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Die Wedding-Planerin

Titel: Die Wedding-Planerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Rathert
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erst mal nichts anderes übrig, als sie in den Arm zu nehmen
     und ihr hin und wieder ein frisches Taschentuch zu reichen. Als sie endlich |34| in der Lage war zu sprechen, erzählte sie, was vorgefallen war: Ihr Vater war am Morgen aus Frankreich zurückgekehrt, von
     wo er den Wein für die Feier mitbrachte. Er hatte ihn sicher im Keller verstaut, und sie und Michael wollten kurz vor Beginn
     des Polterabends nochmal kurz nachsehen, was genau er gekauft hatte. Also waren sie zusammen in den Keller gegangen, und
     ihr Vater hatte stolz seine Einkäufe präsentiert: vier Sorten Rot-, zwei Rosé- und fünf Sorten Weißwein. Sein Kommentar:
     «Ich konnte mich kaum entscheiden, sie waren alle sehr gut.»
    Insgesamt hatte er zwar genügend Wein für eine Kompanie mitgebracht, allerdings kaum so viele Flaschen von einer Sorte,
     dass auch nur ein Gast damit rechnen konnte, zwei Gläser vom selben Wein zu erhalten. Für Andrea war dies zu viel des Guten
     – ihr Vater hatte sich nicht an die Absprache gehalten, sie sah den Trinkgenuss auf ihrer Hochzeit gefährdet, die ersten
     Gäste standen vor der Tür, ihr Vater war beleidigt, weil sein Werk nicht gewürdigt wurde, und Michael sauer, dass sein
     künftiger Schwiegervater den Seelenfrieden seiner ohnehin aufgeregten Zukünftigen leichtfertig aufs Spiel setzte. Schließlich
     einigte man sich darauf, am kommenden Tag aus dem Großhandel einfach die gewünschten zwei Sorten in ausreichender Menge zu
     besorgen, und der Polterabend konnte starten. Heute, einige Jahre später, lachen alle Beteiligten über die Episode.

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    |35| Donnerstag, 19.   September
    Stimmung: aufgeräumt
    Sound: «Friends will be friends» von Queen
    Thema des Tages: Weniger ist mehr
     
     
    Mein Schreibtisch quillt über vor Papieren, und so nutze ich meinen Feierabend, um Ordnung zu schaffen. Ich sortiere Telefonrechnungen,
     Briefe und Steuerunterlagen nach Themen geordnet auf Stapel am Boden. Nachdem alles weggeheftet ist, bleibt ein stattlicher
     Haufen liegen. Das sind die Hochzeitseinladungen und -danksagungen dieses Jahres. Ich zähle durch: Andreas und ich waren auf
     sechs Feiern. Im Vergleich zu manchen Freunden, die zehn und mehr Hochzeiten gefeiert haben, ist das noch eine relativ geringe
     Anzahl. Mich erschreckt diese Masse an Hochzeiten. Mit Ende zwanzig bis Mitte dreißig und einem mittelgroßen Freundeskreis
     kommt man locker auf drei bis sieben Hochzeiten pro Saison, also irgendwann zwischen Mai und September. Sechs Hochzeiten
     zu feiern bedeutet nicht nur, sechs Wochenenden für das Hauptevent zu blocken. Es bedeutet: Sechsmal Junggesellinnenabschied,
     sechsmal Polterabend zu feiern, sechsmal standesamtliche und meist auch kirchliche Trauung zu absolvieren – selbst bei durchschnittlich
     nur zwei Terminen pro Hochzeit gehen somit zwölf Wochenenden oder volle drei Monate nur für Hochzeiten drauf.
    Das führt zu skurrilen Szenen. Zu Beginn des Jahres überschlage ich grob, mit wie vielen Feiern zu rechnen ist, plane den
     eigenen Urlaub rundherum und hake im Laufe des Jahres die einzelnen Feiern ab. Jede Einladung bedeutet ein weiteres Wochenende
     zwischen Autobahn, Hotel, Schwiegereltern und Hochzeitstorte. Gespräche wie: «Seid ihr am ersten Juli-Wochenende bei Melanie |36| und Jan dabei?» «Nein, wir müssen zu Alexandra und Daniel – das überschneidet sich leider – die Einladung war einfach zwei
     Tage früher im Briefkasten» will ich nicht führen müssen. Ebenso wenig mag ich die sich daraus ergebenden Vergleiche: «Bei
     Pia und Lars gab es Scampi, die Fischplatte heute ist eher mäßig.» «Markus und Sabrina hatten einen ganz tollen Elvis-Imitator
     – dagegen kommt der Cellist hier nicht an.»
    Daneben beschleicht mich mit jeder weiteren Feier das Gefühl, das eigene Leben im Standby-Modus zu führen. Es passiert nichts
     anderes mehr (mal abgesehen von den Paaren, die nebenbei noch eine Familie gründen). Alle Gespräche drehen sich nur noch
     ums Heiraten. Neben dem Job nimmt das Thema einen so großen Teil der Zeit ein, dass für Erlebnisse fern des Traualtars kaum
     Zeit bleibt. Ich war in den letzten fünf Jahren weder im Sommerurlaub noch ein Wochenende am Badesee. Ich hatte keine Zeit,
     einfach mal am Elbstrand zu sitzen und zu grillen, ein Großteil meines Urlaubsanspruchs geht für Vorbereitungen und Anreise
     drauf. Natürlich machen die Feiern Spaß, aber die Ballung der Ereignisse in einem gewissen Lebensalter frisst einfach

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