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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Zügel und hob die Röcke, um durch den Schnee auf die angestrengten, schleifenden Laute zuzugehen. Es handelte sich um ein großes Ruderboot, das wie ein Schlitten durch den Schnee geschoben wurde. Ein sperriger Schlitten, der zwischen den Bäumen hindurchmanövriert werden musste, wenn auch mit weniger Flüchen, nachdem den Männern, die ihn zogen und schoben, klar geworden war, dass sie ihnen dichtauf folgte. Die meisten Männer hielten in Anwesenheit von Aes Sedai ihre Zunge im Zaum, und obwohl sie wegen der Dunkelheit und der Kapuze ihr Gesicht nicht erkennen konnten, wer sonst sollte runter zum Fluss gekommen sein? Und falls sie wussten, dass es nicht dieselbe Frau war, die sie eigentlich hätte begleiten sollen, wer stellte schon die Handlungen einer Aes Sedai in Frage?
    Sie schoben das Boot vorsichtig in den Fluss und achteten darauf, es nicht laut spritzen zu lassen, dann kletterten sechs Mann an Bord und legten Ruder in die mit Lumpen gepolsterten Ruderdollen. Die Männer waren barfuß, um den Lärm zu vermeiden, den auf den Rumpfplanken entlangschabende Stiefel verursachten. Auf dem Erinin fuhren auch kleinere Boote, aber heute Nacht mussten sie die Strömungen meistern. Einer der Männer am Ufer reichte ihr die Hand, damit sie beim Einsteigen nicht das Gleichgewicht verlor, und sie setzte sich auf eine Ruderbank im Bug und hielt den Umhang fest um den Körper. Das Boot glitt vom Ufer weg, abgesehen vom kaum hörbaren Schlag der Ruder im Wasser völlig lautlos.
    Egwene schaute voraus, nach Süden in Richtung Tar Valon. Die weißen Mauern glänzten im Licht eines fetten, abnehmenden Mondes, und die von Lampen erhellten Fenster verliehen der Stadt ein gedämpftes Glühen; es war fast so, als würde die Insel Saidar umarmen. Selbst in der Dunkelheit ragte die Weiße Burg hervor, die Fenster des Turms leuchteten hell, und seine gewaltige Masse funkelte im Mondlicht. Etwas huschte über den Mond, und Egwene stockte der Atem. Einen Augenblick lang hielt sie es für einen Draghkar, ein böser Anblick gerade in dieser Nacht. Aber dann kam sie zu dem Schluss, dass es doch nur eine Fledermaus gewesen war. Der Frühling war nahe genug, dass sich die Fledermäuse nach draußen wagten. Sie zog den Umhang enger und schaute der näher kommenden Stadt entgegen.
    Als die gewaltige Mauer des Nordhafens vor dem Boot in die Höhe ragte, bremsten die Ruderer, sodass der Bug gerade eben an der Mauer neben der Hafeneinfahrt vorbeiglitt. Egwene hätte beinahe eine Hand ausgestreckt, um sich gegen den hellen Stein zu stemmen, bevor das Boot gegen die Mauer prallen konnte. Der dumpfe Aufprall wäre mit Sicherheit von den wachhabenden Soldaten gehört worden. Aber die Ruder machten nur leise gurgelnde Geräusche, als sie rückwärts durchgezogen wurden, das Boot hielt an einer Stelle an, wo sie die massive Eisenkette hätte berühren können, die den Hafen versperrte und deren riesige Glieder durch die dicke Schicht an Schmiere glänzten.
    Aber es war nicht nötig, sie anzufassen. Genauso wenig wie es nötig war, zu warten. Sie umarmte Saidar und war sich kaum des reißenden Stroms des Lebens bewusst, der sie erfüllte, bevor sie die Gewebe fertig gestellt hatte. Erde, Feuer und Luft umgaben die Kette; Erde und Feuer berührten sie. Das schwarze Eisen blitzte entlang der ganzen Hafeneinfahrt weiß auf.
    Egwene blieb gerade noch genug Zeit, um zu bemerken, dass nicht weit von ihr jemand die Quelle umarmt hatte, über ihr auf der Mauer, dann traf auch schon etwas das Boot, traf sie, und sie spürte nur noch, wie das kalte Wasser sie umfasste und ihre Nase und ihren Mund füllte. Dunkelheit.
    Egwene fühlte etwas Hartes unter ihrem Körper. Sie hörte Frauenstimmen. Aufgeregte Stimmen.
    »Wisst ihr, wer das ist?«
    »Schau an, schau an. Da haben wir heute Nacht aber etwas Besseres bekommen, als wir ausgehandelt hatten.« Etwas wurde ihr gegen den Mund gepresst, Wärme tröpfelte hinein, die leicht nach Minze schmeckte. Sie schluckte krampfhaft, sich plötzlich bewusst, wie kalt ihr war und dass sie am ganzen Leib zitterte. Ihre Augen öffneten sich blinzelnd. Und richteten sich auf das Gesicht der Frau, die ihren Kopf und den Becher hielt. Von Soldaten erhobene Laternen sorgten für genug Licht, dass sie das Gesicht deutlich sehen konnte. Ein altersloses Gesicht. Sie war im Nordhafen.
    »So ist es recht, Mädchen«, sagte die Aes Sedai aufmunternd. »Trink alles. Es ist eine starke Dosis.«
    Egwene wollte den Becher fortstoßen, wollte

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