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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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Drachentöter, das Verderben der Drachenreiter, nach einem Weg suchte, unser Volk zu erobern. Er gelangte später zu diesem Schluss als ich - Jahrzehnte, nachdem ich meinen Posten als Botschafterin angenommen hatte, und ein paar Jahre, bevor Hefring Saphiras Ei stahl -, aber von da an erbot er sich, mich zu begleiten, wohin mich Islanzadis Befehl schicken würde.« Sie blinzelte und ihre Kehle zuckte. »Ich wollte das nicht, aber die Idee gefiel der Königin, und er war so überzeugend...« Sie schürzte die Lippen und blinzelte erneut und ihre Augen leuchteten ungewohnt hell.
    So behutsam er konnte, fragte Eragon: »War es Fäolin?«
    »Ja«, sagte sie und es hörte sich fast an wie ein Stoßseufzer.
    »Hast du ihn geliebt?«
    Arya warf den Kopf zurück und blickte zum glitzernden Sternenhimmel empor, ihr langer Hals vom Licht des Feuers vergoldet, das Gesicht bleich im fahlen Licht des Himmels. »Fragst du das aus freundschaftlicher Anteilnahme oder aus eigenem Interesse?« Sie stieß ein kurzes, ersticktes Lachen aus, das sich anhörte wie Wasser, das auf kalten Fels trifft. »Schon gut. Die Nachtluft verwirrt mich. Sie hat mir die Höflichkeit ausgetrieben, und jetzt sage ich die gehässigsten Dinge, die mir einfallen.«
    »Macht nichts.«
    »Doch, denn es tut mir leid und ich sollte mich nicht so gehen lassen. Ob ich Fäolin geliebt habe? Wie würdest du Liebe definieren? Wir sind mehr als zwanzig Jahre zusammen gereist, die einzigen Unsterblichen unter den kurzlebigen Völkern. Wir waren Weggefährten... und Freunde.«
    Ein Anfall von Eifersucht traf Eragon. Er kämpfte dagegen an, unterdrückte das Gefühl und versuchte, es loszuwerden, aber es gelang ihm nicht ganz. Ein kleiner Rest, wie ein Splitter unter der Haut, blieb zurück.
    »Mehr als zwanzig Jahre«, wiederholte Arya. In die Betrachtung des Sternenhimmels versunken, wiegte sie sich vor und zurück und schien Eragon gar nicht mehr wahrzunehmen. »Und dann hat mir Durza all das in einem einzigen Augenblick genommen. Fäolin und Glenwing waren die ersten Elfen seit beinahe hundert Jahren, die im Kampf ihr Leben ließen. Als ich sah, wie Fäolin fiel, begriff ich, dass das Schlimmste am Krieg nicht ist, selbst verwundet zu werden, sondern mitansehen zu müssen, wie andere, die man gern hat, verletzt werden. Das war eine Lektion, die ich eigentlich schon bei den Varden gelernt zu haben glaubte, als die Männer und Frauen, die ich achtete, einer nach dem anderen durch Schwerter, Pfeile, Gift, Unfälle oder an Altersschwäche starben. Diese Verluste hatten mich allerdings nicht so persönlich getroffen. Als es dann passierte, dachte ich: ›Jetzt muss ich sicher auch sterben.‹ Denn in welche Gefahren Fäolin und ich auch geraten waren, wir hatten sie stets gemeinsam überlebt, und wenn er diesmal nicht davongekommen war, warum sollte es dann mir gelingen?«
    Eragon merkte, dass sie weinte, dicke Tränen rannen ihr aus den Augenwinkeln die Schläfen hinab ins Haar. Im Licht der Sterne sahen sie aus wie Rinnsale aus versilbertem Glas. Die Tiefe ihrer Trauer erschreckte ihn. Er hatte nicht gedacht, dass man bei ihr eine solche Reaktion hervorrufen konnte, noch hatte er es beabsichtigt.
    »Und dann kam Gil’ead«, fuhr sie fort. »Das waren die längsten Tage meines Lebens. Fäolin war nicht mehr, ich wusste nicht, ob sich Saphiras Ei in Sicherheit befand oder ob ich es unbeabsichtigt wieder in Galbatorix’ Hände gespielt hatte, und Durza … Durza stillte die Blutgier der Geister, die ihn beherrschten, indem er mir die schrecklichsten Dinge antat, die ihm einfielen. Manchmal, wenn er zu weit ging, heilte er mich hinterher, damit er am nächsten Morgen von Neuem anfangen konnte. Wenn er mir irgendeine Chance gelassen hätte, zur Besinnung zu kommen, hätte ich vielleicht meinen Kerkermeister überlisten können, so wie du, und das Mittel nicht genommen, das mich daran hinderte, meine Magie zu benutzen. Aber ich hatte ja nie mehr als ein paar Stunden Ruhe.
    Durza brauchte nicht mehr Schlaf als du oder ich und er stürzte sich auf mich, wann immer ich bei Bewusstsein war und es seine anderen Pflichten erlaubten. Wenn er mich bearbeitete, war jede Sekunde so lang wie eine Stunde, jede Stunde so lang wie eine Woche und jeder Tag eine Ewigkeit. Er war vorsichtig, damit er mich nicht in den Wahnsinn trieb - das hätte Galbatorix nicht gefallen -, aber er war nah dran, verdammt nah. Ich fing an, Vögel singen zu hören, wo keine waren, und Dinge zu sehen, die es

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