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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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geben, bis Nicola aufgegriffen wurde. Obwohl ich glaube, dass sie schließlich einlenken wird. Da Nicola einen so großen Vorsprung hat, kann es einige Zeit dauern, bis man sie einholt.«
    Egwene zuckte innerlich zusammen. Sie konnte sich an ihre eigenen Besuche im Studierzimmer der Oberin der Novizinnen erinnern, in dem sie damals jene Frau erwartete, die da vor ihr stand. Sheriam hatte einen starken Arm. Eine tägliche Dosis davon würde hart sein. Aber eine Ausreißerin zu schützen war ernster, als sich nach Einbruch der Nacht hinauszuschleichen oder einen Streich zu spielen. Sie schob den Bericht zur Seite.
    »Tiana wird das machen, wie sie es für richtig hält«, sagte sie. »Sheriam, hat sich etwas wegen meines Traums ergeben? Was sagen die Schwestern?« Sie hatte den Traum über einen Angriff der Seanchaner am Morgen danach enthüllt, und die Frauen, denen sie davon berichtete, hatten sie apathisch angestarrt, vermutlich weil Anaiyas kurz zuvor ermordet worden war. Das hatte jedermann durcheinander gebracht.
    Statt zu antworten, räusperte sich Sheriam und glättete ihre blaugeschlitzten Röcke. »Euch ist das vielleicht nicht bekannt, Mutter, aber eine von Nicolas Nichten ist Larine Ayellin. Aus Emondsfelde«, fügte sie hinzu, als wüsste Egwene das nicht. »Keiner würde denken, dass Ihr sie bevorzugt, wenn Ihr ihrer ganzen Familie vergebt. Ob Tiana nun nachgibt oder nicht, in der Zwischenzeit will sie mit ihnen sehr streng umgehen. Sie werden leiden.«
    Egwene lehnte sich auf dem Stuhl zurück, vorsichtig wegen des wackligen Beins, und schaute die andere Frau stirnrunzelnd an. Larine war fast im gleichen Alter wie sie, und sie waren in ihrer Kindheit enge Freundinnen gewesen. Sie hatten Stunden miteinander verbracht, hatten sich unterhalten und geübt, ihr Haar zu Zöpfen zu flechten für den Tag, an dem der Frauenkreis bestimmte, dass sie dafür alt genug waren. Trotzdem war Larine eine der wenigen Frauen aus Emondsfelde gewesen, die anscheinend akzeptiert hatten, dass Egwene wirklich der Amyrlin-Sitz war, obwohl sie es hauptsächlich dadurch zeigte, dass sie Abstand hielt. Aber glaubte Sheriam, sie würde jemanden bevorzugen? Sogar Siuan sah entsetzt aus. »Sheriam, Ihr solltet besser als jede andere wissen, dass die Disziplin der Novizinnen das Reich der Oberin ist. Es sei denn, ein Mädchen würde misshandelt, und davon habt Ihr nichts angedeutet. Davon abgesehen, wenn Larine glaubt, sie könnte damit durchkommen, heute einer Ausreißerin zu helfen - einer Ausreißerin zu helfen, Sheriam! -, was wird sie sich morgen herausnehmen? Sie kann die Stola erringen, wenn sie den Mumm hat, dafür zu kämpfen. Ich werde sie nicht auf einen Pfad führen, an dessen Ende man sie wegen Verfehlungen fortschickt. Nun gut. Was sagen sie über meinen Traum?«
    Sheriam blinzelte, sie sah Siuan an. Beim Licht, glaubte die Frau denn allen Ernstes, sie würde unnachgiebig sein, weil Siuan anwesend war? Weil Siuan etwas herumerzählen würde? Sie hätte es besser wissen sollen; sie war die Oberin der Novizinnen gewesen. »Die Meinung der Schwestern, Mutter«, sagte Sheriam schließlich, »besteht darin, dass die Seanchaner noch immer tausend Meilen weit weg sind, sie kennen das Schnelle Reisen nicht, und wenn sie auf Tar Valon marschieren, dann werden wir es erfahren, bevor sie zweihundert Meilen heran sind.«
    Siuan murmelte etwas, das unflätig klang, aber nicht überrascht. Egwene wollte auch fluchen. Sorgen wegen Anaiyas Ermordung hatten nichts mit der Apathie der Schwestern zu tun gehabt. Sie glaubten einfach nicht, dass Egwene eine Träumerin war. Anaiya hatte das getan, aber sie war tot. Siuan und Leane glaubten es, aber keine von ihnen hatte einen ausreichend hohen Rang, als dass man ihnen mit mehr als ungeduldiger Höflichkeit zugehört hätte, wenn überhaupt. Und es war ziemlich offensichtlich, dass Sheriam es nicht glaubte. Sie gehorchte ihrem Treueid so pedantisch, wie es sich Egwene nur hätte wünschen können, aber man konnte niemandem befehlen, etwas zu glauben. Sie plapperten nur nach, was man ihnen sagte, und nichts änderte sich.
    Als Sheriam gegangen war, fragte sich Egwene, was die Frau eigentlich zu ihr geführt hatte. Konnte es sich nur darum gehandelt haben, ihr zu sagen, dass man Larine bestrafen würde? Sicherlich nicht. Aber sie hatte nichts anderes gesagt, wenn man davon absah, dass sie Egwenes Fragen beantwortet hatte.
    Wenig später traf Myrelle ein, kurz danach Morvrin. Egwene konnte

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