Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
Ohne dass er etwas davon erfährt, meine ich. « Caroline schaute ihn mit einem flehenden Blick an.
» Davon halte ich nicht viel « , sagte Martin nach einer längeren Pause. » Und es ist auch eine dumme Idee, dass du dorthin fährst. Das ist gefährlich für dich .«
Caroline dachte nach, und als sie antwortete, klang sie entschlossen: » Ich fahre, unabhängig davon, ob du mitkommst oder nicht .«
Martin saß lange mit gerunzelter Stirn da. Ein unergründlicher Ausdruck breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er schaute sich in der Bar um. Der Barkeeper hinter dem Tresen war dabei, Minzblätter für einen Mojito zu schneiden. Es gluckerte in der Rumflasche, als er eingoss. Schließlich nickte Martin.
» Gut. Ich komme mit .«
» Danke .«
» Aber das wird ein kurzer Besuch . «
» Das ist in Ordnung .«
Caroline stützte die Ellenbogen auf den Tresen der Bar. Der Schock wegen des Briefs und der Alkohol begannen sich langsam bemerkbar zu machen. Ihr Kopf wurde schwer. Als sie eine Weile so dagesessen hatte, bemerkte sie eine Hand auf ihrer Schulter.
Sie schaute auf. Martin lächelte sie an.
Eine kribbelnde Wärme breitete sich wieder in ihr aus. Sie erwiderte das Lächeln.
» Ich muss auch heim .«
» Jetzt? « Ihre Mundwinkel sanken nach unten.
» Es ist spät geworden .«
Sie zögerte. Sie war zu erschöpft für das, was er vielleicht erwarten würde, wenn sie ihn bat zu bleiben, aber sie hatte keine Lust, heute Nacht allein im Hotelzimmer zu bleiben.
» Hast du Lust… also… hast du Lust zu bleiben…? «
» Es ist nicht empfehlenswert, durch Nairobi zu fahren, wenn es viel später wird, als es jetzt ist .«
» Ich meinte hier im Hotel. Heute Nacht .«
Sie sprach in ihren Drink hinein, ohne Martin anzuschauen.
» Bei dir? «
» Mm. Also, du musst selbstverständlich nicht, wenn du keine Lust hast, es ist nur, weil… ja… ich habe vielleicht auch nicht so viel Lust, allein zu sein… «
Er dachte einen Augenblick lang nach. Dann lächelte er.
» Selbstverständlich .«
» Danke .«
Sie baten den Kellner, ihre Drinks auf Carolines Zimmer zu schreiben, und nahmen zusammen den Fahrstuhl nach oben. Keiner von ihnen sagte etwas, als sie die Tür aufschloss.
Martin zog sich aus, bis er nur noch die Boxershorts anhatte, und Caroline, bis nur noch Slip und T-Shirt übrig waren. Sie ärgerte sich darüber, die sexy Marie-Jo-Garnitur an einem der vorhergehenden Abende umsonst getragen zu haben. Sie stand in der Mitte des Zimmers und lächelte unsicher. Martin kroch unter die gelbe Bettdecke und hob sie hoch, damit sie sich zu ihm legen konnte. Sie krabbelte ins Bett, und nach einer Weile legte er den Arm um sie.
» Was für ein Tag, was? « , flüsterte er.
» Ja .«
» Du brauchst nur etwas Abstand von dem Ganzen. Glaubst du, du kannst schlafen? «
» Müde genug bin ich auf jeden Fall. Ich muss nur die Bilder dazu bringen aufzuhören, in meinem Kopf herumzukreisen .«
Sie lagen eine Weile still da.
» Was für Bilder « , fragte Martin in ihr Haar hinein.
» Von dem kleinen Mädchen, das vergewaltigt wurde . «
» Oh .«
» Es war höchstens zwölf Jahre alt .«
» Armes Mädchen .«
» Und sie ist nicht die Einzige, es sind mehrere .«
» Die armen Kinder . «
Sie lagen eine Weile da, ohne etwas zu sagen, und dann konnte sie an Martins Atemzügen hören, dass er eingeschlafen war.
Bevor er am Abend angekommen war, hatte sie den anonymen Drohbrief zusammengefaltet und in die Seitentasche ihrer Computertasche gelegt. Den Reißverschluss der Tasche hatte sie zugezogen und die Tasche anschließend unter den Schreibtisch geschoben und mit einem Handtuch zugedeckt.
Zugezogene Taschen und Handtücher waren indessen nicht genug, jetzt, wo sie hier in einem dunklen Hotelzimmer mit einem schlafenden Mann neben sich lag. Mehrere Male hielt sie den Atem an, überzeugt davon, sie höre etwas an der Zimmertür. Einmal kam das Geräusch aus dem Badezimmer. Sie rutschte langsam, ganz langsam, um Martin nicht zu wecken, zur Bettkante hin, streckte den Arm aus, steckte die Hand in den Koffer, der auf dem Boden lag, und zog vorsichtig das Messer mit der langen Klinge heraus.
Sie legte es auf den Nachttisch neben dem Bett und schloss die Hand um den kurzen Griff. Schließlich schlief sie ein.
Als sie am nächsten Morgen aufwachte, war ihr ganzer Körper warm und entspannt. Ob es die Sicherheit wegen des Messers oder die Wärme von Martins Körper war, wusste sie nicht, aber das war der beste
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