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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helle Vincentz
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Ihre Tasche hatte sie im Auto gelassen. Es gab keinen Grund, sich in einem Dorf, in dem ein Einkaufsnetz etwas Besonderes war, mit einer Mulberry blicken zu lassen. Sie gingen los, und Caroline bemerkte den Staub, der sich augenblicklich auf ihren Schuhen sammelte.
    Wieder hörte sie ein Kind weinen, aber ansonsten war es still in dem Dorf, und keine spielenden Kinder waren auf der Straße. Dadurch lag etwas Gespenstisches über diesem Ort.
    Sie passierten die ersten Hütten. Ein schwerer Geruch von Schweiß mischte sich mit dem Staub. Vor einer der Hütten saß eine alte Frau, die den Kopf hob, als sie vorbeigingen. Die Haut ihres Gesichtes zeigte Falten, die sich von der Stirn bis zur Kinnspitze erstreckten. Die Ohrläppchen waren von den großen, runden, schweren Ohrringen lang und schlaff geworden. Sie sah sie mit einem leeren Blick an, und Caroline zwang sich dazu, sie anzulächeln und nicht wegzuschauen. Die alte Frau richtete ihren Blick zu Boden.
    Weiter unten auf der Straße kamen zwei junge Männer angeschlendert. Caroline schätzte sie auf etwa fünfzehn Jahre. Der eine hatte knielange Surfershorts an, die– wäre es nicht der Flecken und der Tatsache wegen, dass sie so abgenutzt und dünn wie Papier waren– bei dänischen Jugendlichen in Mode hätten sein können. Der andere trug einen Jogginganzug, der nirgendwo in Mode sein konnte. Als sie sich näherten, atmete Caroline tief ein und trat vor sie hin. Ungeniert musterten die Jungen sie.
    » Do you speak English « , fragte sie, laut, deutlich und langsam.
    Die beiden Jungs tauschten einen Blick, bevor der in den Shorts antwortete.
    » Selbstverständlich sprechen wir Englisch .«
    Das konnte man doch, verdammt noch mal, nicht wissen, dachte Caroline und errötete.
    » Würdet ihr so freundlich sein und mir sagen, wo der Dorfälteste wohnt? «
    Der im Jogginganzug trat gegen den Boden, aber der Shorts-Träger nickte.
    » Kannst du die Hütte mit den Löchern im Dach da drüben sehen? « , fragte er und zeigte auf eine Hütte mit einem löchrigen Blechdach rund hundert Meter entfernt.
    » Ja .«
    » Dort wohnt er, er sitzt sicher hinter dem Haus . «
    » Danke für die Hilfe « , sagte Caroline und überlegte, ob sie die Hand zum Abschied ausstrecken sollte, unterließ es aber. Die Leute hier waren nicht so formell. Sie wollte weitergehen, als der Shorts-Typ sie aufhielt.
    » Kommt ihr von der Ölfirma? «
    Caroline zögerte. Martin, der während des Gespräches schweigend neben ihr gestanden hatte, sagte noch immer nichts.
    » Ja « , antwortete sie. » Warum? «
    » Könnt ihr nicht dafür sorgen, dass wir wieder Arbeit bekommen? «
    » Also… die Rekrutierung von Personal ist nicht mein Verantwortungsbereich .«
    » Aber du arbeitest in der Firma, nicht? «
    » Ja, das tue ich, aber… «
    » Dann kannst du doch sagen, dass du uns getroffen hast und dass sie uns Arbeit geben sollen, nicht? Ich heiße David, und das hier ist mein Freund Uru . «
    Der Jogging-Typ hob kurz den Blick vom Boden und bestätigte mit einem Nicken, dass er der war, für den ihn sein Freund ausgab.
    » Unsere Rekrutierungsprozesse laufen nicht in dieser Weise ab « , begann Caroline und seufzte. » Aber ich will sehen, was ich tun kann .«
    Der Junge, der David hieß, lächelte.
    » Soll ich dir unsere Namen aufschreiben? « Er begann, in den Taschen seiner Shorts zu wühlen.
    » Das ist nicht nötig, an die kann ich mich gut erinnern. David und Uru .«
    Sie nickten beide.
    » Gut, abgemacht, danke nochmals für die Hilfe « , sagte sie, jetzt daran interessiert weiterzukommen.
    Sie trennten sich mit dem Versprechen bezüglich der Hilfe, und Martin und Caroline setzten ihren Weg in Richtung des löchrigen Blechdaches fort.
    Das Haus befand sich in schlechterer Verfassung als das, welches sie bei dem Dorfvorsitzenden in Katari gesehen hatten, stellte Caroline fest, als sie sich der Hütte näherten. Sie war quadratisch und erinnerte Caroline an Ritter-Sport-Schokolade. Quadratisch, praktisch, aber nicht besonders gut. Das Dach sah aus, als würde es herunterrutschen, und die Mauer des Hauses hatte tiefe Risse.
    Sie gingen um die Hütte herum. Bevor sie um die letzte Ecke bogen, atmete Caroline tief ein und klopfte dann an die lehmfarbene Wand. Auch wenn es weder eine Klingel noch einen Türklopfer gab, konnte man seine Ankunft auf ordentliche Weise ankündigen.
    Sie wartete einen Augenblick. Keine Antwort.
    » Hallo « , rief sie laut, bevor sie um die Ecke bog und es knapp

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