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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Jahars abzuwehren, brachte den jungen Mann immer eine Spur weiter aus seiner Linie.
    Plötzlich traf Lans Holzklinge mit einem lauten Knall Jahars Seite, mit Stahl ein tödlicher Schlag. Während sich der jüngere Mann noch immer von der Wucht des Treffers krümmte, ging Lan zurück in die Ausgangsstellung, die lange Klinge nach oben gerichtet. Nethan, ein weiterer von Nerises Behütern, stand auf, ein schmaler Bursche mit weißem Haar an den Schläfen, der trotz seiner Größe noch immer eine Handspanne kleiner als Lan war. Jahar winkte ihn fort, hob die Übungsklinge erneut und verlangte laut nach einem weiteren Durchgang.
    »Hält sich Daigian noch immer aufrecht?«, fragte Cadsuane.
    »Besser, als ich erwartet hätte«, gab Merise zu. »Sie verbringt zu viel Zeit in ihrem Zimmer, aber sie hält ihre Tränen verborgen.« Ihr Blick wich von den Männern, die die Klingen tanzen ließen, zu einer grün gestrichenen Bank, auf der Verins untersetzter, grauhaariger Tomas neben einem Burschen saß, der nur noch über einen weißen Haarkranz verfügte. »Damer, er wollte sein Heilen bei ihr versuchen, aber Daigian hat abgelehnt. Sie hat zwar vermutlich nie zuvor einen Behüter gehabt, aber sie weiß, dass die Trauer über einen toten Behüter ein Teil der Erinnerung an ihn ist. Ich bin überrascht, dass Corele überhaupt in Betracht zog, es zu erlauben.«
    Mit einem Kopfschütteln richtete die Schwester aus Tarabon ihre Aufmerksamkeit wieder auf Jahar. Die Behüter anderer Schwestern interessierten sie nicht, jedenfalls nicht auf die Weise, wie es ihre eigenen taten. »Asha'man trauern wie Behüter. Ich dachte, Jahar und Damer wären nur dem Beispiel der anderen gefolgt, aber er sagt, es wäre auch ihre Sitte. Natürlich habe ich sie nicht gestört, aber ich habe gesehen, wie sie in Erinnerung an Daigians jungen Eben das Glas erhoben haben. Sie erwähnten nie seinen Namen, aber sie stellten einen vollen Becher für ihn hin. Bassane und Nethan wissen, dass sie jeden Tag sterben können, und sie akzeptieren es. Jahar erwartet den Tod; er erwartet ihn jeden Tag. Für ihn ist jede Stunde mit Sicherheit seine letzte.«
    Cadsuane konnte sich kaum davon zurückhalten, die andere Frau offen anzusehen. Es geschah nicht oft, dass Merise so lange sprach. Ihre Miene war reglos, aber etwas hatte sie aufgebracht. »Ich weiß, dass Ihr es übt, Euch mit ihm zu verknüpfen«, sagte Cadsuane taktvoll und schaute in den Hof hinunter. Mit einer anderen Schwester über ihren Behüter zu sprechen erforderte Takt. Das war mit ein Grund, warum sie stirnrunzelnd in den Hof sah. »Habt Ihr schon herausfinden können, ob der junge al'Thor bei Shadar Logoth Erfolg gehabt hat? Ist es ihm wirklich gelungen, die männliche Hälfte der Quelle zu säubern?«
    Corele übte sich ebenfalls darin, sich mit Damer zu verknüpfen, aber die Gelbe war so auf ihre erfolglosen Bemühungen konzentriert, herauszufinden, wie sie mit Saidar das schaffen konnte, was er mit Saidin machte, dass sie nicht bemerkt hätte, wenn der Schmutz des Dunklen Königs ihr den Hals hinuntergelaufen wäre. Cadsuane fand es bedauerlich, dass sie die Stola nicht fünfzig Jahre später errungen hatte, denn dann wäre sie selbst mit einem der Männer den Behüterbund eingegangen und hätte nicht fragen müssen. Aber fünfzig Jahre hätten bedeutet, dass Norla in ihrem kleinen Haus in den Schwarzen Bergen gestorben wäre, bevor Cadsuane Melaidhrin das erste Mal einen Fuß in die Weiße Burg gesetzt hatte. Das hätte einen großen Teil der Geschichte verändert. Unter anderem wäre es sehr unwahrscheinlich gewesen, dass sie auch nur in der Nähe ihrer derzeitigen Situation gewesen wäre. Also fragte sie taktvoll und wartete.
    Merise blieb einen langen Moment still, dann seufzte sie.
    »Ich weiß es nicht, Cadsuane. Saidar ist ein ruhiger Ozean, der einen dahin bringt, wohin man will, solange man die Strömungen kennt und sich von ihnen tragen lässt. Saidin ...
    ist eine Lawine aus brennendem Gestein. Zusammenbrechende Eisberge. Es fühlt sich sauberer an als bei meiner ersten Verknüpfung mit Jahar, aber in diesem Chaos könnte sich alles verbergen. Alles.«
    Cadsuane nickte. Sie vermochte nicht zu sagen, ob sie eine andere Antwort erwartet hatte. Warum sollte sie auch Gewissheit über eine der beiden wichtigsten Fragen der Welt erhalten, wenn sie sie schon bei simpleren Dingen nicht bekam? Auf dem Hof landete Lans Klinge diesmal nicht mit einem lauten Knall, sondern kurz vor Jahars Kehle,

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