Die Weiße Burg
waren ein paar von ihnen Leibwächter oder zumindest Spione, die dafür sorgten, dass sie nicht mit einem Mitglied ihres Hauses in Verbindung trat. Dieser Haufen würde das aufregend finden, ein Kontakt mit den Ausläufern der Macht. Elenia hatte ihre eigenen Pläne für Sylvase.
Arymilla gehörte ebenfalls zu den Leuten, denen es nicht schwer fiel, ohne Unterbrechung zu plappern, wo sich jeder mit einem Funken Verstand die Kapuze ins Gesicht zog, und während sie durch das sterbende Licht ritten, erstreckte sich ihre Unterhaltung von der Frage, was Lir wohl zum Abendessen servierte, bis hin zu den Plänen für ihre Krönung. Elenia hörte bloß aufmerksam genug zu, um an den scheinbar angebrachten Stellen etwas zu murmeln. Wenn die Närrin allen, die sich gegen sie gestellt hatten, eine Amnestie gewähren wollte, würde Elenia Sarand ihr bestimmt nicht sagen, dass sie dumm war. Es war qualvoll genug, dieser Frau mit... Freundlichkeit begegnen zu müssen, da musste man nicht auch noch zuhören. Dann traf sie einer von Arymillas Sätzen wie der Stich einer Nadel.
»Es wird Euch und Naean doch nicht stören, Euch ein Bett zu teilen, oder? Es hat den Anschein, als hätten wir nicht genügend anständige Zelte.«
Sie plapperte weiter, aber einen Augenblick lang konnte Elenia kein Wort verstehen. Sie fühlte sich, als hätte man ihr Schnee unter die Haut geschoben. Kaum merklich drehte sie den Kopf und begegnete Naeans schockiertem Blick. Es war unmöglich, dass Arymilla von ihrem zufälligen Treffen erfahren haben konnte, nicht so schnell, und selbst wenn doch, warum sollte sie ihnen die Gelegenheit geben, einen Plan zu schmieden? Eine Falle? Spione, die jedes Wort belauschten? Naeans Dienerin, oder... Oder Janny? Die Welt schien sich zu drehen. Vor Elenias Augen tanzten schwarze und silbrige Funken. Sie glaubte in Ohnmacht fallen zu müssen.
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass Arymilla sie direkt angesprochen hatte und mit einem zusehends ungeduldiger werdenden Stirnrunzeln auf eine Antwort wartete. Ihre Gedanken rasten. Ja, das war es gewesen. »Eine vergoldete Kutsche, Arymilla?« Welch lächerliche Idee. Da konnte man genauso gut im Wagen eines Kesselflickers fahren!
»Oh, wunderbar! Ihr habt so großartige Einfälle!«
Arymillas erfreutes Lächeln ließ Elenia etwas ruhiger atmen. Die Frau war eine hirnlose Närrin. Vielleicht gab es ja zu wenig Zelte. Aber wahrscheinlicher war, dass sie sie für gezähmt hielt. Elenia machte aus ihren gebleckten Zähnen ein Lächeln. Aber sie verwarf die Idee, den Taraboner die Frau »unterhalten« zu lassen, nicht mal eine Stunde lang. Mit Jarids Unterschrift auf dem Dokument gab es nur einen Weg, wie sie auf den Thron gelangen konnte. Alles stand bereit. Die einzige offene Frage bestand nur noch darin, ob Arymilla oder Naean zuerst sterben sollte.
Die Nacht legte sich bedrückend auf Caemlyn, eiskalt, von scharfen Winden getrieben. Hier und da kündete Lichtschein in Fenstern in oberen Stockwerken von noch wachen Menschen, aber die meisten Schlagläden waren verschlossen, und die Mondsichel tief am Himmel schien die Dunkelheit noch zu betonen. Selbst der Schnee, der die Dächer bedeckte und den man dort, wo er den Aktivitäten des Tages entkommen war, vor den Gebäuden aufgehäuft hatte, erschien von schattenhaftem Grau. Der einsame Mann, der von einem dunklen Umhang verhüllt wurde und durch den gefrorenen Matsch auf dem Pflaster schritt, hörte genauso auf Daved Hanlon wie auf Doilin Mellar; ein Name war nichts anderes als ein Mantel, und ein Mann wechselte den Mantel, wann immer es nötig war. Im Verlauf der Jahre hatte er viele getragen. Wäre es nach seinen Wünschen gegangen, hätte er im Königlichen Palast die Füße vor einem prasselnden Kaminfeuer hochgelegt, einen Krug in der Hand, ein Glas Branntwein neben ihm und ein williges Mädchen auf den Knien, aber er musste die Wünsche anderer erfüllen. Wenigstens waren hier in der Neustadt die Straßen sicherer. Nicht ungefährlich, mit diesem gefrorenen Matsch unter den Sohlen, der ein Ausrutschen in einen Sturz verwandeln konnte, aber hier war es zumindest unwahrscheinlicher als in der Innenstadt, dass einem die Stiefel unter dem Körper fortgerissen wurden. Außerdem passte die nächtliche Dunkelheit zu seiner Stimmung.
Es waren nur wenige Leute in den Straßen unterwegs gewesen, als er aufgebrochen war, und die Zahl hatte sich verringert, als die Dunkelheit immer tiefer geworden war.
Kluge Leute blieben nach
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