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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Studierzimmer diente, war bei ihrem Eintreffen bereits warm, die Kohlenpfanne verbreitete den Duft von Rosen. Alle Lampen waren entzündet. Ihr Tagesablauf war allgemein bekannt. Sie hängte den Umhang auf den Ständer in der Ecke, nahm ihren Platz hinter dem Schreibtisch ein und packte mechanisch das wackelige Stuhlbein, das stets zusammenklappen wollte. Alles, was sie tun musste, war, sich an ihre Routine zu halten. Morgen konnte sie dann verkünden, was getan worden war.
    Ihre erste Besucherin war eine echte Überraschung, vermutlich die letzte Frau, von der sie erwartet hatte, dass sie ihr Zelt betrat. Theodrin war eine schlanke Braune mit apfelroten Wangen, eine kupferfarbene Domani mit einem störrischen Zug um den Mund. Einst hatte sie immer zum Lächeln bereit ausgesehen. Sie rauschte über die abgetretenen Teppiche und kam nahe genug, dass die Fransen ihrer Stola den Schreibtisch berührten. Nachdem sie einen sehr formellen Knicks gemacht hatte, streckte Egwene die linke Hand aus, damit die Frau den Großen Schlangenring küssen konnte. Förmlichkeit musste mit Förmlichkeit begegnet werden.
    »Romanda möchte wissen, ob sie Euch heute sprechen kann, Mutter«, sagte die schlanke Braune. Mit leiser Stimme, aber in ihrem Tonfall lag Sturheit verborgen.
    »Wann immer sie möchte, Tochter«, erwiderte Egwene vorsichtig. Theodrin machte wieder einen Knicks, ohne eine Miene zu verziehen.
    Die Braune war im Begriff zu gehen, als eine der Aufgenommenen ins Zelt hereinplatzte und die mit einem Streifen versehene Kapuze zurückschlug. Emara war eine dünne Frau und genauso klein wie Nisao. Sie sah aus, als könnte ein starker Windstoß sie wegblasen, aber sie hatte die ihr unterstellten Novizinnen fest im Griff, fester als so manche andere Schwester. Aber sie war auch hart zu sich selbst, und das Leben einer Novizin sollte hart sein. Emaras Blick huschte zu den Fransen an Theodrins Stola, und ihr Mund verzog sich zu einem verächtlichen Grinsen, bevor sie ihre Züge straffte und ihre schneeweißen, mit einem Streifen versehenen Röcke zu einem Knicks ausbreitete. Auf Theodrins Wangen kamen blutrote Flecken zum Vorschein.
    Egwene schlug hart genug mit der flachen Hand auf den Tisch, dass das Tintenfässchen und die Streubüchse in die Höhe sprangen. »Habt Ihr vergessen, wie man einer Aes Sedai höflich gegenübertritt, Kind?«, fragte sie scharf.
    Emara wurde totenblass - schließlich hatte die Amyrlin einen gewissen Ruf -, und machte hastig einen noch tieferen Knicks für Theodrin, die ihn mit einem hölzernen Nikken zur Kenntnis nahm, bevor sie wesentlich schneller aus dem Zelt rauschte, als sie es betreten hatte.
    Was Emara dann mit breitem illianischem Akzent, der durch ihre Nervosität noch verstärkt wurde, hervorstammelte, war eine Bitte Lelaines, sich mit der Amyrlin treffen zu können. Romanda und Lelaine waren früher wesentlich weniger förmlich gewesen, sie waren unangekündigt gekommen, wann immer sie wollten, aber die Kriegserklärung an Elaida hatte vieles verändert. Nicht alles, aber genug. Egwene gab Lelaine die gleiche Antwort wie zuvor Romanda, wenn auch in deutlich kühlerem Ton, und Emara fiel beinahe über die eigenen Füße, als sie ihren Knicks machte und dann regelrecht aus dem Zelt hinausstürmte. Noch ein Nagel, der die Legende von Egwene al'Vere festschlug, die Amyrlin, die Sereille Bagand wie ein Federkissen aussehen ließ.
    Sobald die Aufgenommene verschwunden war, hob Egwene die Hand und sah das, was sie verdeckt hatte, stirnrunzelnd an. Das zusammengefaltete Stück Papier, das Theodrin auf dem Tisch platziert hatte, während sie ihren Ring geküsst hatte. Ihr Stirnrunzeln vertiefte sich, als sie es auseinander faltete. Die Schrift, die das kleine Blatt bedeckte, war flüssig und präzise, doch an einer Ecke war ein Tintenfleck. Theodrin war sehr ordentlich. Vielleicht wollte sie die allgemeine Ansicht über die Braunen bestätigen.
    Romanda hat zwei Schwestern nach Cairhien Reisen lassen, um eine Geschichte zu untersuchen, die die Sitzenden der Gelben in Aufregung versetzt hat. Ich kenne das Gerücht nicht, Mutter, aber ich werde es herausfinden. Ich habe gehört, dass eine von ihnen Nynaeve erwähnt hat, aber nicht so, als wäre sie in Cairhien, sondern dass das Gerücht mit ihr zu tun hat.
    Die dämliche Frau hatte sogar mit ihrem Namen unterschrieben!
    »Was ist das, Mutter?«
    Egwene zuckte überrascht zusammen und erwischte gerade noch das Stuhlbein, bevor sie auf dem Boden

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