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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helle Vincentz
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war ein Report vergleichbar dem üblichen Geschäftsbericht, aber anstatt über Budgets und Schlüsselzahlen des vorangegangenen Jahres zu informieren, beschrieb er, wie es auf den sogenannten weichen Gebieten gelaufen war – wie viel CO 2 Dana Oil ausgestoßen hatte und wie das Unternehmen die Herausforderungen wie Korruption, Kinderarbeit und Menschenrechtsverletzungen meisterte.
    Der Bericht enthielt jedes Jahr eine Reihe von Interviews mit » lokalen Partnern « , wie sie genannt wurden. Es waren Interviews mit verschiedenen Leuten aus den Ländern, in denen Dana Oil agierte.
    Die Interviews brachten immer Diskussionen mit sich. Auf der einen Seite war es korrekt, wenn die Kritiker sagten, das Unternehmen würde niemals eine vernichtende Kritik über sich selbst publizieren und dass die Interviews damit keinerlei Berechtigung hatten. Auf der anderen Seite– und das hielt Caroline für ein gutes Argument– konnte allein der Umstand, die Leute vor Ort zu interviewen, diese unterstützen, weil sie angehört wurden. Außerdem waren die meisten der Ansicht, dass es interessanter war, ein Interview mit einem Menschen aus Fleisch und Blut zu lesen als lange, trockene Berichte über Chemikalienverbote und Abwasserableitungen.
    Und jetzt wollte Karen so ein Interview aus Kenia haben und hören, ob sie Caroline damit locken konnte, sich mit einem kenianischen Unterhändler zu treffen.
    Caroline seufzte irritiert.
    Gerade jetzt wurde sie in Markvarts Augen ausschließlich daran gemessen, ob sie in der Lage war, die kenianische Kritik an Dana Oil zu unterbinden, nicht daran, ob sie eine halbe Seite für einen CSR -Bericht liefern konnte, der sowieso nur von Insidern gelesen wurde.
    Auf der anderen Seite war sie Karen einen Gefallen schuldig. Sie hatte häufig Nutzen aus dem Insiderwissen der Kollegin hinsichtlich des Q-Netzwerkes und anderer Stellen, zu denen Caroline keinen Zugang hatte, gezogen.
    Business ist ein Spiel aus Geben und Nehmen, wie ihr Vater zu sagen pflegte. Und es musste ja auch nicht lange dauern. Da er für die Vertragsverhandlungen zuständig war, würde Martin ihr sagen können, mit wem sie sprechen sollte. Caroline schickte ihm umgehend eine Mail.
    Die Betreffzeile der Mail der Studienfreundin lautete: » Bald passiert es! «
    Es war eine Einladung zu einer baby shower für eine gemeinsame Studienkameradin, die in einem Monat ein Baby bekommen sollte. » Bring etwas Leckeres mit– inkl.eigenen Babys, selbstverständlich « , schloss die Freundin.
    Caroline seufzte.
    Wer hatte baby showers in Dänemark eingeführt? Sie verkraftete bald keine Veranstaltungen mehr in der Art: » Oscar hat jetzt gelernt zu krabbeln « und » Es ist unmöglich, zu existieren, wenn man nicht schlafen kann « . Es war ohnehin selten, dass sie ihre Freundinnen sah, und wenn, dann sollten die Gesprächsthemen wenigstens interessant sein. Im Übrigen begriff sie nicht, warum es notwendig war, so viel über » die Mutterschaft « zu reden.
    Vor ein paar Monaten hatte sie bei einer Freundin die Geduld verloren und gesagt, dass es ihr manchmal schlecht wurde von dem Selbstmitleid, das Mütter von Kleinkindern an den Tag legten. Die Freundin, die selbst eine einjährige Tochter hatte, war beleidigt gewesen und hatte geantwortet, dass Caroline keine Ahnung davon hatte, wie hart das war, sie es aber wohl verstehen würde, wenn sie eines Tages ihre Prioritäten in den Griff bekommen würde. Kurz danach war der Café-Besuch beendet gewesen, und mehr hatte es seither nicht gegeben. Hinterher hatte es Caroline bereut. Es war nicht ihre Absicht gewesen, ihre Freundin anzugreifen.
    Wieder einmal schlichen sich Gedanken darüber ein, inwieweit sie ihre Prioritäten richtig gesetzt hatte.
    Kasper hatte angefangen, von Kindern zu reden, nachdem sie sich ein paar Jahre gekannt hatten.
    » Meine Eltern waren Anfang zwanzig, als sie mich bekommen haben. Wir nähern uns der Dreißig « , hatte er argumentiert.
    » Das war damals eine andere Zeit. Heute bekommen die Leute später Kinder .«
    » Das weiß ich gut. Es ist auch nur, weil ich jetzt wirklich gern Kinder haben möchte. Zusammen mit dir, Caroline .«
    Letztendlich waren sie einen Kompromiss eingegangen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Caroline die ersten zwei Jahre der Ausbildung zur Assessorin durchlaufen, und es fehlte ihr jetzt nur noch ein Jahr, um ihre Zulassung als Anwältin zu erhalten. In einem halben Jahr wollte sie die Pille absetzen. Würde sie sofort schwanger werden, könnte sie

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