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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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nackter Kull auf einem Felsbrocken saß.
    Als sich Eragon durch das dichte Schilf schlängelte, verrieten das trockene Rascheln der Blätter und Binsen dem Gehörnten sein Kommen. Die Kreatur drehte den gewaltigen Schädel in seine Richtung und sog witternd die Luft ein. Es war Nar Garzhvog, der Anführer der mit den Varden verbündeten Urgals.
    »Du!« Eragon löste den Zauber und wurde sichtbar.
    »Sei gegrüßt, Feuerschwert«, grollte Garzhvog. Muskeln tanzten unter der grauen, in der Mittagssonne schimmernden Haut, als er seinen massigen Körper hochwuchtete und sich zu seiner vollen Größe von achteinhalb Fuß aufrichtete.
    »Sei gegrüßt, Nar Garzhvog«, erwiderte Eragon. Neugierig fuhr er fort: »Was ist mit deinen Gehörnten? Wer wird sie führen, wenn du mit mir gehst?«
    »Mein Blutsbruder Skgahgrezh. Er ist zwar kein Kull, aber er hat lange Hörner und einen mächtigen Nacken. Er ist ein ausgezeichneter Kriegsherr.«
    »Verstehe... Und warum willst 
du
 mich begleiten?«
    Der Urgal hob den kantigen Schädel und entblößte seinen verletzlichen Hals. »Du bist Feuerschwert. Du darfst nicht sterben oder die Urgralgra - die Urgals, wie ihr uns nennt - können keine Rache an Galbatorix nehmen und unser Volk wird untergehen. Deshalb werde ich an deiner Seite laufen. Ich bin der beste unserer Kämpfer. Ich habe zweiundvierzig Gehörnte im Kampf Mann gegen Mann besiegt.«
    Eragon nickte, ganz zufrieden damit, wie sich die Dinge entwickelten. Von allen Urgals vertraute er Garzhvog am meisten. Er hatte den Geist des Kull vor der Schlacht auf den Brennenden Steppen erforscht und herausgefunden, dass Garzhvog, zumindest nach den Maßstäben seiner Spezies, ehrlich und zuverlässig war. 
Solange er nicht glaubt, dass seine Ehre es verlangt, mich zum Duell zu fordern, werden wir keinen Streit bekommen.
    »Ausgezeichnet, Nar Garzhvog«, erwiderte der Drachenreiter und zog den Bauchriemen seines Rucksacks fester. »Dann lass uns zusammen laufen, du und ich, Kull und Drachenreiter, so wie es in der Geschichte Alagaësias noch nie geschehen ist.«
    Ein dunkles Lachen rollte durch Garzhvogs Brust. »Lass uns laufen, Feuerschwert.«
    Sie wandten sich nach Osten in Richtung Beor-Gebirge. Eragon lief leichtfüßig und schnell, brauchte aber für jeden Schritt des Kull, der die Erde zum Erbeben brachte, zwei.
    Vor ihnen am Horizont sammelten sich dicke Gewitterwolken, die einen heftigen Wolkenbruch ankündeten; über ihnen stießen kreisende Falken auf ihrer Jagd nach Beute schrille Schreie aus.
     
     

ÜBER STOCK UND STEIN
    E ragon und Nar Garzhvog rannten den Rest des Tages, die ganze Nacht hindurch, und liefen auch am nächsten Morgen ohne Pause weiter. Nur um etwas zu trinken, blieben sie stehen.
    Am frühen Abend des zweiten Tages sagte der Kull schließlich: »Feuerschwert, ich muss etwas essen und schlafen.«
    Keuchend lehnte Eragon sich an einen Baumstamm und nickte. Er hatte es nicht als Erster aussprechen wollen, aber er war genauso hungrig und erschöpft wie der Kull. Bald nach ihrem Aufbruch von den Varden hatte sich herausgestellt, dass er auf den ersten fünf Meilen schneller war als der Urgal, aber dass danach Garzhvogs Ausdauer ebenso groß oder sogar größer war als seine eigene.
    »Ich helfe dir beim Jagen«, sagte er.
    »Das ist nicht nötig. Mach du das Feuer, ich besorge das Essen.«
    »Gut.«
    Während Garzhvog in nördlicher Richtung auf einen Rotbuchenhain zumarschierte, öffnete Eragon den Tragegurt um seine Hüfte und stellte mit einem erleichterten Seufzer den Rucksack ab. »Verdammte Rüstung«, murmelte er. Selbst im Imperium war er nicht so lange an einem Stück mit so schwerem Gepäck gelaufen. Ihm war nicht klar gewesen, wie anstrengend es sein würde. Die Füße schmerzten, die Beine schmerzten, der Rücken schmerzte, und als er sich hinsetzen wollte, wollten seine Knie sich nicht richtig beugen.
    Er versuchte, die Schmerzen zu ignorieren, und sammelte für das Lagerfeuer Gras und abgestorbene Äste, die er an einer trockenen, steinigen Stelle aufschichtete.
    Sie waren irgendwo östlich der Südspitze des Sees Tüdosten. Der Boden war feucht und üppig. Auf den weiten Flächen mit sechs Fuß hohem Gras wanderten Hirschherden, Gazellen und wilde schwarze Ochsen mit breiten, nach hinten gebogenen Hörnern umher. Den Reichtum der Natur verdankte das Land dem Beor-Gebirge, über dem sich dichte Wolkenbänke sammelten, die anschließend weit auf die Ebenen hinaustrieben und über Gegenden

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