Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Dorf hier wegzukommen.
    Plötzlich erhob sich der Älteste mit einem Ruck, sodass sein Stuhl auf den harten Boden kippte.
    » Da könnt ihr sehen, was ihr angerichtet habt! « , schrie er und zeigte mit einem steifen Finger auf Caroline. » Und das lassen wir uns nicht gefallen! Wir werden tun, was wir können, um euch hier wegzubekommen, und es gibt viele, die uns helfen werden. Habe ich nicht recht damit « , fügte er hinzu und wandte sich an Daniel.
    Daniel räusperte sich.
    » Wie ich das sehe, gilt es, eine Lösung zu finden, mit der alle leben können « , antwortete er ruhig.
    » Aber diese Firma zerstört unser Leben! «
    » Das Beste würde doch sein, wenn wir eine Lösung finden könnten, die allen von Nutzen ist « , wiederholte Daniel, wurde aber von seinem älteren Landsmann unterbrochen.
    » Sie haben dich gekauft! Du hast deine Seele verkauft, du hast deine kenianischen Brüder verkauft, um selbst ein Leben in Luxus in der Stadt führen zu können. Pfui! «
    Der Älteste spuckte seine Anklagen dem Aktivisten an den Kopf. Daniel versuchte zu erklären, aber der alte Mann drehte sich wütend um und verschwand, Flüche und Verwünschungen ausstoßend.
    Die drei Zurückgebliebenen schauten einander an. Caroline räusperte sich. Sie hatte Lust, sich hinzusetzen und zu heulen, aber sie war gezwungen, sich zusammenzureißen.
    » Ich weiß, das hier ist eine delikate Frage « , sagte sie zu der Lehrerin. » Aber ich muss sie dennoch stellen .«
    Es gab eine Pause. Die Lehrerin nickte langsam.
    » Sie kennen Sally. Sie kennen sie und wissen, wie sie sich normalerweise verhält. Glauben Sie, sie sagt die Wahrheit? Wurde sie vergewaltigt? «
    Die Lehrerin sah Caroline ernst an.
    » Sally ist eine meiner tüchtigsten Schülerinnen. Sie könnte niemals lügen. Wenn sie also sagt, dass jemand sie vergewaltigt hat, dann stimmt das. « Sie hielt den Augenkontakt, bis Caroline nickte.
    Was konnte sie sagen? Dass die Behauptung eines kleinen Mädchens kein Beweis für was auch immer sei? Dass auch Tränen kein Beweis für eine Vergewaltigung waren?
    » Und das, dass es ein weißer Mann war… «
    Die Lehrerin sah Caroline mit einem harten Blick an.
    » Ja? «
    » Glauben Sie das? «
    Es verging ein Augenblick, bevor sie antwortete, aber als sie es tat, war es mit fester Stimme.
    » Selbstverständlich tue ich das .«
    Caroline schaute auf den Block hinunter. Er war immer noch leer. Sie saßen einen Moment schweigend da.
    » Es kann auch sein, wir müssen… « Daniel sah sie fragend an.
    » Ja .«
    Sie verabschiedeten sich von der Lehrerin und gingen schweigend zum Auto zurück, wo Stanley saß und wartete, die Autotüren auf beiden Seiten geöffnet, um für Durchzug zu sorgen.
    Erst als sie sich hineingesetzt hatten, begannen sie, miteinander zu sprechen.
    » Das war kein angenehmes Treffen « , sagte Caroline.
    » Nein « , bestätigte Daniel.
    » Sie wirken alle so resigniert .«
    » Ja .«
    Als sie eine Weile gefahren waren, räusperte sich Stanley.
    » Wenn ich einen Kommentar abgeben darf, Madam? «
    Caroline sah ihn an.
    » Äh, ja, natürlich .«
    » Ich möchte mich ja nicht in Ihre Arbeit einmischen, aber man kann vielleicht nichts dagegen einwenden, dass die Menschen in Asabo unzufrieden sind .«
    » Nein, das sicher nicht .«
    » Und besonders, wenn man daran denkt, mit wem sie sich vergleichen .«
    Sie schaute den Fahrer an.
    » Was meinen Sie? «
    » Ja, also, sie vergleichen sich wohl mit den Einwohnern von Katari .«
    » Was ist Katari? «
    » Das ist ein Dorf südlich von hier– auf der anderen Seite der Stelle, an der Dana Oil nach Öl bohrt. Etwa ebenso weit von den Ölbohrungen entfernt wie Asabo, nur in Richtung Süden anstatt Norden .«
    Caroline erinnerte sich, dass Mama Lucy in ihren Briefen ein Dorf mit dem Namen Katari erwähnt hatte. Aber auch damals hatte es keinen Sinn ergeben.
    » Warum sollte ein anderes Dorf eine so große Bedeutung haben? «
    Stanley zögerte, bevor er antwortete.
    » Die beiden Dörfer waren schon immer verfeindet. Ich weiß das, weil ich einen Cousin habe, der hier in der Gegend wohnt. Sie haben immer um alles konkurriert– Schulen, Häuser, Mädchen, alles. Und wenn man hört, wie sehr sich Katari entwickelt hat, seit Dana Oil hierhergekommen ist, ist vielleicht nichts dagegen zu sagen, wenn sich die Bürger von Asabo betrogen fühlen… «
    Den letzten Satz flüsterte Stanley fast, dann richtete er seine volle Aufmerksamkeit wieder auf die Straße und schien zu