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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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landete. Sie richtete ihre finstere Miene auf Siuan, die mit ihrer blaugefransten Stola im Zelteingang stand und ihre Ledermappe an die Brust gedrückt hielt. Egwenes Überraschung ließ sie leicht die Brauen heben.
    »Hier«, sagte Egwene gereizt und hielt ihr das Blatt hin. Das war nicht der Augenblick, um in irgendeiner Weise nervös zu reagieren! »Ihr habt von Kairen gehört?« Natürlich musste sie das, aber Egwene sagte trotzdem: »Habt Ihr die nötigen Veränderungen getroffen?« Nötige Veränderungen. Beim Licht, sie klang so aufgeblasen wie Romanda. Sie war nervös. Erst im letzten Augenblick dachte sie daran, Saidar zu umarmen und einen Abwehrschild gegen Lauscher zu weben; erst nachdem der Schild an Ort und Stelle war, fiel ihr ein, dass der heutige Tag nicht unbedingt den besten Zeitpunkt darstellte, jemanden auf die Idee kommen zu lassen, dass sie mit Siuan private Dinge zu besprechen hatte.
    Siuan war nicht nervös. Sie hatte Stürme überstanden. Und sich vom Ertrinken erholt, würde so mancher sagen. Für sie war es heute nur ein bisschen windig. »Je weniger Zeit Bode hat, darüber nachzudenken, desto geringer die Möglichkeit, dass sie in Panik gerät.« So ruhig wie ein Teich. Nicht einmal zwei ermordete Schwestern konnten Siuan aus dem Gleichgewicht bringen. Oder eine von ihnen durch eine Frau zu ersetzen, die erst wenige Monate Novizin war.
    Aber ihre Stirn legte sich in Falten, als sie die Mitteilung las. »Zuerst taucht Faolain unter«, knurrte sie das Blatt an, »und jetzt bringt Theodrin das Euch statt mir. Das dumme Mädchen hat weniger Verstand als ein Fischervogel! Man könnte meinen, sie will, dass jemand herausfindet, dass sie Romanda für Euch im Auge behält.« Im Auge behalten. Eine höfliche Umschreibung für Spionin. Sie beide waren in Euphemismen geübt. Für eine Aes Sedai war das selbstverständlich. Heute fand Egwene Euphemismen unerträglich.
    »Vielleicht will sie ja entdeckt werden. Vielleicht hat sie es satt, dass Romanda ihr vorschreibt, was sie tun soll, was sie sagen soll, was sie denken soll. Ich hatte eine Aufgenommene hier, die Theodrins Stola spöttisch angesehen hat, Siuan.«
    Siuan winkte ab. »Romanda versucht jedem vorzuschreiben, was er tun soll. Und denken soll. Was den Rest angeht, die Dinge werden sich ändern, sobald Theodrin und Faolain auf den Eidstab schwören können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass im Augenblick jemand ernsthaft darauf bestehen wird, dass sie für die Stola getestet werden. Bis dahin müssen sie eben ertragen, was auf sie zukommt.«
    »Das ist nicht gut genug, Siuan.« Egwene schaffte es, ihren Ton neutral zu halten, aber es kostete sie eine große Anstrengung. Sie hatte zumindest geahnt, was sie den beiden zumutete, als sie ihnen befahl, Romanda und Lelaine auszuspionieren. Sie hatte wissen müssen, was die Sitzenden planten, und sie musste es noch immer wissen, aber sie hatte ihnen gegenüber auch eine Pflicht zu erfüllen. Sie waren die Ersten gewesen, die ihr die Treue geschworen hatten, und das aus freiem Willen. Außerdem... »Vieles, was man über Theodrin und Faolain sagt, kann man auch über mich sagen. Wenn Aufgenommene sie respektlos behandeln können...« Nun, davor hatte sie keine Angst. Die Schwestern waren eine andere Sache. Vor allem die Sitzenden.
    »Siuan, es wird mir niemals gelingen, die Burg wieder zu vereinen, wenn die Aes Sedai an mir zweifeln.«
    Siuan schnaubte laut. »Mutter, mittlerweile wissen selbst Lelaine und Romanda, dass Ihr und Ihr allein der Amyrlin-Sitz seid, ob sie es nun zugeben wollen oder nicht. Mit Deane Aryman wären sie nicht auf die gleiche Linie eingeschwenkt. Ich glaube, sie fangen an, Euch als zweite Edarna Noregovna zu sehen.«
    »Das mag ja alles sein«, sagte Egwene sachlich. Deane wurde nach Bonwhins Desaster mit Artur Falkenflügel als Retterin der Burg betrachtet. Edarna hielt man für die beste Regentin, die je Stab und Stola gehalten hatte. Beide waren sehr starke Amyrlin gewesen. »Aber wie Ihr mich erinnert habt, muss ich aufpassen, dass ich nicht wie Shein Chunla ende.« Shein hatte als starke Amyrlin angefangen und die Burg und den Saal fest im Griff gehabt, und sie hatte als Marionette geendet, die das tat, was man ihr sagte.
    Siuan nickte zustimmend. Sie brachte Egwene die Geschichte der Burg bei, und sie erwähnte oft Amyrlin, die auf fatale Weise einen Fehltritt gemacht hatten. Sie selbst eingeschlossen. »Aber das hier ist eine andere Sache«, murmelte sie und tippte

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