Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
wurde sie mehr in das wortreiche Universum hineingezogen. Die Erde, auf der sie saß, wurde kalt, aber sie bemerkte es nicht.
Schließlich war sie müde geworden und hatte beschlossen, am nächsten Tag früh aufzustehen und die letzten Seiten zu lesen, bis sie der Mutter mit dem Frühstück helfen musste. Dann hatte sie die Kerze ausgeblasen und war in die Hütte gegangen.
Als sie sich neben ihre kleine Schwester auf die Matte legte, war sie das erste Mal seit vielen Tagen ein bisschen fröhlich gewesen. Vielleicht konnte sie die Prüfungen gut schaffen.
Das Letzte, an das Sally gedacht hatte, bevor sie einschlief, war, wie es sein würde, auf die Sommerschule zu kommen, und in der Nacht träumte sie von Bananen mit allen möglichen Sorten Eis darauf.
Am Morgen stand Sally früh auf und half ihrer Mutter, Brei für das Frühstück zu kochen. David und der Vater verließen die Hütte, sobald sie mit dem Essen fertig waren. Mit einigen der anderen Männer des Dorfes wollten sie nach Arbeit suchen. Nur bis die Ölfirma uns wieder gebrauchen kann– und das kann nicht mehr lange dauern, sagte der große Bruder zu Sally, als sie fragte, wo sie hingingen.
Als sie den Breitopf abgewaschen und um die Feuerstelle herum gefegt hatte, war es an der Zeit, in die Schule zu gehen. Sie hatte es nicht geschafft zu lesen. Sally ging in die Hütte, nahm die Schuluniform vom Bügel und zog sie an. Sie konnte hören, dass einige der anderen Kinder auf dem Weg waren, also sammelte sie ihre Bücher, ihr Heft und ihren Bleistift ein, nahm alles unter den Arm und lief los.
Bereits bevor sie die Schule erreichte, konnte sie die anderen im Klassenzimmer lärmen hören. Sie redeten und lachten. Sally blieb stehen. Es waren nicht die anderen Kinder, die sie nervös machten. Wenn sie ins Klassenzimmer ging, würde es nicht lange dauern, bis die Lehrerin kam, und Sally hatte Angst, die Lehrerin würde sauer auf sie sein. Sie war mehrere Tage hintereinander nicht in der Schule gewesen. Das war noch niemals zuvor passiert. Vielleicht würde sie nie wieder die Erlaubnis bekommen, laut vorzulesen oder Bücher nach Hause auszuleihen.
» Hallo, Sally! Du bist zurück! «
Sally spürte, wie ein paar dünne Arme sie von hinten umschlangen, und konnte sofort riechen, dass es Makena war. Das Kokosöl, welches ihre Mutter auf die flachen Zöpfe schmierte, roch sehr stark.
Sie befreite sich aus ihren Armen, es fühlte sich nicht gut an, so eng umschlungen zu werden, aber sie erwiderte trotzdem das Lächeln, das ein paar Zentimeter vor ihrem Gesicht aufleuchtete. Makena begann zu reden, und Sally vergaß vollkommen, Angst zu haben, während die beiden Mädchen zusammen ins Klassenzimmer gingen.
Punkt acht Uhr trat die Lehrerin durch die Tür, und die Schüler erhoben sich von ihren Pulten.
» How are you? « , fragte die Lehrerin laut.
» We are fine, thank you « , antwortete die Klasse wie aus einem Mund.
Sally flüsterte.
Die Lehrerin lächelte und schaute sich im Zimmer um.
Als sie Sally erblickte, ließ sie den Blick auf ihr ruhen. Sally hielt die Luft an.
» Willkommen zurück, Sally « , sagte sie, und Sally bekam rote Wangen, und es wurde ihr warm. Es war peinlich, vor der ganzen Klasse angesprochen zu werden, aber sie freute sich sehr darüber, dass die Lehrerin sie begrüßt hatte. Dann war sie vielleicht doch nicht verärgert.
Die Lehrerin schaute sich wieder in der Klasse um.
» Es ist viel, was wir heute schaffen wollen. Wie ihr wisst, sind in der nächsten Woche Prüfungen, also fangen wir besser an. Wenn ihr in euren Büchern die Seite dreißig aufschlagt .«
Sally öffnete das Buch. Die anderen waren in den Tagen, in denen sie nicht in der Schule gewesen war, weiter gekommen, als sie gedacht hatte, und das war wohl auch in den anderen Fächern so. Es würde schwer werden, sie einzuholen, aber sie wollte es versuchen.
33
Caroline lächelte sich selbst im Badezimmerspiegel an, während sie mit dem Glätteisen ihre Haare richtete.
Dass sie das getan hatte. Mit ihm. Es kribbelte in ihrem Unterleib, sobald sie sich an das morgendliche Tête-à-Tête erinnerte. Sie konnte noch immer den festen Griff seiner Hände um ihre Hüften spüren.
Es war eine Weile her seit Kasper, und Martin entfachte etwas in ihr, das sie lange Zeit nicht gespürt hatte. Er war ein richtiger Mann.
Als ihr Haar saß, legte sie das warme Glätteisen beiseite und ging ins Zimmer, wo sie in ihren Koffer schaute.
Sie hatte sich nicht besonders
Weitere Kostenlose Bücher