtig um die Ecke lugte, sah sie eine lange Tafel, an der fast zwei Dutzend Männer und Frauen saßen. Ihrer Tracht nach handelte es sich um Knechte, Mägde und Hauspersonal. Aufatmend trat sie ein und grüßte.
    Eine ältere Frau mit Schürze und einer weißen Haube drehte sich zu ihr um. »Du bist wohl die Balsamträgerin, von der die Frau Verwalterin gesprochen hat. Dort hinten ist dein Platz. Die Gunda soll dir eine Schüssel und Brot geben.«
    Während eine Magd aufstand und einen Napf mit dem Eintopf füllte, bei dem Klara bereits der Geruch verriet, dass mit Fleisch nicht gegeizt worden war, sahen alle zu dem jungen Mädchen in ihrem schlichten Mieder und dem Lederrock hin.
    »Hast wohl weit zu laufen, was?«, fragte ein Mann, bei dem Pferdehaare an der Hose hafteten und verrieten, dass er einer der Rossknechte war.
    Klara nickte. »Ja, das habe ich! Allerdings habe ich meine Wanderung eben erst angetreten.«
    »Ich habe dich auf dem Markt gesehen«, erklärte die Köchin. »Die Frau Verwalterin hat mich mitgenommen, damit ich Gewürze aussuchen sollte, und dabei über die Narren gespottet, die mit Kräutern versetzten Branntwein für eine alles heilende Medizin halten. Die haben für eine Flasche dieses Theriak dreimal so viel bezahlt, wie ein wirklich guter Branntwein kostet. Ich setze Branntwein auch gelegentlich mit Kräutern an, weil er bei kleinen Wehwehchen hilft. Aber gegen richtiges Magendrücken ziehe ich eure Magentropfen vor. Wenn du ein Fläschchen davon hast, möchte ich es dir abkaufen. Mein Neffe leidet an einem nervösen Magen und würde sich freuen, wenn ich ihm das Mittel besorgen könnte.«
    »Freilich habe ich das!«, antwortete Klara erleichtert.
    Nun wollten auch andere Knechte und Mägde etwas von ihr kaufen, doch da schlug die Köchin mit der flachen Hand auf den Tisch.
    »Lasst das Madla erst einmal essen. Danach kann dann jeder sagen, was er von ihr will.«
    »Da wüsste ich mir schon etwas, aber das wird sie wohl kaum verkaufen«, meinte einer der jüngeren Knechte anzüglich und fing sich eine Ohrfeige des Oberknechts ein.
    »Lass du die Finger von den Weibsleuten, sonst wird dir der Herr Verwalter etwas erzählen.«
    »Ihm geht’s ja nicht um die Finger, sondern um etwas anderes«, spottete eine ältere Magd.
    »Er soll bei den Fingern bleiben, aber bei den eigenen. Und jetzt Schluss mit dem sündhaften Gerede!«
    Die Worte der Köchin brachten alle dazu, sich ruhig zu verhalten. Klara war froh darum, denn es gefiel ihr gar nicht, so im Mittelpunkt zu stehen. Sie aß mit gutem Appetit, hielt sich aber im Zaum, um nicht zu gierig zu erscheinen. Als sie zuletzt ihren Napf mit einem Stück Brot auswischte und dieses in den Mund steckte, erschien ihr der Tag, der so enttäuschend begonnen hatte, mit einem Mal in einem anderen Licht. Und er war noch nicht zu Ende, denn nun kamen die Köchin und andere aus dem Gesinde, um für sich oder Verwandte etwas von ihren Arzneien zu kaufen.
    Es waren meist kleine Mengen, für die Klara nur ein paar Groschen erhielt. Die Köchin gab ihr gar kein Geld, dafür aber ein Stück geräucherten Speck, das, wenn sie sparsam damit umging, für mindestens eine Woche

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