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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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auftischen, das groß genug war, um damit eine Gans zu mästen.
    Der Gedanke wollte sie eigentlich lächeln lassen - Chesa würde hinter ihr stehen und die Hände ringen, bis sie jeden Bissen aufaß -, aber ihr Blick fiel wieder auf Tianas Bericht. Nicola, Larine und Bode. Die Weiße Burg war eine strenge Lehrmeisterin. Solange sich die Weiße Burg nicht durch die Mehrheitsentscheidung des Saals im Krieg befand, sollte die Amyrlin nicht... Aber die Burg befand sich im Krieg.
    Sie vermochte nicht zu sagen, wie lange sie da saß und das Papier mit dem einen Namen anstarrte, aber als Siuan zurückkehrte, hatte sie eine Entscheidung getroffen. Eine strenge Lehrmeisterin, die niemals jemanden bevorzugte.
    »Sind Leane und Bode aufgebrochen?«, fragte sie.
    »Vor mindestens zwei Stunden, Mutter. Leane muss Bode abliefern und dann flussabwärts reiten.«
    Egwene nickte. »Bitte lasst Daishar satteln...« Nein. Mittlerweile erkannten einige Leute das Pferd der Amyrlin.
    Zu viele. Es war keine Zeit dafür da, Argumente auszutauschen und Erklärungen abzugeben. Keine Zeit, ihre Autorität zu beweisen. »Sattelt Bela und wartet an der Ecke zwei Straßen weiter nördlich auf mich.« Auch Bela kannte fast jeder. Siuans Pferd kannte jeder.
    »Was wollt Ihr tun, Mutter?«, fragte Siuan besorgt.
    »Ich will ausreiten. Und Siuan, sagt es keinem.« Sie begegnete dem Blick der anderen Frau und hielt ihn fest. Siuan war Amyrlin gewesen und hatte einen Stein niederstarren können. Jetzt war Egwene die Amyrlin. »Niemandem, Siuan. Und jetzt geht. Geht. Und beeilt Euch.« Siuan hastete mit noch immer gerunzelter Stirn hinaus.
    Sobald Egwene allein war, nahm sie die Stola vom Hals, faltete sie sorgfältig zusammen und verstaute sie in ihrer Gürteltasche. Ihr Umhang war aus guter Wolle, aber unauffällig. Ohne die aus der Kapuze baumelnde Stola hätte sie irgendeine Schwester sein können.
    Der Gehsteig vor ihrem Zelt war natürlich leer, aber sobald sie die vereiste Straße überquerte, bahnte sie sich einen Weg durch den üblichen weißen Fluss von Novizinnen, der mit Aufgenommenen und gelegentlich einer Aes Sedai gesprenkelt war. Die Novizinnen beugten vor ihr die Knie, ohne langsamer zu werden, die Aufgenommenen machten Knickse, sobald sie sahen, dass die Röcke unter ihrem Umhang keinen weißen Streifen aufwiesen, und die Aes Sedai rauschten mit von Kapuzen verhüllten Gesichtern vorbei. Falls jemandem auffiel, dass ihr kein Behüter folgte, nun, einige Schwestern hatten keinen Behüter. Und nicht jede wurde vom glühenden Schein Saidars eingehüllt. Nur die meisten.
    Zwei Straßen von ihrem Zelt entfernt blieb sie am Rand des Gehsteigs stehen und wandte sich vom Strom der vorbeieilenden Frauen ab. Sie versuchte sich keine Sorgen zu machen. Die Sonne stand auf dem halben Weg zum Horizont im Westen, eine goldene Scheibe, die vom zerklüfteten Gipfel des Drachenbergs aufgespießt wurde. Der Schatten des Berges fiel bereits über das Lager und hüllte die Zelte in abendliches Dämmerlicht.
    Endlich kam Siuan auf Bela angeritten. Die zottelige kleine Stute ging sicher auf der glatten Straße, aber Siuan klammerte sich an Zügeln und Sattel fest, als hätte sie Angst herunterzufallen. Vielleicht war es ja tatsächlich so. Siuan war eine der schlechtesten Reiterinnen, die Egwene jemals gesehen hatte. Als sie mit wehenden Röcken und gemurmelten Flüchen aus dem Sattel rutschte, erschien sie so erleichtert, als wäre sie gerade mit dem Leben davongekommen. Bela wieherte, als sie Egwene erkannte. Siuan richtete ihre verrutschte Kapuze und öffnete den Mund, aber Egwene hielt eine warnende Hand hoch, bevor sie sprechen konnte. Sie konnte sehen, wie Siuans Lippen das Wort »Mutter« formten. Und vermutlich wäre es laut genug gewesen, um auch noch in fünfzig Schritten Entfernung gehört zu werden.
    »Sagt keinem etwas«, flüsterte Egwene. »Und auch keine Notizen oder Andeutungen.« Das sollte alles abdecken.
    »Leistet Chesa Gesellschaft, bis ich zurückkehre. Ich will nicht, dass sie sich Sorgen macht.«
    Siuan nicke zögernd. Ihre Miene erschien beinahe mürrisch. Egwene vermutete, dass es klug gewesen war, »Notizen« und »Andeutungen« hinzuzufügen. Sie ließ die ehemalige Amyrlin wie ein mürrisches Mädchen dreinschauen und schwang sich anmutig in Belas Sattel.
    Aufgrund der gefrorenen Rillen in den Lagerstraßen musste sie die Stute erst im Schritt gehen lassen. Und weil sich jeder wundern würde, wenn er Siuan schneller als im

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