Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition)
gewaltig. Sei froh, wenn ich dem Colonel nicht melde, wie du dich hier aufgeführt hast. Er würde dich Spießruten laufen lassen!«
Bei de Matthieux’ Drohung erbleichte der Dragoner, und er ließ sein Pferd ein paar Schritte rückwärtsgehen. Der Leutnant wandte sich unterdessen an die anderen Soldaten.
»Gebt acht, dass er keine Dummheiten macht!« Danach schwang er sich aus dem Sattel und kam auf Klara und Martha zu, die kampfbereit abgewartet hatten.
»Ich danke euch im Namen meines Colonels Comte de Thorné und in dem aller Kameraden für eure Hilfe. Nehmt das hier als kleine Entschädigung für den Schrecken, den wir euch eingejagt haben.«
Er reichte Klara einen Lederbeutel, der sich ziemlich schwer anfühlte, stieg dann wieder in den Sattel und schwenkte kurz seinen Hut.
»Lebt wohl!« Noch während er es sagte, zog er sein Ross herum und trabte an. Die drei Soldaten folgten ihm, wobei zwei darauf achteten, dass Gilbert nicht hinter ihnen zurückblieb.
Klara und Martha sahen dem Trupp nach, bis er in der Ferne verschwunden war, dann hob Letztere in einer komisch verzweifelten Geste die Arme. »Es wird bald dunkel! Also werden wir doch im Wald übernachten müssen.«
»Solange es nicht regnet und wir nicht auf Räuber oder andere Soldaten stoßen, kann uns dies gleichgültig sein. Immerhin haben wir genug zu essen«, antwortete Klara mit einem Achselzucken.
»Ich habe sogar einen Krug Wein dabei. Den Deckel habe ich fest zugehalten, so dass er während des Ritts nicht ausgelaufen ist.« Martha lächelte und fragte dann, in welche Richtung sie sich wenden müssten.
»Dorthin!«, erklärte Klara und wies nach Norden.
»Wir sollten bald unser Lager aufschlagen, denn wir müssen noch trockenes Holz sammeln. Außerdem würde ich gerne sehen, was de Thorné deine Dienste wert waren. Gibst du mir ein bisschen davon ab?« Martha klang so bettelnd, dass Klara zu lachen begann.
»Dieses Geld werden wir gleich zu gleich teilen, meine Liebe, denn schließlich befanden wir beide uns in derselben Gefahr.«
7.
S o früh, wie Tobias gewollt hatte, war er doch nicht losgekommen. Schuld daran war sein Reitknecht, der am Abend zu viel getrunken hatte und einige Zeit brauchte, um überhaupt wach zu werden. Danach war ihm erst einmal übel, und er wollte sich wieder hinlegen. Erst als Tobias ihm voller Wut Schläge androhte, wankte er an den Brunnentrog, um sich dort zu waschen. Auf ein Frühstück verzichtete er zunächst, doch kaum waren sie eine halbe Meile geritten, sah er Tobias bittend an.
»Verzeiht, Herr, aber mein Bauch grummelt, dass es eine Qual ist. Auch verdurste ich halb.«
»Du hättest gestern nicht so viel saufen sollen«, tadelte Tobias ihn, gab aber nach und hielt im nächsten Ort vor der Schenke an.
»Möge Gott es Euch vergelten«, sagte der Knecht und rutschte erleichtert aus dem Sattel.
»Du trinkst jetzt keinen Wein! Verstanden? Wir machen auch nicht lange Pause! Wenn du nicht weiterkannst, schnalle ich dich wie einen Packen auf dein Pferd!«, drohte Tobias ihm an.
Da der Reitknecht den jungen Mann in den letzten zwei Tagen kennengelernt hatte, wusste er, dass Tobias gutmütig war, man dies aber nicht ausnützen sollte. Er nickte daher und trat in die Schenke.
»Wenn du was anderes als Wein haben willst, kannst du wieder gehen«, empfing ihn der Wirt, der Tobias’ Bemerkung gehört hatte.
»Nichts für ungut! Misch mir ein wenig Wasser hinein, dann geht es schon!« Der Reitknecht setzte sich und sah durch eines der Fenster, wie Tobias die Gäule saufen ließ. Eigentlich wäre dies seine Aufgabe gewesen, doch dazu fühlte er sich zu elend.
Der mit Wasser vermischte Wein kam und schmeckte. Nun verspürte der Reitknecht auf einmal Hunger und sah den Wirt fragend an.
»Hast du auch was zu beißen?«
»Die Morgensuppe ist alle, und gekocht wird erst zu Mittag. Du kannst eine geräucherte Handwurst haben und ein Stück Brot«, bot der Wirt an.
Der Reitknecht nickte. »Bring es mir! Ich brauche was in den Magen.«
Kurz darauf kam Tobias herein, sah seinen Begleiter essen und bekam ebenfalls Appetit. »He, Wirt, einen Becher Wein und auch so eine Wurst, wie mein Reitknecht sie isst.«
Der Wirt brachte ihm das Verlangte. Der Wein war süffig, und auch an der Wurst hatte Tobias nichts auszusetzen. Wenn er jetzt noch Klara fand, dachte er, so war dies ein guter Tag.
Noch während Tobias aß, blickte der Wirt zum Fenster hinaus und rief nach seiner Frau. »Wie es aussieht, kommt draußen
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