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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helle Vincentz
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Farbenfrohe Busse schoben sich jähzornig durch den Verkehr wie Männer mit dickem Bauch, die diesen dazu nutzten, sich ihren Weg zu bahnen, und die Autofahrer hupten sich gegenseitig in einer endlosen Kakofonie angestauten Ärgers an. Das Ganze– der Smog, die Vögel, die Geräusche– vermischte sich in Caroline.
    Nach einer halben Stunde fuhr Stanley auf einen Parkplatz.
    Vor dem Auto erhob sich ein Zylinder so hoch, dass es unmöglich war, vom Inneren des Autos das Dach des Gebäudes zu sehen, auch nicht, wenn man den Kopf in den Nacken legte. Der runde Turm war von Tausenden von Fenstern durchsetzt und erstrahlte wie ein riesiger Weihnachtsbaum mitten in der Stadt, über die die Dunkelheit hereinbrach.
    Sie hatten das Hilton Nairobi Hotel erreicht.
    Stanley trug ihren Koffer in die Lobby. Caroline schaute sich verwundert um. Der Luxus in Hotels hatte schon lange aufgehört, ihr zu imponieren, aber auf das hier war sie nicht vorbereitet– nicht in Afrika.
    Die sanft erleuchtete Lobby glich einem Ballsaal. Der glänzende Steinboden war mit einem feinen Muster aus weißen, schwarzen und bordeauxfarbenen Fliesen marmoriert, und entlang der einen Wand erstreckte sich ein Empfangstresen. Von der Decke in der Mitte des Raumes hing der größte Kronleuchter, den Caroline jemals gesehen hatte. Verblüfft verabschiedete sie sich von Stanley und checkte bei einer lächelnden Rezeptionistin ein.
    Der Fahrstuhl brachte sie zur zwanzigsten Etage hinauf, zu dem Zimmer, welches für die nächsten Tage ihre Basis werden sollte. Sie steckte die Schlüsselkarte in das Schloss und schob die schwere Tür auf.
    Alles im Zimmer war gelb und blau. Blaue Gardinen, gelbe Tagesdecke, blaue Kissen, gelbe Lampen. Auf einem sorgfältig geschnitzten Holztisch thronte ein üppiges Bukett aus blauen und gelben Blumen und daneben eine Obstschale aus weißem Porzellan. Caroline warf ihre Handtasche auf die gelbe Tagesdecke und ging zum Fenster. Sie schaute über die Stadt. Die anderen Gebäude reichten dem Hilton Hotel nur bis zu den Knien.
    Einen Augenblick lang dachte sie darüber nach, in der Minibar nach einem Stück Schokolade zu suchen, beherrschte sich aber. Zwei Bananen aus der blauen Obstschale mussten als Abendessen ausreichen, bevor sie sich abschminkte, die Zähne putzte und in das enorme Bett kroch, erschöpft von dem langen Flug.
    Am nächsten Morgen schaltete Caroline als Erstes ihr BlackBerry ein. Sie lag im Bett und wartete, bis es eine Verbindung bekam. Eine Mail von ihrem Vater. Sie biss die Zähne zusammen, während sie sie las.
    Sie hatte ihm an dem Tag, bevor sie nach Kenia geflogen war, geschrieben und erzählt, dass sie unter allen Kollegen ausgewählt worden war, dafür verantwortlich zu sein, eine spezielle Kritik an Dana Oil zu beenden. » Etwas, das für das Unternehmen ganz essentiell ist « , hatte sie hinzugefügt für den Fall, dass ihr Vater die Bedeutung der Aufgabe nicht begreifen würde. Sie hatte ausgelassen, warum gerade sie für diese Aufgabe ausgewählt worden war. Er hatte geantwortet: Es freut mich zu hören, dass du jetzt die Chance bekommen hast, dich selbst zu beweisen– es ist auch an der Zeit. Denk daran, die Interessen des Unternehmens kommen vor deinen eigenen. LG Vater.
    Sie seufzte. Sie wusste, er meinte es als guten Rat, aber manchmal wünschte sie, er könne einfach nur sagen, dass es gut war. Dass er stolz auf sie war. Dass es toll war, dass sie ausgewählt worden war. Aber selbstverständlich konnte er das nicht.
    Von ihrem Vater war kein Lob zu erwarten, bevor man die Aufgabe nicht gelöst hatte und ganz oben auf dem Siegertreppchen stand. Auf jeden Fall nicht für sie, bei Christian war das etwas anderes.
    Solange sie denken konnte, war sie ausschließlich für ihre Resultate gelobt worden. Für Topnoten in der Schule, im Gymnasium oder in der Universität, für Goldmedaillen bei der Leichtathletik in den Jahren, in denen sie Laufen als Leistungssport betrieben hatte. Silbermedaillen wurden nicht kommentiert.
    Caroline erinnerte sich, als sei es gestern gewesen, an den Tag, an dem sie ihr Abitur abgelegt hatte. Wie sie mit elf Punkten im Rucksack aus der Geschichtsprüfung gekommen war, zufrieden mit ihrem Ergebnis und bereit, von ihrem Vater die Studentenmütze auf den Kopf gesetzt zu bekommen.
    Es war keine große Überraschung, dass er zu einer wichtigen Sitzung gerufen worden war, sodass es stattdessen ihre Mutter war, die ihr die Mütze aufsetzte. Sie spürte noch immer den Stich im

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