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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Beschwerden des Magen und Darmes hilft, und …«
    Weiter kam sie nicht, da die Frau sie unterbrach. »Das wäre doch etwas für dich, Peter!«
    Ihr Mann hob abwehrend beide Hände. »Bleib mir mit dem Zeug vom Leib. Das schmeckt einfach nur grässlich. Da ist mir der Theriak des braven Doktors Melampus schon lieber.«
    »Darüber hinaus habe ich Tropfen, die gegen Sodbrennen, aber auch bei Schwindelgefühl und Herzklopfen genommen werden, sowie Magentropfen, ägyptischen Balsam gegen Rheuma, Fichtennadelöl, Gliedergeist, Lebensöl, damit der Stuhlgang geht, Zahntropfen, Wacholderbeersaft, Bergöl und …« Klara redete schnell und ließ sich auch durch den Theriak-Händler nicht aus der Ruhe bringen, der immer wieder »Kurpfuschzeug!«, »Elendes Gelumpe!« und ähnlich boshafte Zwischenrufe brachte.
    Die Frau wählte ein paar Arzneien aus, feilschte dabei aber in einer Weise, dass Klara kurz davor war, sie unverrichteter Dinge fortzuschicken. Um wenigstens etwas zu verkaufen, akzeptierte sie schließlich den Preis, den die Kundin als letzten nannte, und sah mit Tränen in den Augen zu, wie deren Mann bei ihrem Nachbarn zwei Flaschen Theriak erstand und den geforderten Preis anstandslos bezahlte. In dem Augenblick wünschte Klara ihm eine Krankheit an den Hals, bei der der angebliche Wundertrank kläglich versagte.
    So ging es eine ganze Weile. Klaras Nachbar lockte marktschreierisch die Kunden an und ließ die Männer probieren, so dass diese sein Elixier entweder selbst kauften oder die Ehefrauen drängten, es für sie zu tun. Zu ihr kamen nur wenige, und selbst die machte ihr der Wunderdoktor zum Teil noch abspenstig.
    Als wieder einmal mehrere Kunden zu dem anderen Stand gingen, entdeckte Klara im Hintergrund Tobias. Er stand bei einem Weinschenk, hielt einen Becher in der Hand und schien sich köstlich zu amüsieren. Da es keinen anderen Grund für seine Belustigung gab als ihr Pech mit den Kunden, drehte sie ihm in Gedanken den Hals um und versuchte alles, um doch noch etwas zu verkaufen. Doch ohne einen kräftigen Preisnachlass nahm ihr keiner etwas ab.
    Als der Marktaufseher durch die Reihen ging und verkündete, dass die Zeit des Handelns vorbei wäre, zählte Klara ihr eingenommenes Geld und fand, dass sie, wenn sie das abzog, was sie Rumold Just für die Waren hatte bezahlen müssen, kaum mehr als die Marktabgabe verdient hatte. Sie konnte sich nicht einmal einen Krug Bier und den Eintopf mit zähem Hühnerfleisch leisten, den ihr die Wirtin am Abend zuvor vorgesetzt hatte. Dabei hatte sie einen Hunger, dass sie einen ganzen Laib Brot auf einmal hätte verschlingen können. Das Schlimmste aber war, dass Doktor Melampus, wie der Theriak-Händler sich nannte, sie nach Strich und Faden verspottete.
    »Na, Jungfer, das war heute wohl nichts! Kein Wunder, dass die Königseer Laboranten heuer ein Frauenzimmer hierhergeschickt haben. Dachten wohl, ein Mann würde überhaupt nichts anbringen. Solltest lieber wieder nach Hause gehen und Kraut und Rüben pflanzen. Das kannst du gewiss besser als Leute auf einem Markt ansprechen.«
    Das Gemeine war, dass der Mann nicht ganz unrecht hatte. Zu einer Marktschreierin fühlte Klara sich wahrlich nicht berufen. Traurig packte sie alles zusammen, stemmte dann ihr Reff auf den Rücken und nahm ihren Stock in die Hand. Ohne den Theriak-Händler noch einmal anzusehen, wandte sie sich dem Stadttor zu, durch das sie gestern gekommen waren.
    Auf einmal ging Tobias neben ihr und feixte. »Zu dem ersten Ort auf deiner Strecke geht es dort hinten durch das andere Tor!«
    Klara machte auf dem Absatz kehrt und ging in die genannte Richtung. Dabei versuchte sie, die Tränen zu unterdrücken, die in ihr hochsteigen wollten. Zwar hatte sie sich die Dörfer und Städte aufgeschrieben, durch die sie ziehen musste, aber bereits am ersten Tag versagt und dann auch noch vergessen, sich zu erkundigen, in welche Richtung sie gehen musste. Da war es kein Wunder, dass der Sohn des Laboranten sie auslachte. Er glaubte wohl auch nicht daran, dass sie den Weg ihres Vaters bewältigen würde. Doch da sollte er sich täuschen, schwor sie sich, und das galt auch für seinen Vater und alle anderen, die ihr nicht zutrauten, den Platz eines Wanderapothekers auszufüllen.
    Kurz darauf erreichte sie das Tor und schritt an den Wachen vorbei ins Freie. Tobias blieb im Torbogen stehen. »Wir sehen uns in einer guten Woche in Bamberg wieder. Bis dorthin wünsche ich dir eine frohe Wanderung und ein gutes

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