Die Weiße Burg
Streitkräfte nieder, die von Lord Gregorin versammelt wurden, dem Verwalter des Wiedergeborenen Drachen in Illian, ein Titel, der selbst Gründe zur Sorge bot. Tear hatte seinen eigenen Verwalter für den Wiedergeborenen Drachen, den Hochlord Darlin Sisnera, und er wurde im Stein von Adligen belagert, die sich weigerten, Rand anzuerkennen. Es war eine sehr seltsame Belagerung. Der Stein hatte seine eigenen Docks, und Darlins Feinde konnten den Nachschub selbst dann nicht abschneiden, wenn sie den Rest der Stadt hielten, was sie auch taten, und sie schienen sich damit zufrieden zu geben, dort sitzen zu bleiben und abzuwarten. Vielleicht wussten sie auch einfach nur nicht, was sie als Nächstes tun sollten. Allein die Aiel hatten den Stein im Sturm erobern können, und noch nie hatte ihn jemand ausgehungert. Die Grauen hatten Grund zur Hoffnung in Tear.
Egwene hob den Kopf, als sie den unteren Rand der Seite las, und sie legte sie eilig beiseite und nahm die nächste. Die Grauen hatten Grund zur Hoffnung gehabt. Anscheinend war eine Graue Schwester erkannt worden, als sie aus dem Stein gekommen war, und man war ihr zu einem Treffen mit Hochlord Tedosian und der Hochlady Estanda gefolgt, zwei der prominentesten Mitglieder der Belagerer. »Merana«, hauchte sie. »Sie sagen, es war Merana Ambrey, Siuan.« Unbewusst massierte sie sich die Schläfe. Die Schmerzen hinter den Augen waren stärker geworden.
»Sie könnte Gutes bewirken.« Siuan stand auf und ging über die Teppiche zu einem kleinen Tisch an der Zeltwand, auf dem mehrere nicht zueinander passende Pokale und zwei Kannen auf einem Tablett standen. Die Silberkanne enthielt gewürzten Wein, die blaue Tonkanne Tee; beide waren beim ersten Tageslicht für die Ankunft der Amyrlin dort hingestellt worden und schon lange kalt. Niemand hatte damit gerechnet, dass Egwene zum Fluss ritt. »Solange Tedosian und die anderen nicht mitbekommen, für wen sie wirklich arbeitet.« Siuans Stola rutschte von einer Schulter, als sie die Kanne betastete, und kurz flammte das Licht Saidars um sie herum auf, als sie Feuer lenkte und den Inhalt erwärmte. »Sie werden ihr nicht glauben, dass sie in gutem Glauben verhandelt, wenn sie herausfinden, dass sie die Kreatur des Wiedergeborenen Drachen ist.« Sie füllte einen polierten Zinnbecher mit Tee, tat großzügig Honig hinein, rührte um und brachte Egwene den Becher.
»Das könnte Euch helfen. Es ist ein Kräutertrank, den Chesa gefunden hat, aber der Honig verbessert den Geschmack.«
Egwene probierte vorsichtig und stellte den Becher mit einem Schaudern wieder ab. Wenn es mit Honig so scharf schmeckte, wollte sie sich nicht vorstellen, wie es wohl ungesüßt war. Da waren ja vielleicht sogar die Kopfschmerzen besser. »Wie könnt Ihr das so ruhig aufnehmen, Siuan? Dass Merana in Tear auftaucht, ist der erste echte Beweis, den wir haben. Da glaube ich ja noch eher, dass Eure Sitzenden zufällig zusammengekommen sind.«
Am Anfang war es nicht mehr als ein Raunen hinter vorgehaltener Hand gewesen, von den Ajahs oder von Siuans Augen-und-Ohren. In Cairhien gab es Aes Sedai, und sie schienen sich frei im Sonnenpalast bewegen zu können, während sich der Wiedergeborene Drache dort aufhielt. Dann wurde das Raunen heiser und unbehaglich, zögerlich. Die Augen-und-Ohren in Cairhien wollten es nicht sagen. Niemand wollte wiederholen, was die Agenten berichtet hatten. Da waren Aes Sedai in Cairhien, und sie schienen die Befehle des Wiedergeborenen Drachen zu befolgen. Noch schlimmer waren die Namen, die durchsickerten. Ein paar der Frauen waren in Salidar dabei gewesen, sie hatten zu den Ersten gehört, die sich Elaida widersetzt hatten, während andere von ihnen Frauen waren, von denen man wusste, dass sie loyal zu Elaida standen. Soweit Egwene wusste, hatte niemand das Wort Zwang laut ausgesprochen, aber alle hatten daran gedacht.
»Es ist sinnlos, sich das Haar zu raufen, wenn der Wind nicht in die gewünschte Richtung bläst«, erwiderte Siuan und setzte sich wieder auf den Hocker. Sie wollte die Beine übereinander schlagen, stellte aber hastig beide Füße auf den Teppich zurück, als der Hocker kippte. Sie murmelte etwas Unhörbares und richtete die Stola mit einem Schulterzucken. Und war gezwungen, den nächsten Ruck auszubalancieren. »Man muss die Segel so ausrichten, dass man aus der Richtung einen Vorteil zieht, aus der der Wind kommt. Denkt man kühl, dann wird man es zurück ans Ufer schaffen. Ist man halsstarrig, wird
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