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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helle Vincentz
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immer noch ihre Lizenz erhalten, bevor sie das Kind bekam.
    Drei Monate– und drei Menstruationen– später hatte die Karriere gelockt. Kasper hatte sich verständnisvoll gezeigt. Er konnte gut verstehen, dass sie gerade jetzt nicht schwanger werden wollte.
    An dem Tag, an dem die Probezeit bei Dana Oil überstanden war und Caroline fest angestellt wurde, war Kasper mit einer Flasche Champagner nach Hause gekommen. Jetzt konnten sie das Projekt Familienvergrößerung endlich in Angriff nehmen. Das war bei einem Trinkspruch durchgeklungen. Man weiß doch nicht, wann du wieder Alkohol trinken kannst, hatte er ihr zugeflüstert.
    In der ersten Zeit hatte sie versucht zu vermeiden, mit ihm zu schlafen, wenn sie zwischen zwei Regelblutungen war. Aber letztendlich hatte sie es ihm mitteilen müssen. Sie konnte es nicht vor sich selbst verantworten, in einem neuen Job anzufangen und sofort schwanger zu werden.
    » Es gibt so viele, die das machen, Caroline « , hatte Kasper erwidert. » Ich habe mehrere weibliche Kollegen, die bald nach ihrer Anstellung schwanger geworden sind. Das ist vollkommen normal .«
    Ja, aber du bist auch im öffentlichen Sektor angestellt. Ihr wisst nicht, wie es ist, draußen in der wirklichen Welt klarzukommen, hätte Caroline ihm am liebsten ins Gesicht geschrien. Sie hatte es nicht getan, sondern nur versucht zu erklären, dass sie gezwungen sei, ihren Wert in dem Unternehmen zu beweisen, bevor die Rede davon sein konnte, Kinder zu bekommen. Trotz schöner Worte über die Gleichstellung von Frauen in der Führungsebene zeigte jegliche Erfahrung, dass die Leitung von Dana Oil nicht gerade begeistert davon war, Frauen zu befördern, bei denen sie damit rechnete, dass sie in naher Zukunft ein Kind bekommen würden.
    Im Übrigen hatte ihr Vater ihr immer geraten, damit zu warten, bis sie die Karriere gut vorangebracht hatte. Er sagte: » Man degradiert Leute in Führungspositionen nicht, aber man kann sie daran hindern, eine zu bekommen. Also sorge dafür, eine dieser Positionen zu erhalten, bevor du Kinder bekommst. Es ist nicht sicher, ob du später noch eine Chance erhalten wirst. « Den gleichen Rat hatte sie bei einem Seminar für die weiblichen Talente des Unternehmens von Dana Oils Frau in der Spitzenleitung, Birgitte Halvorsen, gehört. Halvorsen, die selbst keine Kinder hatte, hatte es nicht so direkt gesagt, sondern darüber gesprochen, dass eine Spitzenkarriere Entbehrungen erforderte. Aber Caroline hatte gewusst, was sie meinte.
    Wie es jetzt aussah, war es Caroline in kurzer Zeit gelungen, sich ein Image als eine auf Karriere fokussierte Frau zu verschaffen, für die Kinderkriegen nicht zum Spiel gehörte, und mit diesem Bild war sie sehr zufrieden.
    Aber was ist mit uns, Caroline, sind wir nicht wichtiger als Karriere und Image?, hatte Kasper geschrien. Sie hatte versucht, ihn davon zu überzeugen, dass es nur eine Frage der Zeit war, denn es war klar, dass sie innerhalb der nächsten paar Jahre befördert werden würde. Sie wusste zwar, dass die biologische Uhr tickte, aber es gab viele Frauen, die erst dann Kinder bekamen, wenn sie Ende dreißig waren, und sie war gerade erst dreißig Jahre alt.
    Konnte Kasper das nicht verstehen?
    Das konnte er nicht. Er meinte, sie hätte ihm versprochen, loszulegen, wenn sie fest angestellt worden war, und schließlich hatten sie beide geschrien und gestritten, bevor Kasper seine Jacke genommen und weinend die Wohnungstür hinter sich zugeknallt hatte.
    Spät am Abend war er zurückgekommen, und sie hatten beide geweint und einander versprochen, das Problem zu lösen. Aber die Diskussion hatte sie aufgefressen, und nach einigen Monaten hatte Kasper ihr ein Ultimatum gestellt: Sie war zum letzten Mal in der Apotheke gewesen, um die Pille zu holen, ansonsten würde er gehen. Kinder waren sein größter Wunsch, und er wollte und konnte nicht länger warten.
    Caroline war wieder in die Apotheke gegangen, und Kasper hatte einen Umzugswagen bestellt.
    Das war jetzt bald ein halbes Jahr her, aber die Leere in ihr, die Kasper hinterlassen hatte, tat weh. Sie versuchte verbissen, ihre Aufmerksamkeit auf das Positive zu richten. Zum Beispiel darauf, dass sie jetzt der irritierenden Frage der Kollegen entging, ob Kasper und sie nicht bald Kinder bekommen wollten. Die Frage wurde in der Regel bei nicht formellen Anlässen gestellt, wenn sie nach einem langen Kurstag in der Bar saßen, oder bei Firmenfesten. Bei diesen Gelegenheiten erzählten einige der

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