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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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die Urgals, aber ich hasse sie auch nicht. Anders als die Ra’zac sind sie nicht von Grund auf böse, eher versessen auf Kriege. Das ist ein erheblicher Unterschied, auch wenn das für die Familien ihrer Opfer kein Trost ist. Wir Elfen haben auch schon mit Urgals verhandelt und werden es notfalls wieder tun. Trotzdem ist es ein zweckloses Unterfangen.«
    Sie musste ihm nicht erklären, warum. Viele der Schriftrollen, die Oromis Eragon zu lesen gegeben hatte, widmeten sich den Urgals. Ganz besonders eine: 
Die Reisen des Gnaevaldrskald
. Sie hatte ihn darüber belehrt, dass die gesamte Kultur der Urgals auf Heldentaten in der Schlacht beruhte. Männliche Urgals konnten nur durch Überfälle auf andere Dörfer Ruhm und Ansehen erlangen - dabei spielte es keine große Rolle, ob es sich um Urgal-, Menschen-, Elfen- oder Zwergendörfer handelte - oder durch Zweikämpfe mit ihren Rivalen, manchmal bis zum Tod. Und wenn es an der Zeit war, einen Gefährten zu wählen, weigerten sich Urgalfrauen, einen Artgenossen in Betracht zu ziehen, der nicht wenigstens drei Gegner geschlagen hatte. So blieb jeder neuen Urgalgeneration nichts anderes übrig, als sich gegenseitig herauszufordern und das Land nach Gelegenheiten zu durchkämmen, ihren Mut unter Beweis zu stellen. Diese Tradition war so tief verwurzelt, dass jeder Versuch, sie abzuschaffen, scheiterte. 
Immerhin bleiben sie sich selbst treu,
 überlegte Eragon. 
Das ist mehr, als die meisten Menschen von sich behaupten können.
    »Wie kam es«, fragte er, »dass Durza dich, Glenwing und Fäolin zusammen mit Urgals überfallen konnte? Hattet ihr keine Schutzzauber, um euch vor körperlichen Angriffen zu bewahren?«
    »Die Pfeile waren verzaubert.«
    »Waren die Urgals denn Magier?«
    Arya schloss die Augen und schüttelte seufzend den Kopf. »Nein. Es war irgendeine schwarze Magie, die Durza gewirkt hatte. Er hat sich damit gebrüstet, als ich in Gil’ead war.«
    »Ich weiß gar nicht, wie du dich so lange gegen ihn wehren konntest. Ich habe ja gesehen, was er dir angetan hat.«
    »Es... es war nicht einfach. Ich habe die Qualen, die er mir auferlegte, als Probe meiner Hingabe an die Sache angesehen, als Chance, zu beweisen, dass ich keinen Fehler gemacht hatte und des Yawë-Zeichens würdig war. Insofern habe ich die harte Prüfung begrüßt.«
    »Aber selbst Elfen sind nicht immun gegen Schmerz. Es ist erstaunlich, dass du den Standort Ellesméras all die Monate vor ihm geheim halten konntest.«
    Ein Anflug von Stolz schwang in ihrer Stimme mit, als sie hinzufügte: »Nicht nur den Standort Ellesméras, auch wo ich Saphiras Ei hingeschickt hatte, meinen Wortschatz in der alten Sprache und alles andere, was für Galbatorix von Nutzen hätte sein können.«
    Das Gespräch brach ab, zögernd begann es Eragon erneut: »Denkst du viel daran, was du in Gil’ead durchgemacht hast?« Als sie nicht reagierte, fügte er hinzu: »Du redest nie darüber. Du erzählst zwar bereitwillig, wie sie dich gefangen genommen haben, aber du erwähnst nie, wie es für dich war oder wie du es heute empfindest.«
    »Schmerz ist Schmerz«, erwiderte sie. »Das muss man nicht extra beschreiben.«
    »Richtig, aber es zu verdrängen, kann dir tiefere Wunden zufügen als die ursprüngliche Verletzung... Niemand kann so etwas überstehen, ohne Schaden zu nehmen. Zumindest nicht seelisch.«
    »Warum nimmst du an, dass ich mich nicht bereits jemandem anvertraut habe?«
    »Wem denn?«
    »Spielt das eine Rolle? Ajihad, meiner Mutter, einer Freundin in Ellesméra...«
    »Vielleicht irre ich mich ja«, sagte er, »aber du wirkst nicht, als hättest du so enge Vertraute. Du bist immer allein, wo du auch hingehst, sogar unter deinen eigenen Leuten.«
    Arya verzog keine Miene. Ihre Ausdruckslosigkeit war so vollkommen, dass Eragon sich fragte, ob sie überhaupt noch antworten würde. Als der Zweifel gerade zur Gewissheit geworden war, flüsterte sie auf einmal: »Das war nicht immer so.«
    Eragon wagte nicht, sich zu rühren, aus Angst, sie könnte wieder verstummen.
    »Einst hatte ich jemanden, mit dem ich reden konnte, jemanden, der verstand, wer ich war und woher ich kam. Einst … Er war älter als ich, aber wir waren verwandte Seelen. Beide neugierig auf die Welt jenseits unseres Waldes, voller Entdeckerdrang. Wir brannten darauf, gegen Galbatorix zu kämpfen. Wir ertrugen es beide nicht, in Du Weldenvarden zu bleiben - zu lernen, Zauber zu wirken und unsere eigenen Pläne zu verfolgen -, während der

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