Die Wanderapothekerin 5: Gefährliche Wege (German Edition)
lernen.«
»Hast du mit vielen Männern … du weißt schon was?«, fragte Klara neugierig.
»Außer Graf Benno waren es noch zwei oder drei seiner Knechte, die ich ebenfalls nicht abweisen konnte, dazu sein Pfarrer und ein Bauer, von dem ich hoffte, er würde mich hinterher heiraten – was das Schwein trotz seines Versprechens nicht getan hat. Ach ja, und zuletzt auch mit Herrn Tobias.«
Dieser Name versetzte Klara einen kleinen Stich. Jetzt sei gescheit!, schalt sie sich. Zu Tobias führt kein Weg hin. Außerdem ist er ein elender Schnösel, dem ich wünschen würde, mit einem ganz unmöglichen Weib verheiratet zu werden.
»Wir sollten jetzt schlafen«, sagte sie im Befehlston und legte sich so hin, dass sie Martha den Rücken zukehrte.
Ihre Freundin lächelte belustigt, denn ihr war klar, dass Klara mehr für Tobias Just empfand, als sie zugeben wollte. Aber sie bewunderte auch deren Selbstbeherrschung. Ein anderes Mädchen würde es ihr weitaus übler nehmen, dass sie mit ihrem Traummann das Bett geteilt hatte. Natürlich war auch Klara eifersüchtig, aber sie ließ es nicht an ihr aus.
»Gute Nacht! Schlaf süß und träume von etwas Schönem«, sagte Martha und schloss die Augen. Auch sie hoffte auf angenehme Träume und auf einen Mann, der ihr einmal eine neue Heimat bieten würde.
7.
A uch in den nächsten Tagen blieb Klara und Martha das Glück hold, und so verringerte sich die Last des Reffs von Dorf zu Dorf. Als Martha an einem Abend die Töpfe und Flaschen überprüfte, drehte sie sich kopfschüttelnd zu Klara um. »Wenn das so weitergeht, wird bis Gernsbach nichts mehr für den dortigen Markt übrig bleiben.«
»Mein Oheim bringt wahrscheinlich genug mit. Wenn der früher auch nicht besser verkauft hat, frage ich mich, wie er so gut hat leben können. Während es bei uns im Winter einfache Brotklöße und Kohlgemüse gab, leisteten er, sein Weib und seine Tochter sich mehr als einmal in der Woche Fleisch und haben auch sonst nicht gedarbt.«
Früher hatte Klara sich nicht darum gekümmert, doch jetzt fiel ihr auf, dass ihr Onkel im Winter nach dem Verschwinden ihres Vaters um einiges besser gelebt hatte als jene Jahre vorher, an die sie sich erinnern konnte. Im letzten Jahr war es ihm allerdings schlechter gegangen.
»Seltsam …«, meinte sie.
»Was ist seltsam?«, wollte Martha wissen.
»Mein Oheim!«, antwortete Klara und berichtete ihr, welche Erinnerungen in ihr aufgestiegen waren.
»Das ist wirklich komisch«, fand Martha. »Um so viel mehr kann der Mann doch nicht verdient haben, dass er auf einmal wie ein wohlhabender Bürger speist.«
»Es geht nicht nur ums Essen. Tante Fiene hat im vorletzten Winter ein neues Sonntagskleid bekommen und Reglind ebenfalls. Die durfte sich sogar noch im darauffolgenden Frühjahr von der Störschneiderin ein Kleid nähen lassen, das sie zu den Festen tragen kann.«
Ein wenig Neid schwang in Klaras Stimme mit, denn ihr letztes neues Kleid hatte sie zur Konfirmation erhalten. Das, was sie sonst trug, stammte von der Mutter oder anderen Verwandten. Auch ihr Mieder war nicht neu, und ihren Rock hatte sie aus Lederresten zusammengenäht.
»Heuer kannst du dir jedenfalls ein neues Kleid leisten«, meinte Martha. »Du hast bis jetzt gut verdient und ebenfalls eine Belohnung erhalten.«
»Ich muss zuerst einiges an unserem Haus richten lassen. Außerdem braucht Mama ein neues Sonntagskleid dringender als ich. Ich kann immer noch mein Konfirmationskleid ein wenig auslassen.«
Martha lachte leise. »Man merkt, dass du die Tochter deines Vaters bist. Er soll sehr sparsam gewesen sein!«
»Ist es etwa schlecht, auf das zu achten, was man besitzt?«, fragte Klara mit einer gewissen Schärfe.
»Natürlich nicht!«, antwortete Martha lachend. »Deswegen bin ich auch sehr froh, auf dich getroffen zu sein. Da ich nicht gewohnt bin, Geld zu besitzen, hätte ich Graf Bennos Entschädigung längst ausgegeben und wäre dabei schamlos übers Ohr gehauen worden. Nun aber habe ich erlebt, wie du mit Geld umgehst, und da wird mir so etwas nicht mehr passieren.«
Damit war der Frieden zwischen beiden wiederhergestellt, und sie wünschten einander eine gute Nacht. Als sie am nächsten Morgen aufbrachen, zeigte der Himmel sich von seiner schlechten Seite. Bleierne Wolken hingen tief über dem Land, und schon nach wenigen Schritten spürten sie die ersten Tropfen.
»Es sieht so aus, als würden wir heute die Mäntel brauchen«, sagte Martha mit schiefer
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