Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition)
Doch als er einen Blick auf die Wunde wagte, sah diese rosig aus, und es war nicht die geringste Spur einer Entzündung zu erkennen.
»Du bist besser als unser alter Regimentschirurg!
Mon Dieu,
wärst du ein Mann, würde ich dir seinen Posten übertragen. Aber ich bin schon froh, dass du deine Kunst mir angedeihen lässt.«
»Ich glaube nicht, dass ich als Chirurgius geeignet wäre«, sagte Klara mit einer abweisenden Geste. »Bereits der Gedanke, mit der Säge aus dem Kasten Eures Arztes ein Bein oder einen Arm abtrennen zu müssen, verursacht mir Übelkeit.«
»Du bist weitaus besser, als du denkst«, meinte de Thorné und richtete sich auf, damit Klara ihn wieder verbinden konnte.
Martha tupfte ihm anschließend den Schweiß von der Stirn und äugte dabei zu dem Tisch, auf dem Héraud eben das Mittagessen für alle drei abstellte. Zwar musste der Oberst sich noch mit leichter Kost begnügen, doch gelegentlich genehmigte Klara ihm einen Leckerbissen.
Als sie nun eine der Terrinen aufdeckte, starrte sie auf die kleinen Schenkel mit fast durchscheinendem Fleisch, das nicht von einem Vogel stammen konnte.
»Was ist das?«, fragte sie misstrauisch.
»Froschschenkel! Ein wahrer Genuss. Es muss Teiche in der Nähe geben, bei denen die Männer die Frösche gefangen haben.« De Thorné schnalzte mit der Zunge, während Martha sich schüttelte.
»Ihr esst Frösche?«, rief sie aus und vergaß dabei ganz, dass sie zu Hause den einen oder anderen Igel mit gutem Appetit verspeist hatte.
»Die Schenkel sind eine Köstlichkeit. Probiert ruhig!«, forderte de Thorné die beiden Mädchen auf.
Martha schüttelte vehement den Kopf. »Dieses Zeug rühre ich nicht an!«
Anders als sie nahm Klara sich einen Froschschenkel, fand dessen Fleisch aber arg glibberig und begnügte sich mit Brot, Schweinebraten und Wein. De Thorné hingegen ließ sich die seltsame Speise schmecken und aß fast alles auf.
»Ihr solltet auch Brot dazu essen, sonst wird Euch noch übel«, warnte Klara ihn.
»Oh non!«
,
wehrte der Franzose ab. »Mir wird gewiss nicht übel. Aber du kannst mir ruhig ein Stück Brot geben. Ich werde es mir in Wein einweichen.«
Auf die Weise hatte Klara ihn zu Beginn dazu gebracht, ein wenig Brot zu sich zu nehmen. Nun wäre es nicht mehr nötig gewesen, doch de Thorné gefiel es, sein Brot weiterhin in den Wein zu tunken.
»Wenn Ihr so weitermacht, werdet Ihr noch betrunken«, spottete Martha.
Damit brachte sie den Oberst zum Lachen. »Ich vertrage schon einiges! Außerdem mischt Jungfer Klara meinen Wein mit Wasser. Dabei könnte ich den Wein wirklich pur trinken.«
»Meine Mutter hat mich gelehrt, dass zu viel Wein die Heilung verzögert und Entzündungen fördert«, wies Klara ihn zurecht.
Der Oberst hob grinsend die Hände. »Ich ergebe mich und verspreche, nur das zu essen und zu trinken, was du mir erlaubst.«
Er wollte noch mehr sagen, doch da wurde es draußen laut, und sie vernahmen Hufschläge sowie das harte Knirschen von Wagenrädern, die auf der kiesbedeckten Straße näher kamen.
»Wer mag das sein?«, wunderte Martha sich und öffnete den Zelteingang.
Klara trat an ihre Seite und sah einen kleinen Trupp Soldaten auf das französische Lager zureiten. Diese flankierten eine Kutsche, die von vier Pferden gezogen wurde. Gerade hielt die Gruppe auf dem Platz an, auf dem die Soldaten ihre Exerzierübungen abhielten.
Ein Offizier in einer fremden Uniform deutete einen militärischen Gruß an. »Mich schickt Seine Durchlaucht, Markgraf Ludwig Georg von Baden, mit den besten Wünschen an Seine Exzellenz, Oberst Graf de Thorné. Seine Durchlaucht haben mit Seiner Majestät, König Ludwig XIV ., Frieden geschlossen und gestattet Euch den Rückmarsch auf französisches Gebiet. Desgleichen schickt er Seiner Exzellenz seinen Leibarzt, um Seiner Exzellenz Verletzungen zu behandeln und seine Gesundheit wiederherzustellen.«
Der badische Offizier deutete auf den Schlag, den einer seiner Männer öffnete. Nun verließ ein beleibter Mann in einem knielangen Rock die Kutsche und deutete vor dem französischen Hauptmann eine Verbeugung an.
»Wenn Ihr mich bitte zu Seiner Exzellenz führen könntet!«
Bislang hatte Klara still zugehört, doch jetzt kam Leben in sie. »Wir müssen hier raus, bevor der Mann herkommt! Es könnte mir schlecht ergehen, wenn er sieht, dass ich meinem Eid zum Trotz Leute behandelt habe.«
Sie wollte aus dem Zelt eilen, erinnerte sich aber rasch genug an ihr Reff und hob es sich auf
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