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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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immer voraussehen oder erklären.«
    Eragon kratzte noch immer an der dünnen Rille herum. 
Ich habe einen Vater,
 dachte er. 
Ich habe ihn sterben sehen, und ich hatte keine Ahnung, was er für mich war...
 »Meine Eltern«, sagte er, »haben sie heimlich geheiratet, in den drei Jahren, die mein Vater in der Burg war?«
    »Ich weiß, warum du fragst, Eragon, und vielleicht wird dich meine Antwort nicht glücklich machen. Wir Elfen suchen uns einen Gefährten, aber wir heiraten nicht, und ich habe den Unterschied eigentlich nie richtig verstanden. Niemand hat Brom und Selena vermählt, aber ich weiß, dass sie in ihren eigenen Augen Mann und Frau waren. Wenn du klug bist, machst du dir keine Sorgen darüber, dass die Menschen dich einen Bastard nennen könnten, sondern bist damit zufrieden, zu wissen, dass du das Kind deiner Eltern bist und sie ihr Leben für deines gaben.«
    Es überraschte Eragon, wie ruhig er war. Sein ganzes Leben lang hatte er sich gefragt, wer wohl sein Vater war. Als Murtagh behauptet hatte, es sei Morzan, hatte ihn das genauso tief erschüttert wie Garrows Tod. Auch die Wahrheit aus Glaedrs Mund hatte ihn schockiert, aber das Gefühl war schnell vergangen, vielleicht weil die Nachricht nicht so grausam war. Eragon dachte, dass er möglicherweise viele Jahre brauchen würde, um sich über die Gefühle für seine Eltern klar zu werden. 
Mein Vater war ein Drachenreiter und meine Mutter war die Geliebte von Morzan und die Schwarze Hand.
    »Kann ich es Nasuada erzählen?«, fragte er.
    Oromis breitete die Hände aus. »Erzähl es, wem immer du willst. Das Geheimnis gehört jetzt dir, und du kannst damit tun, was du magst. Ich bezweifle, dass es dich in eine noch größere Gefahr bringen würde, wenn die ganze Welt wüsste, dass du Broms Erbe bist.«
    »Murtagh«, sagte Eragon. »Er glaubt, wir wären richtige Brüder. Das hat er mir in der alten Sprache erzählt.«
    »Und ich bin sicher, Galbatorix denkt das auch. Es waren die Zwillinge, die dahintergekommen sind, dass ihr dieselbe Mutter habt, und das haben sie dem König übermittelt. Aber sie können ihm nichts von Brom erzählt haben, denn unter den Varden kannte niemand die Geschichte.«
    Eragon schaute nach oben, als ein Schwalbenpaar über sie hinwegflog, und gestattete sich ein schiefes Lächeln.
    »Warum lächelst du?«, fragte Oromis.
    »Ich weiß nicht, ob Ihr es verstehen würdet.«
    Der Elf faltete die Hände im Schoß. »Vielleicht nicht, vielleicht aber doch. Das wirst du nur herausfinden, wenn du versuchst, es mir zu erklären.«
    Eragon suchte eine Weile nach den passenden Worten. »Als ich noch jünger war, bevor... das alles anfing« - er deutete auf Saphira und Oromis und Glaedr und die Welt im Allgemeinen -, »stellte ich mir aus Spaß immer vor, dass meine Mutter aufgrund ihrer großen Klugheit und Schönheit an den Höfen von Galbatorix’ Adligen verkehrte. Ich stellte mir vor, wie sie von Stadt zu Stadt reiste und mit den Grafen und Gräfinnen in ihren Hallen speiste und dass... na ja, sie sich leidenschaftlich in einen reichen, mächtigen Mann verliebte, aber aus irgendeinem Grund gezwungen war, mich vor ihm zu verstecken, und mich deshalb an Garrow und Marian übergab, und dass sie eines Tages zurückkehren und mir erzählen würde, wer ich bin und dass sie mich niemals im Stich lassen wollte.«
    »Das ist gar nicht so weit weg von der Wahrheit«, bemerkte Oromis.
    »Nein, das stimmt... aber ich stellte mir vor, mein Vater und meine Mutter wären Persönlichkeiten von Rang und ich wäre auch jemand Bedeutendes. Das Schicksal hat mir gegeben, was ich wollte, aber die Wirklichkeit ist nicht so großartig und berauschend, wie ich es erwartet hatte... Ich schätze, ich habe über meine eigene Ahnungslosigkeit geschmunzelt und auch darüber, wie unglaublich das alles ist, was mir widerfahren ist.«
    Eine leichte Brise fuhr über die Lichtung, streichelte das Gras zu ihren Füßen und bewegte sanft die Äste des Waldes um sie her. Eragon sah eine Weile zu, wie das Gras wippte, dann fragte er langsam: »War meine Mutter ein guter Mensch?«
    »Das kann ich nicht sagen, Eragon. Ihre Lebensumstände waren kompliziert. Es wäre töricht und eingebildet, mir ein Urteil über jemanden anzumaßen, von dem ich so wenig weiß.«
    »Ich muss es aber wissen!« Eragon verschränkte die Hände und presste die Finger zwischen die Knorpel auf seinen Knöcheln. »Als ich Brom fragte, ob er sie gekannt hätte, sagte er, sie sei stolz und

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