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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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die kleine, pummelige Frau weiterplaudern. Verin war nicht halbwegs so geistesabwesend, wie sie vorgab. Einige Braune konnten wirklich über die eigenen Füße stolpern, weil sie sie vergaßen, aber Verin gehörte zu jenen, die sich in einen vorgetäuschten Mantel aus Weltfremdheit hüllten. Sie schien zu glauben, dass Cadsuane diesen Mantel für die Realität hielt, aber wenn eine Position bezogen werden musste, dann würde sie es machen. Und was sie ausließ, würde auch aufschlussreich sein. Cadsuane war sich der anderen Schwester weniger sicher, als ihr lieb war. Unsicherheit war ein Teil des Lebens, aber sie war sich zu vieler Dinge unsicher, als dass es ihr gefallen hätte.
    Unglücklicherweise musste Min an der Tür gelauscht haben, und diese junge Frau hatte wenig Geduld. »Ich habe Harine gesagt, dass es so sein würde«, protestierte sie und platzte ins Zimmer. »Ich habe ihr gesagt, dass man sie für ihren Handel mit Rand bestrafen würde. Nur danach wird sie Herrin der Schiffe, und ich vermag nicht zu sagen, ob das in zehn Tagen geschieht oder in zehn Jahren.« Schlank und hübsch in ihren Stiefeln mit den roten Absätzen und den dunklen Locken, die bis zu den Schultern reichten, hatte Min eine tiefe, mädchenhafte Stimme, aber sie trug einen roten Jungenmantel und blaue Hosen. Der Mantel war auf den Aufschlägen und den Ärmeln mit bunten Blumen bestickt, und die Hosen wiesen an der Außenseite Streifen auf, aber es waren trotzdem Mantel und Hosen.
    »Ihr dürft hereinkommen, Min«, sagte Cadsuane leise. Für gewöhnlich ließ dieser Tonfall die Leute die Ohren spitzen. Zumindest jene, die sie kannten. Auf Mins Wangen erschienen rote Flecken. »Ich fürchte, die Herrin der Wogen hat bereits alles erfahren, was aus Eurer Sicht zu erfahren war. Aber Eurer Eile nach zu urteilen, habt Ihr vielleicht die Aura von jemand anderem gelesen und wollt mir erzählen, was Ihr gesehen habt?« Die seltsame Fähigkeit des Mädchens hatte sich in der Vergangenheit als nützlich erwiesen und würde es zweifellos auch wieder sein. Möglicherweise. Soweit Cadsuane es sagen konnte, log sie nicht, wenn sie beschrieb, was sie in den Bildern und Auren las, die sie um Menschen herumschweben sah, aber sie erzählte es auch nicht immer frei heraus. Vor allem nicht, wenn es um die eine Person ging, über die Cadsuane gern vor allen anderen Bescheid gewusst hätte.
    Ob nun rote Wangen oder nicht, Min hob stur das Kinn. Sie hatte sich seit Shadar Logoth verändert, vielleicht hatte es auch schon früher angefangen, aber wie dem auch sein mochte, es war keine Veränderung zum Besseren. »Rand will Euch sehen. Er hat gesagt, ich soll Euch bitten, aber Ihr müsst deswegen nicht schnippisch werden.«
    Cadsuane sah sie bloß an und ließ die Stille sich ausdehnen. Schnippisch? Eindeutig nicht zum Besseren. »Sagt ihm, ich komme, wenn ich kann«, entgegnete sie schließlich. »Schließt die Tür hinter Euch fest ins Schloss, Min.« Die junge Frau öffnete den Mund, als wollte sie noch mehr sagen, aber wenigstens bewies sie genug Verstand, es ungesagt zu lassen. Sie brachte sogar trotz ihrer albernen Stiefel einen passablen Knicks zustande und schloss die Tür fest hinter sich. Tatsächlich fehlte nicht viel, um es als Zuknallen zu bezeichnen.
    Verin schüttelte wieder den Kopf und gab ein Lachen von sich, das nicht besonders amüsiert klang. »Sie liebt den jungen Mann, Cadsuane, und sie hat ihr Herz in seine Tasche gesteckt. Was auch immer Ihr sagt oder tut, sie würde eher ihm folgen als ihrem Verstand. Ich glaube, sie hat Angst, dass er beinahe unter ihren Händen gestorben wäre, und Ihr wisst, wie das bei einer Frau dazu führen kann, dass sie sich entschlossen an ihm festklammert.«
    Cadsuane presste die Lippen zusammen. Verin wusste mehr über diese Art Beziehung zu Männern als sie - sie hatte nie etwas davon gehalten, sich mit ihren Behütern einzulassen, so wie es manche Grüne taten, und andere Männer waren nie in Frage gekommen -, aber die Braune war ohne es zu wissen einer Wahrheit sehr nahe gekommen. Zumindest glaubte Cadsuane nicht, dass die andere Schwester wusste, dass Min mit dem jungen al'Thor verbunden war. Sie selbst wusste es auch nur, weil das Mädchen in einem unbedachten Augenblick zu viel gesagt hatte. Selbst die verschlossenste Muschel musste schließlich ihr Fleisch preisgeben, sobald man die erste kleine Öffnung in die Schale gemacht hatte. Manchmal gab sie auch eine unerwartete Perle preis. Ja, Min würde

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