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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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ja berechnet hatten. War er überhaupt noch am Leben?
    Mit ungeheurer Anstrengung drehte er den Kopf. Drehte ihn, bis er die Bildschirme vor Augen hatte. Dann aber dauerte es noch Minuten, ehe er eine Lage gefunden hatte, in der er den Kopf halten konnte. Aus den Augenwinkeln fixierte er die Schirme an der Stirnwand. Wie zum Hohn flimmerte dort immer noch die kleine und schwache Sonne, unbeeindruckt von der Qual der zu ihr Heimkehrenden. Wenn das bereits das Ende war, dann war es ein ganz anderes, als sie es erwartet hatten.
    Und plötzlich wußte er, daß sich mit dieser entsetzlichen Tortur ihre Rettung andeuten konnte. Es gab nur eine Möglichkeit: Das Raumschiff, dem sie immer noch die Ergebnisse der Expedition und ihre Abschiedsworte überspielten, bremste sie. Das, was sie hier an die Kabinenwand preßte, waren keine Naturgewalten, sondern war Menschenwerk.
    Mit einem Schlag war alles anders. Die Alten hatten unrecht mit ihrer Prognose über den Untergang der Expedition. Die Menschheit war weiter, als sie angenommen hatten. Aber Stasch war gerecht genug, sich einzugestehen, daß sich die Überlebensmethode der Alten bewährt hatte. Hätten ihn nicht diese übermächtigen Schmerzen von allem anderen abgelenkt, vielleicht hätte er etwas wie Dankbarkeit für seine Ahnen empfunden.
    Die furchtbare Last hinderte Stasch daran, Worte zu formulieren; jedesmal, wenn er den Mund öffnete, entstand ein Krächzen, das beim besten Willen nicht zu verstehen war.
    Nach Minuten erst, gerade wollte er erneut versuchen, ein oder zwei Worte zu formen, hörte er eine leise Stimme, gequält und voll von grenzenloser Angst: »Um Himmels willen, Stasch! Was ist das? Helft mir doch! Das ist… Ist das die Sonne, Stasch?«
    Langsam verging die flehende Stimme, aber Stasch hätte schwören können, daß es die Stimme Lasers war. Ausgerechnet Laser, von dem sie bisher nicht mehr als abgerissenes Gemurmel gehört hatten, formulierte in Todesnot zusammenhängende Sätze.
    Stasch konnte nicht den Arm heben, um auf die Uhr zu sehen, aber er war sicher, daß die Belastung bereits Stunden währte, ehe sie um ein weniges erträglicher wurde. Trotzdem war er nach wie vor unfähig, sich zu bewegen. Bereits eine erneute vorsichtige Drehung des Kopfes bereitete ihm Anstrengung und Schmerzen.
    Unweit von ihm lag Cora. Sie hatte die Augen geschlossen, und er sah, daß ihre gespannten Muskeln unter der Haut zuckten. Offensichtlich versuchte sie sich zu erheben, aber auch sie war außerstande dazu.
    Dann öffnete sie die Augen und blickte an ihm vorbei zur Wand. Dort irgendwo mußte Laser liegen. Cora öffnete den Mund. Lange sah er nur das Zittern ihrer Lippen, aber dann sprach sie die ersten vernehmlichen Worte.
    »Das ist nicht die Sonne«, sagte sie. »Sie holen uns heim. Sie bremsen uns ab. Die Erde wartet auf uns.«
    Stasch blickte hinüber zu Myriam, die nur etwa einen Meter neben Cora an der Wand klebte. Ihr Kopf war zur Seite gedreht und wurde unter der Last der eigenen Masse in den Schaumstoff gepreßt. Aber Myriam atmete. Er sah, daß sich ihre Brust mit hoher Frequenz hob und senkte. Und als er sich selbst beobachtete, stellte er fest, daß er unter der extremen Belastung ebenfalls schnell und flach atmete.
    Später vernahm er ein Geräusch. Wieder wandte er den Kopf, und erstaunt konstatierte er, daß es ihm leichter fiel als noch vor wenigen Minuten. Cora quälte sich kriechend von einem zum anderen. Als sie neben ihm lag, berührte sie seine Hand. Es war, als lege sie Blei auf seine Finger.
    »Noch sind alle am Leben, Stasch«, murmelte sie. »Und auch ohne ernsthafte Verletzungen. Aber wir werden das nicht lange aushalten. Wie lange kann so etwas dauern?«
    Er versuchte die Schultern zu heben, aber es mißlang kläglich. »Man könnte es ausrechnen, aber…«
    Als er den Kopf wandte, war Cora bereits weitergekrochen. Er sah sie flüsternd auf Laser einsprechen, aber dessen Augen verrieten nicht, ob er sie begriff.
    »Wer von euch kann das Gravimeter erkennen?« versuchte Stasch, so laut es ging, zu rufen, aber mehr als ein heiseres Flüstern wurde es nicht. Es war entsetzlich schwer, das Gewicht der Kiefer zu bewegen.
    Von irgendwoher kam Coras Stimme. »Drei Komma zwei g, Stasch!«
    Es klang, als spräche sie mit vollem Munde. Lange schwieg sie, doch dann drang ihre Stimme erneut herüber.
    »Die Gravitation fällt. Ich sehe den Zeiger langsam wandern. Noch zwei Komma acht g. Jetzt bleibt er stehen. Weiter fällt er nicht.«
    Es war

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