Die Weisheit des Feuers
Nasuada und vor König Orrin. »Herrin«, sagte er mit ernster Miene. »Euer Majestät. Darf ich Euch meine Verlobte Katrina vorstellen.« Sie machte vor beiden einen Knicks.
»Willkommen bei den Varden, Katrina«, sagte Nasuada. »Wir alle haben schon von dir gehört, denn eine Leidenschaft und Treue wie Rorans findet man nicht oft. Lieder über seine Liebe zu dir verbreiten sich bereits im ganzen Land.«
»Du bist höchst willkommen«, fügte Orrin hinzu. »Höchst willkommen, in der Tat.«
Nasuada bemerkte, dass der König nur noch Augen für die junge Frau hatte, so wie alle anwesenden Männer einschließlich der Zwerge. Nasuada war sicher, dass sie ihren Waffengefährten später ausführlich von Katrinas Reizen berichten würden. Was Roran ihretwillen auf sich genommen hatte, erhöhte sie eindeutig gegenüber gewöhnlichen Frauen; es machte sie zum Mythos, zu einem Objekt der Faszination und Begierde für die Krieger. Dass jemand für einen anderen Menschen so viel opferte, konnte nur bedeuten, dass diese Person etwas ganz besonders Kostbares sein musste.
Katrina errötete und lächelte. »Habt Dank«, sagte sie. Neben ihrer Verlegenheit über so viel Aufmerksamkeit färbte ein Anflug von Stolz ihre Wangen, als wüsste sie, wie bemerkenswert Roran war, und als freute sie sich darüber, von allen Frauen Alagaësias diejenige zu sein, die sein Herz erobert hatte. Er gehörte ihr - und einen höheren Status, einen größeren Schatz begehrte sie nicht.
Ein Gefühl von Einsamkeit stieg in Nasuada auf.
Ich wünschte, ich besäße, was die beiden haben,
dachte sie. Ihre mannigfaltigen Pflichten hinderten sie daran, sich mädchenhaften Träumen von Liebe und Ehe - und natürlich Kindern - hingeben zu können. Für sie kam nur eine Vernunftehe zum Wohle der Varden infrage. Sie hatte schon einige Male Orrin als möglichen Gatten in Betracht gezogen, sich aber nie zu einer Heirat durchringen können. Und doch, sie war zufrieden mit ihrem Schicksal und neidete Roran und Katrina ihr Glück nicht. Die Sache der Varden war am wichtigsten für sie. Galbatorix zu stürzen, war viel bedeutender als etwas so Triviales wie eine Ehe. Fast alle Menschen heirateten, aber wem bot sich schon die Gelegenheit, ein neues Zeitalter zu begründen?
Ich bin nicht ich selbst heute Abend,
erkannte Nasuada.
Meine Verletzungen haben meine Gedanken in einen Bienenschwarm verwandelt.
Dann blickte sie an Roran und Katrina vorbei auf Saphira und senkte den Schutzwall, der für gewöhnlich ihren Geist umgab. Sie wollte hören, was Saphira zu sagen hatte, und fragte: »Wo ist er?«
Mit dem trockenen Rascheln von aneinanderreibenden Schuppen kam Saphira näher und senkte den Hals, bis ihr Kopf direkt vor Nasuada, Arya und Angela schwebte. Im Auge des Drachen funkelte blaues Feuer. Saphira schnaubte zweimal und ihre tiefrote Zunge kam aus dem Maul geschossen. Der heiße feuchte Atemstoß zerzauste den Spitzenkragen von Nasuadas Kleid.
Die Anführerin der Varden musste schlucken, als Saphiras Bewusstsein das ihre berührte. Kein anderes Geschöpf, dem Nasuada jemals begegnet war, fühlte sich an wie der Drache: uralt, fremdartig, außerdem wild und sanft zugleich. Gepaart mit Saphiras imposanter Erscheinung erinnerte das Nasuada daran, dass der Drache sie jederzeit auffressen konnte, wenn er wollte. Es war unmöglich, in Gegenwart eines solchen Geschöpfes völlig entspannt zu sein, fand Nasuada.
Ich rieche Blut,
sagte Saphira.
Wer hat dich verletzt, Nasuada? Nenne mir ihre Namen, dann reiße ich die Unglücksraben in Stücke und bringe dir ihre Köpfe als Trophäen.
»Es ist nicht nötig, jemanden in Stücke zu reißen. Zumindest noch nicht. Ich habe das Messer selbst geführt. Aber dies ist nicht der Augenblick für lange Erklärungen. Erzähl mir lieber, wo Eragon steckt.«
Er hat beschlossen, im Imperium zu bleiben,
sagte Saphira.
Erst war Nasuada fassungslos. Dann wich ihr Unglaube einem wachsenden Gefühl von Niedergeschlagenheit. Die anderen reagierten in ähnlicher Weise, woraus Nasuada schloss, dass Saphira zu allen gleichzeitig gesprochen hatte.
»Wieso... wieso hast du ihm erlaubt zu bleiben?«, fragte sie.
Als Saphira schnaubte, sammelten sich feine Flammenzungen in ihren Nüstern.
Es war Eragons Entscheidung. Ich konnte ihn nicht davon abbringen. Er besteht darauf, zu tun, was er für richtig hält, ganz gleich welche Konsequenzen es für ihn oder für ganz Alagaësia haben mag... Ich könnte ihn durchschütteln
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