Die Weiße Burg
Schritttempo auf Bela reiten sah. Sie versuchte wie Siuan zu reiten, schwankte unsicher hin und her, klammerte sich mit einer Hand am hohen Sattelknauf fest und manchmal auch mit beiden. Es gab ihr das Gefühl, als würde auch sie gleich herunterfallen. Bela verdrehte den Kopf, um sie anzusehen. Sie wusste, wer auf ihrem Rücken saß, und sie wusste, dass Egwene besser reiten konnte. Egwene ahmte weiterhin Siuan nach und versuchte nicht an den Sonnenstand zu denken. Den ganzen Weg aus dem Lager hinaus, an den Wagen vorbei, bis die ersten Bäume sie vor den Zelten und Wagen verbargen.
Dann beugte sie sich über den Sattelknauf, um ihr Gesicht in Belas Mähne zu drücken. »Du hast mich von den Zwei Flüssen fortgetragen«, flüsterte sie. »Kannst du jetzt genauso schnell laufen?« Sie richtete sich wieder auf und stieß die Fersen in Belas Flanken.
Bela konnte nicht so galoppieren wie Daishar, aber ihre kräftigen Beine stapften durch den Schnee. Sie war einst ein Zugpferd gewesen, kein Rennpferd oder Streitross, aber sie gab alles, was sie hatte, und streckte den Hals genauso mutig wie Daishar nach vorn. Bela rannte, und die Sonne glitt am Himmel in die Tiefe, als wäre sie plötzlich eingeschmiert worden. Egwene duckte sich tief in den Sattel und feuerte das Pferd an. Ein Rennen mit der Sonne, von dem Egwene wusste, dass sie es nicht gewinnen konnte. Aber selbst wenn sie die Sonne nicht schlagen konnte, war trotzdem noch genug Zeit. Sie stieß im Rhythmus mit Belas Hufen mit den Fersen, und Bela lief.
Bevor Egwene das Wasser des Erinin funkeln sah, rollte das Zwielicht über sie hinweg, gefolgt von der Dunkelheit und dem aufgehenden Mond. Noch war Zeit. Es handelte sich annähernd um die Stelle, an der sie auf Daishar neben Gareth gestanden und zugesehen hatte, wie die Flussschiffe sich auf Tar Valon zubewegten. Sie zügelte Bela und lauschte.
Stille. Und dann ein unterdrückter Fluch. Das leise Grunzen von Männern, die eine schwere Last über den Schnee zerrten und dabei leise zu sein versuchten. Sie lenkte Bela an den Bäumen vorbei auf die Laute zu. Schatten bewegten sich, und sie hörte das leise Flüstern von Stahl, der aus Scheiden glitt.
Dann murmelte ein Mann nicht leise genug: »Ich kenne das Pony. Es ist eine der Schwestern. Die, die angeblich mal Amyrlin gewesen sein soll. Ich finde, sie sieht nicht so aus. Ist nicht älter als die andere, die jetzt die Amyrlin sein soll.«
»Bela ist kein Pony«, sagte Egwene kurz angebunden.
»Bringt mich zu Bode Cauthon.«
Ein Dutzend Männer glitten aus den nächtlichen Schatten zwischen den Bäumen und umstellten sie und Bela. Sie alle schienen sie für Siuan zu halten, aber das war Egwene durchaus recht. Für diese Männer war eine Aes Sedai wie die andere, und sie führten sie zu der Stelle, an der Bode auf einem Pferd saß, das kaum größer als Bela war, und einen dunklen Umhang festhielt. Auch ihr Kleid war dunkel.
In der Nacht wäre Weiß aufgefallen.
Auch Bode erkannte Bela und streckte die Hand aus, um das Ohr der Stute zu streicheln, als Egwene an ihre Seite geritten kam.
»Ihr bleibt an Land«, sagte Egwene leise. »Ihr könnt mit mir zurückreiten, wenn alles erledigt ist.«
Beim Klang von Egwenes Stimme riss Bode die Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt. »Warum?«, fragte sie, und es klang nicht ganz wie eine Forderung. Zumindest das hatte sie gelernt. »Ich schaffe das. Leane Sedai hat es mir erklärt, und ich kann das schaffen.«
»Das weiß ich. Aber nicht so gut, wie ich es kann. Noch nicht.« Das erschien zu sehr als Tadel, den die andere Frau nicht verdient hatte. »Bode, ich bin der Amyrlin-Sitz. Es gibt Entscheidungen, die nur ich treffen kann. Und einige Dinge sollte ich nicht von einer Novizin verlangen, wenn ich sie besser erledigen kann.« Vielleicht war das nicht viel freundlicher, aber sie konnte das mit Larine und Nicola nicht erklären, oder den Preis, den die Weiße Burg allen ihren Töchtern abverlangte. Das eine konnte die Amyrlin einer Novizin nicht erklären, und eine Novizin war noch nicht reif, von dem anderen zu erfahren.
Selbst in der Nacht verriet die Haltung von Bodes Schultern, dass sie nicht verstand, aber sie hatte auch gelernt, nicht mit Aes Sedai zu diskutieren. So wie sie gelernt hatte, dass Egwene Aes Sedai war. Den Rest würde sie auch noch lernen. Die Burg konnte sich die Zeit nehmen, die sie brauchte, um ihr alles beizubringen.
Egwene stieg aus dem Sattel, übergab einem der Soldaten Belas
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