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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helle Vincentz
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einem anderen Dorf zufällt. In Kenia ist man eng mit seinem Stamm und seinem Dorf verbunden, und es ist wichtig, dass sowohl der Stamm als auch das Dorf erfolgreich sind und es die anderen nicht sind. « Daniel ließ ein Lächeln erkennen.
    » In der Tat verwenden wir ebenso viele Kräfte darauf, den Erfolg anderer zu verhindern, wie darauf, ihn selbst zu erreichen. Und wenn es nicht gelingt, den Fortschritt für andere zu bremsen, wird man sich auf jeden Fall darüber beschweren und es für ungerechtfertigt halten, dass jemand etwas bekommt, das man selbst nicht hat .«
    Caroline zog die Augenbrauen hoch und schaute ihn im Rückspiegel an.
    » Diese Haltung kann unmöglich besonders fruchtbar sein, wenn man in einem Land Fortschritt schaffen will .«
    Daniel zuckte mit den Schultern.
    » So ist Kenia. So ist Armut .«
    » Du glaubst also, der wirkliche Grund dafür, dass sich die Einwohner von Asabo beschweren, ist, dass sie wütend über all das sind, was die Leute in Katari besitzen? «
    » Nein « – Daniel schüttelte den mit einer Schirmmütze bedeckten Kopf –, » ich glaube, sie beschweren sich, weil sie tatsächlich etwas haben, über das sie sich beschweren müssen .«
    » Aber hast du nicht gerade gesagt… «
    » Das, was ich sage, ist, dass ich nicht glaube, dass sie damit aufhören, sich zu beschweren, solange sie sehen, dass die Leute hier in Katari so viel haben. Nicht, wenn sie selbst nichts haben .«
    Jetzt war es Caroline, die den Kopf schüttelte. Wenn das hier Logik war, war es Logik für Kenianer.
    » Und nachdem ich das Dorf gesehen habe « , fuhr Daniel fort und gestikulierte aus dem Fenster hinaus, » glaube ich, es wäre eine gute Idee, wenn wir mit jemandem von hier sprechen und uns umhören, woher sie ihren Wohlstand haben und wie ihr Verhältnis zu Asabo ist .«
    Caroline fühlte sich unwohl.
    » Sollen wir versuchen, jemanden zu finden, mit dem wir jetzt sprechen können? « , fragte Daniel und gab Stanley, der auf dem Weg aus dem Dorf hinaus war, ein Zeichen, das Tempo zu drosseln. Schnell schüttelte Caroline den Kopf.
    » Ich habe heute Abend einen Geschäftstermin in Nairobi und glaube, das schaffen wir leider nicht .«
    Das Treffen in Asabo hatte sie mitgenommen.
    Das herzzerreißende Weinen des schmächtigen Mädchens, der Zorn des alten Mannes, die stille Sorge der Mutter. Sie hatte gerade dem Oberhaupt eines afrikanischen Dorfes gegenübergesessen, der meinte, das Unternehmen, welches sie repräsentierte, zerstöre das Leben seines Volkes, und einem kleinen Mädchen, das von einem erwachsenen Mann vergewaltigt worden war. Einem erwachsenen weißen Mann.
    Sie presste die Hände gegen die Stirn. Obwohl sie versuchte, die Gedanken wegzuschieben, ließ das Ganze sie nicht los. Es versetzte ihr einen Stich, wenn sie an das Leben dachte, welches die Menschen hier führten. Ihr Zorn und ihr Schmerz hatten eine empfindliche Stelle in ihrem Inneren getroffen.
    Aber sie wusste, es nutzte nichts, sich hinzusetzen, die Hände in den Schoß zu legen und sich wegen ihnen schlecht zu fühlen.
    Sie war hier, um ein Problem zu lösen und nicht, um einige kenianische Dorfbewohner zu bemitleiden. Wenn sie beschlossen, sich an die Medien zu wenden und von den Mädchen und dem Mord an Mama Lucy zu erzählen oder ernsthaft ein Thema daraus zu machen, dass sie meinten, Dana Oil sei schuld am Verfall des Dorfes, würde es ihre Verantwortung sein. Sie wäre es, die auf Markvarts schwarzer Liste enden würde.
    Caroline war rechtzeitig im Hotel zurück, um vor dem Abendessen mit Martin und seinem Kontaktmann in der Naturressourcen-Verwaltung ein Bad nehmen zu können.
    Als sie den Staub des Tages gründlich abgewaschen hatte, nahm sie alle Sachen aus dem Koffer und breitete sie auf dem Bett aus. Sie entschied sich für die weiße Spitzenunterwäsche von Marie Jo, das einzig wirklich schicke Wäscheset, das sie eingepackt hatte. Sie hatte ein schönes Kleid dabei, ein knielanges schwarzes von Max Mara, das sie vor sich hinhielt. Das Kleid flog auf das Bett zurück– es war trotz allem kein Date, zu dem sie gehen würde, es war ein Geschäftsessen, bei dem sie ein Interview für Dana Oils jährlichen CSR -Bericht führen sollte. Mit einem Mann, der nach dem, was Martin sagte, keine besonders große Lust hatte, sie zu treffen, weil es die Kenianer vorzogen, Geschäfte mit Leuten zu machen, die sie bereits kannten.
    Sie wollte schön aussehen: der graue Anzug, um einen professionellen Eindruck zu erwecken,

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