Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
zwei Beinen.
» Guten Tag und danke, dass ich kommen durfte. « Sie drückte die Hand und spürte seinen Schweiß.
» Ja, wie gesagt, halte ich das für nicht notwendig. « John Hansen drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort den langen, schmalen Gang, den er gekommen war, zurück. Caroline folgte ihm.
» Kaffee? « , brummte er.
» Ja, danke. Einen Espresso .«
» Soweit kommt es noch, damit zu knausern. « Ihr Gastgeber öffnete eine Tür auf der linken Seite des Ganges, und Caroline folgte ihm in eine kleine Küche, die ebenso ausgedient hatte wie die Schuhe des Kenia-Chefs. Das Inventar bestand aus einem alten Küchentisch, zwei schmutzigen Küchenschränken und einem laut brummenden Kühlschrank. Aus einer Maschine, die jahrelang keinen Entkalker gesehen hatte, schenkte er teerschwarzen Kaffee in eine Tasse ein und reichte sie Caroline. Sie nahm sie mühsam lächelnd entgegen.
Sie setzten ihren Weg durch den Gang fort und blieben am Ende vor einer Tür stehen. Durch eine Glasscheibe neben der Tür konnte Caroline zwei Männer sehen, die konzentriert über einige Papiere gebeugt dasaßen, die auf dem Tisch zwischen ihnen lagen. Ohne anzuklopfen, öffnete John Hansen die Tür.
» Ich brauche den Konferenzraum .«
» Natürlich, Mr Hansen « , sagte der ältere der beiden Männer sofort und sammelte die Papiere zusammen. Auf dem Weg nach draußen nickten sie Caroline zu.
Derartiges hätte Markvart nicht machen können, wenn sie oder einer ihrer Kollegen in einem Meeting gesessen hätten. Im Übrigen würde Markvart auch niemals einen Konferenzraum benutzen, wenn er nur einen Gast hatte– dann würden sie die Dinge an dem Besuchertisch in seinem Büro klären. Aber so etwas hatte John Hansen vielleicht nicht. Caroline zog einen Stuhl hervor und setzte sich an den zerkratzten Konferenztisch. An der Wand ihr gegenüber hing ein ausgeblichenes Bild von Königin Margrethe.
» Ich bin gezwungen, erneut zu betonen « , begann John Hansen, als sie sich hingesetzt hatten, » dass ich ganz einfach nicht verstehe, warum es notwendig war, Geld auszugeben, um jemanden aus dem Hauptbüro hier herunterzuschicken. Es herrscht ein bisschen dicke Luft, aber das ist an solchen Orten hier doch immer so .«
Offensichtlich kamen sie direkt zur Sache.
Sie lächelte höflich, während sie sich räusperte.
» Wie Sie wissen, arbeiten wir daran, einen gemeinsamen Zugang zu Situationen zu schaffen, die das Image des Unternehmens bedrohen können. Die Verantwortung für diese Aufgabe ist bei Corporate Social Responsibility & Communications verankert und in diesem Fall bei mir. Wenn jemand Dana Oil kritisiert, sind wir gezwungen zu erfahren, warum und wie viel von dem wahr ist, sodass wir Beschädigungen unseres Rufs verhindern– oder zumindest begrenzen– können .«
» So viel habe ich verstanden. « John Hansen nickte und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. » Und an allen anderen möglichen Orten ist das sicher auch sehr rühmlich von euch. Aber hier in Kenia haben wir das im Griff. Wir kennen die Einheimischen und wissen, wann eine Beschwerde berechtigt ist. Aber in diesem Fall hier ist die Rede von einer verstörten Frau, die uns mit falschen Beschuldigungen überhäuft, in der Hoffnung, wir würden ihr Schweigen erkaufen .«
Caroline war auf Widerstand vorbereitet und wusste, es galt, ihn dazu zu bringen, sich bestätigt zu fühlen. Sie lächelte erneut.
» Mein Besuch ist keine Unterschätzung der Arbeit, die ihr hier in Kenia leistet, weil wir wissen, dass ihr das fantastisch macht. Aber die Beschuldigungen in den Briefen, die wir erhalten haben, sind so ernst, dass wir gezwungen sind zu reagieren. Die Absenderin, Mama Lucy, schreibt unter anderem, dass weiße Männer kleine Mädchen stehlen .«
So, jetzt hatte sie es gesagt. John Hansen antwortete nicht, also fuhr Caroline fort:
» Und da ich es jetzt bin, die dieses Projekt hier leitet, möchte ich gern sicher sein, dass… «
» Jetzt werde ich Ihnen mal ein paar Dinge sagen « , unterbrach John Hansen wütend, und Caroline konnte deutlich die blaue Ader auf seiner Stirn sehen. » Erstens sind es nicht Sie, die dieses Projekt hier leitet. Das bin ich, der das macht, und das werde ich weiterhin tun, ungeachtet dessen, welche unrealistischen Vorstellungen Sie von sich selbst haben. Zweitens hat diese Frau hier viele Gründe, uns weiszumachen, unsere Leute würden sich mit einigen Dorfgören ablenken. Sie weiß, dass es diese Art von Lügen ist, die
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