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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helle Vincentz
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befürchten, seine Befugnisse überschritten zu haben.
    Caroline drehte sich im Sitz um und sah Daniel an.
    » Kennst du dort jemanden? In diesem Katari? «
    Daniel schüttelte den Kopf, und sie wandte sich wieder an Stanley.
    » Wissen Sie mehr? «
    » Nein. « Der Fahrer schüttelte den Kopf. » Nur dass das Dorf ungefähr genauso groß ist wie Asabo, fünfhundert Einwohner oder so. Und wie gesagt, dass es in den vergangenen paar Jahren eine große Entwicklung erlebt hat .«
    Sie dachte nach.
    » Wir kommen auf dem Weg zurück also fast dort vorbei « , fragte sie.
    Sowohl Stanley als auch Daniel knurrten bestätigend als Antwort.
    » Dann möchte ich darum bitten, dass wir dorthin fahren und das Dorf anschauen « , sagte sie, an Stanley gewandt.
    Er nickte, die Augen starr auf die Straße vor sich gerichtet.

23
    » Sally, kannst du kommen und mir helfen? «
    Sally antwortete nicht. Sie lag auf der Schlafmatte und starrte in die Luft. Vermochte es nicht zu antworten. Vermochte es nicht einmal, die Rillen in der Decke zu zählen.
    Sie wusste, dass sie aufstehen und der Mutter beim Haushalt helfen sollte und dass sie ihre Hausaufgaben machen und in die Schule gehen sollte.
    Sie konnte nicht.
    Es war, als hätte jemand eine schwere Decke über sie gelegt; eine Decke, die so viel wog, dass es unmöglich war, sie wegzuschieben.
    Die Decke hatte dort gelegen, seit sie von dem Treffen mit dem Ältesten und den Ölleuten nach Hause gekommen war.
    Vor dem Treffen hatte sie ihre Mutter angefleht, nicht mitgehen zu müssen, aber die Mutter hatte gesagt, sie müsse.
    Es war genauso furchtbar gewesen, wie Sally befürchtet hatte.
    Normalerweise hatte sie weder vor Erwachsenen noch vor Weißen Angst. Sie hatte zuvor viele mzungoer gesehen, als sie mit ihrer Mutter in der Stadt gewesen war, um Kleidung zu kaufen. Die Weißen wohnten in der Stadt. Einige von ihnen wohnten dort auch nicht wirklich, hatte ihre Mutter erzählt, sie waren nur ein paar Tage dort, weil sie herumreisten und sich in Kenia Tiere anschauten. Sally hatte sich darüber gewundert, warum jemand von der anderen Seite der Erde hierherreisen musste, um sich Tiere anzuschauen.
    Aber selbst wenn sie weder vor Erwachsenen noch vor Weißen Angst hatte, wurde sie dennoch sehr nervös, als dort vier, fünf mit ihrer Mutter saßen, sie anschauten und darauf warteten, dass sie etwas sagen würde. Besonders wenn zwei von ihnen vollkommen Fremde waren. Am schlimmsten war die Frau von der Ölgesellschaft gewesen. Sie war wahnsinnig hübsch, besonders die Haare waren toll, fast weiß und ganz glatt, aber sie hatte Sally auf eine so strenge Weise angestarrt, als ob sie versuchen würde, sie dazu zu zwingen, etwas zu sagen.
    Das Schlimmste bei dem Treffen war, als der Älteste gesagt hatte, sie solle erzählen, was passiert war.
    Sie hatte es versucht, weil sie wusste, dass man immer das machen musste, was der Älteste sagte, und sie wollte nicht, dass ihre Mutter wütend werden würde, weil sie sich gegen den Ältesten auflehnte. Also hatte sie die Worte im Stillen zu sich selbst gesagt und tatsächlich auch den Mund geöffnet, um sie laut zu sagen. Aber als sie den Mund öffnete, musste sie weinen und konnte nicht wieder aufhören. Letztendlich hatte ihre Mutter sie nach Hause gezogen.
    Seither hatte sie hier gelegen. Unter einer unsichtbaren Decke, die sich schwer wie Blei anfühlte und die ihren schmächtigen Körper auf die Matratze drückte. Sally legte den einen Arm über das Gesicht. Sie war nicht sicher, ob sie jemals die Kraft haben würde, die Decke zu entfernen.

24
    Bereits bevor sie Katari erreichten, bemerkte Caroline, dass etwas anders war. Stanley hatte damit aufgehört, das Lenkrad hin und her zu reißen. Verwundert schaute sie auf die gut planierte Straße. Auf so einem angenehmen Untergrund waren sie nicht gefahren, seit sie die Zufahrtsstraßen nach Nairobi verlassen hatten.
    Sie fuhren weiter in Richtung Dorf.
    Katari ähnelte dem Dorf Asabo. Auch in Katari führte die Straße, auf der sie fuhren, in die Mitte des Ortes, und auch hier standen die Häuser kreuz und quer auf beiden Seiten der Straße.
    Stanley drosselte das Tempo.
    » Soll ich parken, damit Sie aussteigen und zu Fuß gehen können, Madam? «
    » Nein danke « , antwortete Caroline schnell. Für den heutigen Tag hatte sie ausreichend Afrika bekommen, und sie konnte den Ort auch gut vom Auto aus sehen.
    Weiter vorn entdeckte sie eine Gruppe Frauen. Sie lachten und sahen aus, als hätten sie

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