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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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dein Zeug! Ist es auch das Richtige?«
    Klara wies der Frau den Zettel vor, der sie als vom Schwarzburg-Rudolstädter Fürsten privilegierte Wanderapothekerin auswies, und packte anschließend ihre Schachteln aus, um zu zeigen, was sie alles bei sich trug. Nach dem unfreundlichen Empfang befürchtete sie bereits, hier nur wenig verkaufen zu können, wurde aber zu ihrer Überraschung einiges los. Auch dieser Frau riet sie, die Töpfe und Flaschen jedes Mal zu reinigen, bevor sie neu gefüllt wurden, und sah die Mamsell nicken.
    »Bei den Töpfen, in die wir Mus geben, tun wir es auch, damit es nicht schimmelig wird. Also wird es bei den Arzneien ebenfalls nicht schaden!«, erklärte sie und wies Klara an, die Summe zu berechnen, die sie zahlen sollte.
    Ihre Hoffnung, das Mädchen wäre beim Rechnen nicht so firm, erfüllte sich jedoch nicht, denn Klara brachte genau die gleiche Zahl heraus wie sie selbst. Als die Mamsell zahlte, erhielt Klara diesmal kein Draufgeld, war aber trotzdem zufrieden. Zwar war ihr Reff noch nicht viel leichter geworden, trotzdem hatte sie das Gefühl, als würde es sie weniger drücken.
    »Gott befohlen!«, verabschiedete sie sich und ging zum nächstgelegenen Bauernhof weiter.
    Der Bauer und sein Gesinde arbeiteten auf dem Feld. Nur die Bäuerin selbst, eine Küchenmagd und die alte Muhme befanden sich im Haus. Als Klara klopfte und eintrat, richteten sich deren Blicke verwundert auf sie.
    »Gott zum Gruß. Ich bin Klara Schneidt und trage heuer die Arzneien des hochlöblichen Laboranten Rumold Just aus Königsee aus«, stellte Klara sich vor.
    »Hat der junge Bursche, der letztes Jahr da war, die Lust verloren, so weit zu wandern?«, fragte die Bäuerin spöttisch.
    Klara schüttelte den Kopf. »Mein Bruder ist ebenso spurlos verschwunden wie mein Vater. Ich befürchte, dass er Werbern in die Hände gefallen ist und diese ihn zu den Soldaten gepresst haben.«
    »So was soll vorkommen! Dem Jüngsten des Untermeiers ist das auch zugestoßen. War aber das Beste, was ihm passieren konnte. Bei seinem älteren Bruder wäre er immer nur Knecht geblieben. Doch jetzt ist er Feldwebel in einem Garderegiment des Königs von Preußen und erhält in einem Monat mehr Sold, als sein Bruder ihm im Jahr als Lohn bezahlt hätte.«
    Die Worte der Bäuerin gaben Klaras Hoffnung, ihren Bruder wiederzufinden, neue Nahrung. Sie schob den Gedanken jedoch rasch beiseite, öffnete ihre Schachteln und breitete all ihre Tinkturen, Salben und Arzneien vor der Frau aus.
    Noch während sie der Bäuerin erklärte, gegen welche Krankheiten und Verletzungen sie halfen, schüttelte diese den Kopf. »Ich vertraue mehr den Kräutern, die ich selbst sammle und ansetze. Aber du kannst mir ein Fläschchen Kälbertropfen hierlassen, denn die helfen gut gegen Durchfall beim Jungvieh.«
    Klara hatte sich in der Alsbacher Glashütte einige kleine Fläschchen anfertigen lassen. Eines davon füllte sie jetzt aus der größeren Flasche, die sie von Just erhalten hatte, und reichte es der Bäuerin.
    »Hier, das kostet sechs Groschen.« Da sie die Flasche zugeben musste, würde sie kaum etwas daran verdienen, aber sie wagte nicht, einen zu hohen Preis zu verlangen.
    Die Bäuerin dachte jedoch nicht daran, ihr Geld zu geben, sondern wog etwas Mehl ab und gab noch eine geräucherte Leberwurst hinzu. »Das wird wohl reichen«, meinte sie dabei.
    »Möge Gott es dir vergelten!« Trotz ihrer freundlichen Worte hoffte Klara, dass die meisten ihrer Kundinnen ihre Arzneien mit Geld statt mit Lebensmitteln bezahlen würden. Zwar hatte ihr Vater von seinen Reisen immer wieder Rauchfleisch oder harten Käse mitgebracht, doch sein Geldbeutel war stets gut gefüllt gewesen.
    Mit einem Knoten im Magen verabschiedete Klara sich von der Bäuerin und ging zum nächsten Hof. Hier stand der Bauer mit der Mistforke neben dem Misthaufen und lud einen alten, schief stehenden Wagen voll. Klara blieb daneben stehen und sagte ihr Sprüchlein auf, dass sie Rumold Justs gute Arzneien aus Königsee austragen würde.
    »Brauchen wir nicht!«, bellte der Bauer und machte eine Bewegung, als wolle er ihr die nächste Forke Mist an den Kopf werfen.
    Klara ging weiter und fragte sich, welche Riesenlaus dem Mann über die Leber gelaufen sein mochte. Beim nächsten Hof wies man sie ebenfalls ab, und die gute Laune, die sie am Abend zuvor wiedergewonnen hatte, schwand erneut.
    Einen Hof weiter kaufte man ihr endlich etwas ab, doch die Bäuerin zählte ihr die ältesten

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