Die Wanderapothekerin 5: Gefährliche Wege (German Edition)
kurz angebunden, während er Martha über den Baum half.
Tobias folgte den beiden und trug das Reff bis auf die andere Seite des Windbruchs. Dort war der Weg breiter, und sie konnten erkennen, dass hier Holz geschlagen worden war.
»Wie es aussieht, ist es wirklich nicht mehr weit bis zum nächsten Dorf. Gebt aber gut auf euch acht!«, riet er den beiden jungen Frauen und half Klara, sich das Reff auf den Rücken zu laden. Danach trat er zurück und sah zu, wie die beiden Mädchen hintereinander den Weg entlangeilten. Erst als sie außer Sicht waren, kehrte er auf die Seite des Windbruchs zurück, an der die Räuber lagen. Dort hatte sein Begleiter die beiden Schurken zusätzlich mit einem Seil aus seiner Satteltasche gefesselt und grinste Tobias zufrieden entgegen.
»Es sind wirklich der Galljockel und der Knüppelpeter. Auf die Gefangennahme der beiden ist ein hübsches Sümmchen ausgesetzt, das wir uns nun teilen können.«
»Die Belohnung haben Klara und Martha verdient«, antwortete Tobias scharf.
Der Knecht hob in einer listigen Geste die Rechte. »Aber die zwei haben uns doch die Gefangenen überlassen.«
Um nicht zu streiten, schlug Tobias einen Kompromiss vor. »Also gut, du sollst einen Teil der Belohnung erhalten. Aber wir teilen durch vier, verstanden? Die Mädchen haben sich ihren Anteil redlich verdient.«
Einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle der Knecht widersprechen, dann aber nickte er. »Von mir aus! Immerhin haben sie uns die Arbeit abgenommen, die beiden einzusackeln. Würde mich eh interessieren, wie die Mädchen das geschafft haben. Der Galljockel und der Knüppelpeter sind zwei üble Kerle. Umso mehr vergönne ich es ihnen, zwei Weibsen in die Falle gegangen zu sein.«
»Das vergönne ich ihnen auch!« Noch während Tobias es sagte, spürte er, dass es nicht stimmte.
Er stellte sich einen Augenblick vor, wie es wäre, wenn er Klara aus dieser Gefahr befreit hätte. Gewiss wären dann ein Kuss und eine Umarmung sein Lohn gewesen. Doch Klara würde ihn wohl nie als strahlenden Helden ansehen, der eines Kusses wert war. Das Mädchen war nicht nur mutig, sondern auch gewitzt und unerschrocken. Immerhin hatte sie nicht nur diese beiden Schurken, sondern zu Hause auch Görch, den Köhler, überlistet.
»Die Weibsen haben die Kerle ganz schön rabiat behandelt«, fuhr der Reitknecht fort. »Der Galljockel hat einen geschwollenen Sack wie ein Stier. Er wird kaum auf einem Pferd sitzen können, und das Laufen geht auch schlecht.«
»Diese Hexe hat mir die Eier zerschlagen!«, stöhnte der Gefangene.
»Ich sagte doch: rabiate Weiber!«, meinte der Knecht grinsend und wies auf den Knüppelpeter, der bleich neben seinem Kumpan lag und die Augen geschlossen hielt. »Wenn seine Gedärme zerfetzt sind, wird er schneller krepieren, als ein Richter ihn verurteilen kann.«
In dem Augenblick schlug der Räuber die Augen auf und starrte Tobias an. »Die beiden Weibsstücke hat der Teufel geschickt!«, presste er hervor. »Ich … aaaah!« Er krümmte sich, und der Verband um seinen Bauch färbte sich blutig.
»Der macht es nicht mehr lange«, erklärte der Knecht ungerührt.
»Wir laden die beiden Kerle auf die Pferde und führen diese am Zügel«, erklärte Tobias und trat auf den Galljockel zu. »Dich werden wir mit dem Bauch über den Sattel legen müssen, denn mit deinen geschwollenen Eiern kannst du nicht im Sattel sitzen!«
Der Räuber nickte bedrückt. »Dieses Miststück hat mit aller Kraft zugestoßen. Ich habe das Gefühl, als würden mir die Eier platzen!«
»Brauchst sie und deinen Schwanz eh nicht mehr, weil der Richter dir zu einer Hochzeit mit Seilers Tochter verhelfen wird«, spottete der Knecht. »Das wird ein Schauspiel, wenn alle zusammenlaufen, auf euch zeigen und sagen werden, das sind der gefürchtete Galljockel und der Knüppelpeter. Es hat nur zwei junge Frauen gebraucht, um sie zu fangen!«
Der Knüppelpeter stieß einen wilden Schrei aus. Sein Kumpan fluchte unflätig, sah dann aber Tobias an. »Wie es aussieht, ist es aus mit uns. Ich bitte euch um eines: Tut uns nicht die Schande an, dass es heißt, zwei Weiber hätten uns eingesackt. Sagt, dass ihr uns überwältigt habt. Ich will nicht, dass die Leute über uns lachen, wenn uns der Henker hochzieht.«
Tobias überlegte kurz und nickte. »Also gut, so soll es geschehen. Aber wehe, ihr macht uns unterwegs Schwierigkeiten! Dann erzählen wir überall herum, wie es wirklich war, und dann werden alle über euch
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