Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
Medien dazu bringen, sich wie die Fliegen auf das Dorf zu stürzen. Das Einzige, was nötig ist, ist, dieses Weib zum Schweigen zu bringen– so schnell wie möglich .«
Caroline spürte die Wut in sich aufsteigen, tat aber, was sie konnte, um in einer normalen Tonlage zu antworten. Viele Jahre Erfahrung darin, einen kühlen Kopf zu bewahren– in beruflichen wie in privaten Situationen–, sagten ihr, ein Mann wie John Hansen würde es wie Wasser auf seine verbitterten Mühlen empfinden, wenn sie sich aufregte.
» Ich stimme Ihnen vollkommen darin zu, dass wir sie zum Schweigen bringen müssen– deswegen bin ich ja hier. Aber das können wir nicht, ohne mit ihr gesprochen zu haben, bis wir wissen, worüber sie frustriert ist und was notwendig ist, damit diese Frustration endet. Unsere einzige Möglichkeit, den Konflikt zu lösen, ist, mit ihr und den anderen Dorfbewohnern in den Dialog zu treten .«
John Hansen schüttelte verbissen den Kopf, und Caroline sah, wie die Ader auf seiner Stirn immer stärker anschwoll.
Sie atmete tief ein, bevor sie fortfuhr: » Deshalb fahre ich morgen nach Asabo, um mit Mama Lucy zu sprechen .«
Abrupt beendete er sein Kopfschütteln und starrte sie an.
» Das werden Sie, VERDAMMT NOCH MAL , nicht tun « , prustete er. » Sie fahren nirgendwo hin! Ich brauche, verdammt noch mal, nicht die eine oder andere verwöhnte Kopenhagenerfresse ohne Realitätssinn, die das zerstört, was ich über Jahre hier unten aufgebaut habe .«
Caroline schnaubte. Wenn er so mit ihr redete, brauchte sie nicht zu versuchen, eine gemeinsame Basis mit ihm zu finden.
» Ich fahre, und das Treffen ist vereinbart. Peoples’ Rights hat mir dabei geholfen, den Kontakt herzustellen « , antwortete sie mit kühler Stimme.
» Jetzt hören Sie zu, was ich Ihnen sage .«
John Hansen beugte sich so weit über den Tisch zu Caroline vor, dass sie freien Blick auf Goldplomben in den Zähnen und Blutäderchen auf der Nase hatte, und schrie sie an:
» SIE FAHREN NIRGENDWOHIN ! «
Dann stand er auf und riss die Tür des Konferenzraumes auf. In der Türöffnung drehte er sich um. Die Schweißflecken unter seinen Achseln waren in Rekordzeit gewachsen. Er schaute Caroline mit kleinen, zusammengekniffenen Augen an, während er zischte:
» Sie können sich mit Tim Wright treffen, wenn es für Sie so wichtig ist, in Dialog zu treten. « Er verzerrte das Wort. » Sofern er mit Ihnen sprechen will. Diesbezüglich bin ich mir aber nicht sicher. Aber Sie fahren nicht nach Asabo. Wenn Sie fahren, werden Sie es bereuen .«
Damit knallte er die Tür zu, und kurz darauf hallte auf dem Gang noch ein Türknallen wider.
Caroline starrte auf die geschlossene Tür des Konferenzraumes und spürte, wie das Blut in ihren Schläfen klopfte. Was zum Teufel, bildete der alte Idiot sich ein? Was gab ihm das Recht zu bestimmen, wohin sie fahren würde und wohin nicht?
Aber allmählich wich die Wut einem anderen Gefühl– Unruhe. Was meinte er damit, sie würde es bereuen, wenn sie fahren würde? Würde er Markvart anrufen und sich über sie beschweren? So hatte es nicht geklungen. Es hatte sich wie eine Drohung angehört, falls sie sich ihm widersetzte.
Es lief ihr kalt den Rücken hinunter, und sie zuckte zusammen, als die Tür geöffnet wurde.
Ein großer, breitschultriger Mann Ende dreißig kam herein. Die dunklen Haare waren mit Gel nach hinten gekämmt, und rund um die Augen befanden sich zwei weiße, von der Sonnenbrille geformte Kreise. Der Rest des Gesichtes war braun gebrannt.
» Bist du Caroline? « Er sah sie mit Augen an, die wegen der weißen Haut außenherum noch dunkelblauer wirkten, als sie es vermutlich waren.
» Ja .«
» Ich heiße Martin, und ich bin hier der stellvertretende Direktor. Ich habe John versprochen, dich mit zum Lunch zu nehmen .«
» Okay .«
Ursprünglich war der Plan gewesen, dass sie und John Hansen zusammen zu Mittag essen sollten, aber diese Aufgabe hatte er offensichtlich delegiert. Nach Martins desinteressiertem Gesichtsausdruck zu urteilen, an jemanden, der von der Aufgabe nicht sonderlich begeistert war.
» Ich nehme an, euer Treffen ist nicht besonders gut verlaufen « , sagte Martin nach einem Augenblick des Schweigens.
» So kann man das ausdrücken .«
Er zog die breiten Schultern nach oben.
» Hier zu navigieren braucht ein wenig Fingerspitzen-gefühl. Wir machen die Dinge anders, als ihr sie zu Hause im Hauptbüro macht .«
Caroline biss die Zähne zusammen. Warum, zum
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