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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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Gras und verschwand in seinem borkenumhüllten Haus. Als sich die geschnitzte Tür hinter ihm schloss, schnaufte Glaedr vernehmlich, dann schloss er die Augen, als würde er einschlafen.
    Es wurde ganz still, bis auf das Rascheln der Zweige, die sich im Wind wiegten.
     
     

BROMS VERMÄCHTNIS
    E ragon blieb noch eine Weile an dem runden Tisch sitzen, dann stand er auf und schlenderte zum Rand der Felsen von Tel’naeír, wo er auf die wogenden Wälder tausend Fuß unter ihm blickte. Mit der Fußspitze stieß er ein Steinchen in den Abgrund und schaute ihm hinterher, bis es in den Tiefen des Blätterwaldes verschwunden war.
    Ein Zweig knackte und Saphira tauchte hinter ihm auf. Sie ließ sich neben ihm nieder und folgte seinem Blick, während ihre Schuppen ihn mit Hunderten von tanzenden blauen Lichtreflexen bemalten. 
Bist du mir böse?,
 fragte sie.
    Nein, natürlich nicht. Ich verstehe, dass du deinen Eid nicht brechen konntest. Ich wünschte nur, Brom hätte es mir selbst sagen können, statt es für nötig zu halten, die Wahrheit vor mir zu verbergen.
    Sie schwenkte den Kopf zu ihm herum. 
Und wie geht es dir jetzt, Eragon?
    Das weißt du so gut wie ich.
    Vor ein paar Minuten wusste ich es, jetzt nicht mehr. Du bist so still geworden, und in dich hineinzuschauen, ist, wie in einen tiefen See zu blicken, dessen Grund ich nicht erkennen kann. Was geht in dir vor, Kleiner? Bist du wütend? Bist du froh? Oder empfindest du überhaupt nichts?
    Ich akzeptiere die Dinge, wie sie sind,
 sagte er und wandte sich ihr zu. 
Ich kann sie ja sowieso nicht ändern. Damit habe ich mich bereits nach den Brennenden Steppen getröstet. Es ist, wie es ist, da hilft alles Zähneknirschen nichts. Ich glaube, ich bin... froh, dass Brom mein Vater ist. Aber ich bin mir nicht ganz sicher. Es ist alles ein bisschen viel auf einmal.
    Vielleicht kann ich dir ja helfen. Möchtest du die Erinnerung sehen, die Brom für dich hinterlassen hat, oder möchtest du lieber noch damit warten?
    Nein, bloß nicht warten,
 sagte er. 
Womöglich bekommen wir sonst nie mehr die Gelegenheit dazu.
    Dann mach die Augen zu, und ich zeige dir, was einst war.
    Eragon gehorchte und von Saphira brandete ihm ein Strom von Eindrücken entgegen: Bilder, Geräusche, Gerüche und mehr, alles, was sie zur Zeit der Erinnerung erlebt hatte.
    Eragon sah eine Waldlichtung vor sich, irgendwo in den Ausläufern der Berge, die sich an der Westseite des Buckels aneinanderdrängten. Das Gras war fett und saftig und Schleier von gelblichgrünen Flechten hingen von den hohen moosbewachsenen Bäumen herab. Durch die häufigen Regenfälle, die vom Meer her landeinwärts zogen, waren die Wälder hier viel grüner und feuchter als im Palancar-Tal. Durch Saphiras Augen betrachtet, wirkte das Grün und Rot blasser, als es Eragon erschienen wäre, während der leiseste Hauch von Blau doppelt so kräftig leuchtete. Der Geruch von feuchter Erde und frischem Holz erfüllte die Luft.
    Und mitten auf der Lichtung lag ein umgestürzter Baum und auf dem Stamm saß Brom.
    Der alte Mann hatte die Kapuze seines Umhangs abgestreift und war barhäuptig. Auf seinem Schoß lag das Schwert Zar’roc. Den gedrehten runenverzierten Stab hatte er an den Baumstamm gelehnt. An Broms rechter Hand funkelte der Ring Aren.
    Eine ganze Weile rührte er sich nicht. Dann schaute er mit zusammengekniffenen Augen zum Himmel auf und seine Hakennase warf einen langen Schatten über das Gesicht. Seine Stimme war rau, und Eragon schwankte, weil er das Gefühl hatte, von der Zeit zerrissen zu werden.
    Dann sagte Brom: »Immer wieder zieht die Sonne ihre Bahn von Horizont zu Horizont und immer wieder folgt ihr der Mond; die Tage vergehen und scheren sich nicht darum, dass ein Leben nach dem anderen erlischt.« Sein Blick kehrte zur Erde zurück und er sah Saphira und damit Eragon an. »So sehr sie auch dagegen ankämpfen, kein Lebewesen entrinnt dem Tod, nicht einmal die Elfen oder Geister. Alles geht einmal zu Ende. Wenn du das siehst, Eragon, dann ist mein Ende gekommen, und ich bin tot, und du weißt, dass ich dein Vater bin.«
    Aus dem Lederbeutel an seinem Gürtel holte Brom seine Pfeife, stopfte sie gemächlich mit Carduskraut und entzündete sie mit einem leise gemurmelten 
»Brisingr«.
 Dann zog er ein paarmal an der Pfeife, ehe er fortfuhr: »Ich hoffe, wenn du das hier siehst, bist du in Sicherheit und es geht dir gut und Galbatorix ist tot. Ich weiß aber, dass das ziemlich unwahrscheinlich ist,

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