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Die Wanderapothekerin: Alle Teile des Serials in einem Band (German Edition)

Die Wanderapothekerin: Alle Teile des Serials in einem Band (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin: Alle Teile des Serials in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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angeblich treuen Personen musste ein Verräter sein.
    »Wie viele Menschen leben im Schloss?«, fragte sie neugierig.
    »In der Küche sind wir sechs, damit jeder auf jeden aufpasst. Dazu kommen die Mamsell, die Zofe, der Vorkoster Thomas sowie vier Zimmermädchen und drei Diener. In den Wirtschaftsgebäuden haust noch mal ein gutes Dutzend Knechte und Mägde, doch die haben bis auf den Kutscher nichts mit uns zu tun. Aber auch der betritt kaum einmal das Schloss«, erklärte Rita.
    »Also um die dreißig Leute«, meinte Klara nachdenklich.
    Bei so vielen Menschen war es mit Sicherheit möglich, einen Verräter zu finden. Sie fragte sich jedoch, wie Baron Triberg es geschafft haben sollte, einen vom Gesinde auf seine Seite zu ziehen, wenn er schon seit Jahren nicht mehr im Schloss gewesen war. In ihren Augen kamen dafür nur der Kutscher, die Mamsell und der Koch in Frage. Ersterer, weil er immer wieder das Anwesen verlassen konnte, um etwas zu besorgen oder jemanden zu fahren. Die Mamsell war verantwortlich, dass im Schloss alles bereitstand, was gebraucht wurde, und musste daher in die Stadt zum Einkaufen. Das galt auch für den Koch, zu dessen Aufgaben es gehörte, neue Gewürze und Delikatessen zu besorgen.
    Halt!, sagte sie sich. Ich darf auch die Zofe nicht vergessen, die ihre Herrin gewiss auf Reisen begleitet hat. Das hatten ebenfalls die Zofe der alten Herrin und die Kammerdiener der beiden verstorbenen Grafen getan.
    Klara schwirrte der Kopf, als sie darüber nachdachte, und sie war froh, als Rita sich verabschiedete, um in die Küche zurückzukehren.
    »Danke für die Auskunft!«, rief sie ihr nach und begann zu essen.
    Ihre Freundin hatte schon kräftig zugelangt, stieß nun genussvoll auf und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand.
    »Ist das hier ein wunderliches Schloss! Man könnte fast Angst bekommen, selbst vergiftet zu werden«, meinte sie mit einem verkrampften Grinsen.
    »Ich glaube nicht, dass derjenige, der die Herrschaft umgebracht hat, sich um zwei arme Hausiererinnen kümmert«, antwortete Klara und brachte Martha damit zum Glucksen.
    »Es heißt Wanderapothekerin! Du bist doch keine gewöhnliche Hökerin. Wenigstens sagst du das immer.«
    Klara ging nicht darauf ein, sondern blickte zur Tür. »Es ist bedauerlich, dass wir Rita nicht gefragt haben, wo der Abtritt ist. Hier gibt es kein Nachtgeschirr.«
    »Der Abtritt ist am Ende dieses Schlossflügels an der Rückseite. Ich habe eine der Mägde in der Küche gefragt. Den im Hauptgebäude darf nur die Herrschaft benützen, und der für die gehobenen Dienstboten befindet sich im anderen Flügel. Findest du es nicht komisch, dass der Koch durchs ganze Schloss laufen muss, wenn ihn die Blase zwickt?« Martha grinste, doch Klara zeigte zum Fenster hinaus, wo sich der Küchenjunge Anton eben neben eine Blumenrabatte stellte und diese auf seine Art goss.
    »Der Koch wird es so machen wie dieser Bursche dort und sein Wasser im Garten lassen.«
    »Auch im Winter, wenn hier ellenhoch der Schnee liegt?«
    »Ich glaube nicht, dass es auf dem Abtritt viel wärmer ist. Aber jetzt muss ich ihn aufsuchen. Kommst du mit?«
    Martha nickte und ging zur Tür.

3.
    A n diesem Abend kümmerte sich niemand mehr um Klara und Martha, und am nächsten Morgen sah es so aus, als hätte man ihre Anwesenheit im Schloss bereits wieder vergessen. Schließlich verließ Klara die Kammer und ging zur Küche. Dort standen der Koch und seine Untergebenen um einen älteren Mann herum, der eine schwarze Binde über dem linken Auge trug. Eben probierte dieser eine der Speisen, die auf einem hübsch bemalten Tablett standen, mit einem kleinen Silberlöffel.
    Er schmatzte ein paarmal und nickte dann. »Die Grießcreme ist unbedenklich. Die Herrin kann sie essen. Sie muss allerdings ihre Schokolade dazu trinken, damit es rutscht.«
    »Willst du auch ein wenig Schokolade, Thomas?«, fragte der Koch.
    Das ist also der Vorkoster der jungen Gräfin, dachte Klara, während der Mann den Kopf schüttelte.
    »Nein, jetzt nicht! Ich komme vielleicht in einer Stunde oder zwei wieder vorbei. Dann kannst du mir einen Becher Wein füllen.«
    »Das mache ich!«, versprach der Koch. »Es ist ärgerlich, dass der Kellermeister seinen Dienst aufgegeben hat. Eines der Fässer wird langsam leer, und ich habe nicht die geringste Ahnung, welcher Wein es ist.«
    »Hauptsache, er schmeckt!«, sagte Thomas lachend.
    Unterdessen wandte Klara sich an Rita. »Guten Morgen! Können wir wieder Wasser und

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