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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helle Vincentz
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anderen Ende.
    Es war Martin, der aus dem Büro anrief. Er wollte gern dabei behilflich sein, ein Interview mit dem Kontaktmann in der Naturressourcen-Verwaltung zu bekommen. Eine Aufgabe, die sie nach Daniels Anruf bereits vergessen hatte.
    » Danke, ja, du musst entschuldigen, dass ich dich darum bitte, aber man will seinen Kollegen doch gern helfen, wenn sie dies benötigen .«
    » Selbstverständlich .«
    » Hast du eine Nummer oder eine Mailadresse, damit ich ihn kontaktieren oder einen Termin abstimmen kann? «
    » Ja. Aber ich hatte eigentlich gedacht, dass ich das einfach für dich ausmachen kann . «
    » Nein, das musst du nicht .«
    » Ich habe nichts dagegen. Vielleicht wäre das sogar das Beste. Die kenianischen Beamten ziehen es meist vor, mit Leuten zu sprechen, die sie bereits kennen. Du kannst mir einfach die Fragen geben, dann kann ich sie ihm stellen .«
    Caroline dachte nach. Es war verlockend, die Aufgabe an Martin abzutreten, aber sie kannte Karen und wusste, die Kollegin würde alle möglichen weiterführenden Fragen stellen. Sie vermochte es nicht, sich durch ein Gespräch mit Karen zu lügen oder zu erklären, warum sie das Interview nicht selbst geführt hatte.
    » Nein, darum kann ich dich wirklich nicht bitten .«
    » Das ist okay, ich habe morgen Abend bereits ein Geschäftsessen mit meinem Kontaktmann .«
    Sie hatte eine Eingebung.
    » Vielleicht könnte ich zu eurem Essen mitgehen? « , fragte sie.
    Das würde ihr auch die Chance geben, Martin wiederzusehen. Sie hatte einige Male an ihn gedacht, seit sie sich zuletzt gesehen hatten. Er entzündete etwas in ihr. In ihm konnte sie sehr viel von sich selbst wiedererkennen. Das Ambitionierte, die Entscheidung gegen das traditionelle Familienleben zum Vorteil der Karriere. Das Einflussreiche. Aber gleichzeitig umgab ihn etwas Eigenartiges. Etwas Unerreichbares und Faszinierendes, das ihre Neugierde weckte.
    Martin antwortete nicht sofort, und als er es tat, hörte er sich nicht gerade begeistert an.
    » Es gibt keinen Grund, dass du deine Zeit dafür verwenden musst, wenn ich dir helfen kann .«
    » Das ist vollkommen okay– ich muss sowieso etwas essen « , antwortete Caroline mit einem Lachen, von dem sie hoffte, es würde weniger gekünstelt klingen, als es war.
    » Ich glaube nicht, dass wir in einem besonders eleganten Restaurant essen werden .«
    » So wählerisch bin ich nicht . «
    Langsam wurde es peinlich.
    » Nun, okay, dann steht dem wohl nichts im Wege, dass du mitkommen kannst « , antwortete Martin zaghaft.
    » Wo werdet ihr euch treffen? «
    » Bis jetzt haben wir noch nichts ausgemacht .«
    » Vielleicht kannst du mir morgen einfach eine SMS mit Zeit und Ort schicken? «
    » Ja . «
    » Gut, abgemacht. Wir sehen uns morgen .«
    » Ja, bis morgen .«
    Caroline legte auf. Ein bisschen anmaßend, aber jetzt konnten ihre Freundinnen auf keinen Fall sagen, sie hätte kein Leben. Okay, es war kein richtiges Date, aber trotzdem.
    Die Zufriedenheit verflog aber schnell, als die Gedanken zu der Herausforderung zurückkehrten, der sie gegenüberstand.
    Ein weiteres Mädchen war vergewaltigt worden. Auf jeden Fall gab es eine Anklage.
    Es galt, so schnell wie möglich nach Asabo zu kommen und einen Deckel zu finden, den man auf den brodelnden Topf setzen konnte, bevor Bojesen davon Wind bekam.

21
    John Hansen lief so schnell, wie es sein nervöser Magen zuließ, den Flur hinunter. Zwei Mitarbeiter drückten sich an die Wand, um einen Zusammenstoß zu vermeiden.
    Er stürzte in das Büro, und mit drei Schritten war er um den Schreibtisch herum. Er fummelte den Schlüssel aus der Tasche und steckte ihn mit zitternden Händen in das Schloss der obersten Schublade. Fieberhaft riss er den Bericht des chinesischen Konkurrenten heraus und sah in den Schrank.
    Das kleine, schwarze Notizbuch lag immer noch dort.
    Er hielt die Luft an, während er es herausnahm. Hektisch blätterte er durch die Seiten.
    Dann erstarrte er.
    Dort, wo die letzte Seite sein sollte, befand sich ganz dicht am Buchrücken nur ein kleiner, ausgefranster Rest Papier. Die Seite, die nicht mehr dort war, wo sie sein sollte, war die, auf der er Mr Ogatos Kontonummer und auch die Höhe des Betrages notiert hatte.
    Wie hatte er so dumm sein können?
    Mit immer noch zitternden Händen öffnete John Hansen die mittlere Schublade, kramte die Whiskyflasche hervor und setzte sie an die Lippen. Nach drei großen Schlucken Macallan stellte er die Flasche beiseite. Er hatte das

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